Es gibt immer einen Weg

Seit November 2023 bezieht Chiara (29) Teilerwerbsunfähigkeitsrente, hat ihre Arbeitszeit auf 50 Prozent reduziert und arbeitet nun nicht mehr in einer Führungsposition, sondern auf Sachbearbeitungsebene. Zuvor musste sie eine lange Durststrecke bewältigen, finanziell und emotional: Durch langen Krankenstand und das knappe Arbeitslosengeld musste sie ihren Alltag neu ordnen. Trotz voller Unterstützung durch ihren Ehemann, fiel ihr die Decke auf den Kopf. Zuletzt musste sie erst noch die Urlaubstage aus ihrem bisherigen Arbeitsvertrag nehmen, bevor sie unter den neuen Bedingungen wieder arbeiten „durfte“. Für die junge ambitionierte Frau kaum auszuhalten.

Ihre MS-Diagnose vor vier Jahren führte sie zu einem grundlegenden Umdenken: Heute steht nicht mehr ihr Job, sondern sie selbst und ihr Körper an erster Stelle. Fatigue, Migräne und Konzentrationsprobleme fordern regelmäßig Tribut und das dürfen sie auch. Ihr persönliches Wohlergehen ist ihr heute wichtiger als Geld und Status. Wenn sie finanziell wieder solide aufgestellt ist, will sie auf Reisen gehen. Irland, Island, Grönland und die Polarlichter sind ihre nächsten Ziele. Ihr größter Traum wäre schon erfüllt, wenn ihre schubförmige MS zum Stillstand käme.

Chiara engagiert sich ehrenamtlich als Sprecherin der Jungen Initiative Ortenaukreis und bietet jungen MS-Betroffenen Austausch und Beratung auf Augenhöhe. Ihre Botschaft: „Halte die Augen offen, es gibt immer einen Weg, du musst ihn nur sehen und zulassen.“ Sollte Plan B nicht funktionieren, gibt es da noch Plan C und viele weitere Möglichkeiten. So umschreibt die Optimistin auch ihre Zukunft: „Meine Zukunft mit MS ist vielleicht ein Weg mit Hindernissen, aber man kann jeden Weg freimachen“. Sie trinkt zwar keinen Alkohol, aber der Spruch „Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila“ ist der perfekte Ausdruck ihrer Lebenseinstellung.