Bewegung im Wasser fördert Kraft und Vitalität und verbessert bei MS-Kranken nachweislich Mobilität, Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer. Und das Wasser hat einen großen Vorteil gegenüber dem Land: Das nasse Element wirkt wie eine bestens gepolsterte Matte, die Verletzungsgefahr ist anders als an Land gering. So kann man kann ruhig auch mit Symptomen wie z.B. Gleichgewichtsstörungen mutig etwas ausprobieren, ohne sich zu verletzen.
MS-Symptome sind kein Grund, das Wasser zu meiden
Wenn man richtig informiert ist, erweisen sich Ängste vor dem Wasser als unbegründet. Multiple Sklerose Kranke mit dem Uthoff-Phänomen sollten natürlich darauf achten, dass das Wasser nicht zu warm ist. Das kühlere Wasser, für das Uthoff-Phänomen gut, ist für andere Symptome eher schlecht. Bei Spastik kann es beispielsweise zu einer Verstärkung der Symptomatik führen. Wichtig zu wissen ist auf jeden Fall, dass bei beiden Phänomenen die Auswirkungen jedoch nur vorübergehend und ungefährlich sind. Sie verursachen auch keine bleibenden Symptome und schubauslösend sind sie ebenfalls nicht.
Sportlich oder entspannend?
Das hängt von der Vorliebe jedes Einzelnen und seinem individuellen Gesundheitszustand ab. Die neue Broschüre der AMSEL beschreibt deshalb sowohl Aquasportarten wie auch Aquatherapien.
Schwimmen beispielsweise aktiviert den ganzen Körper, regelmäßig betrieben, steigert dieser Ausdauersport die Kondition und gibt dadurch Kraft und Sicherheit für die Bewältigung des Alltags. Große Vorbereitungen für dieses effektive Ganzkörpertraining sind meist nicht erforderlich und wie schnell man schwimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Von der entspannenden Bewegung bis zum temporeichen Sportschwimmen ist alles möglich.
Aqua-Fitness ist etwas für Menschen, die sich gerne in der Gruppe sportlich betätigen. Die AMSEL-Broschüre beschreibt die Möglichkeiten der Aqua-Gymnastik, des Aqua-Joggings und des Aqua-Cyclings.
Bei Aqua-Gymnastik geht es wie bei allen Wassersportangeboten um die Mobilisation, Kräftigung, Herz-Kreislauftraining und Koordination. Das Plus der Gymnastikangebote: Sie fallen im Wasser leichter als an Land, sind aber sehr effektiv. Und durch die große Bandbreite an Übungen können gezielt geschwächte Muskeln trainiert werden.
Aqua-Jogging, also das Laufen im Wasser, profitiert wie alle Wassersportangebote von der Auftriebskraft des Wassers. Mit Hilfe eines Schwimmgürtels oder einer Schwimmweste werden im Wasser – langsame und schnelle – Laufbewegungen durchgeführt. Multiple Sklerose Erkrankte können im Wasser gezielt das Gehen trainieren – ohne Angst vor einem Sturz.
Individuelles Training innerhalb einer Gruppe bietet das Aqua-Cycling. Es eignet sich besonders für Multiple Skerose Erkrankte, die sich gerne im Wasser aufhalten UND gerne Rad fahren oder wieder fahren würden, falls Radfahren auf dem Land nicht mehr möglich ist.
Beim Tauchen steht das Erleben im Vordergrund, nicht die Leistung. Allerdings erfordert der Tauchsport Zeit für die Ausbildung, Muße für die Tauchgänge und eine Investition in die Ausrüstung. Wenn man sich aber dafür entscheidet und die körperlichen Voraussetzungen mitbringt, kann Tauchen der Beginn einer neuen persönlichen Geschichte sein.
Wassertherapien für Multiple Sklerose-Kranke
Für MS-Kranke mit starker Symptomatik ist das Halliwick-Konzept geeignet. Es geht auf den Briten McMillan zurück, und ist eine aktive Therapie, die fördert und fordert. Mit der Halliwick®-Therapie sollen Fähigkeiten erhalten oder wiedererlangt werden, zum Beispiel die Sitzstabilität. Die spezielle Symptomatik des Einzelnen und seine individuellen Ziele stehen im Mittelpunkt der Therapie.
Ganz entspannend geht es bei Watsu (Water Shiatsu) zu. Bei dieser ganzheitlichen Körper- und Bewegungstherapie wird der MS-Kranke buchstäblich auf den Händen getragen. Der Therapeut hält und bewegt ihn im warmen Wasser. Die Verbindung aus den positiven Eigenschaften des Wassers mit den Grundlagen des Shiatsu führen zu einer tiefen Entspannung und einem Gefühl der Schwerelosigkeit.
Wer also Spaß am Wasser hat oder sich überlegt, ob Bewegung im Wasser etwas für ihn wäre: gleich die neue Broschüre bestellen. Mit zahlreichen illustrierenden Fotos zeigt sie, was möglich ist. Und die abgebildeten MS-Kranken zeigen, dass Bewegung im Wasser richtig Spaß macht.
AMSEL dankt den Experten: Sabine Lamprecht (Sportangebote), Andreas Engelen (Watsu-Praktizierender, Kliniken Schmieder Heidelberg) und Thomas Schick (Halliwick-Instructor, Rehazentrum Wilhelmshaven). Mechthild Zeh vom AMSEL-Berratungsteam hat inhaltliche Anregungen gegeben.
Ein Dank geht ebenfalls an die TEVA Pharma GmbH, die Layout und Druck der Broschüre unterstützt hat.
"Aquasport und –therapie" ist die zweite Broschüre in der Reihe "Sport und Bewegung für Menschen mit MS". Sie und die erste Broschüre "Gerätetraining und Klettern" sind im AMSEL-Shop erhältlich.
Redaktion: AMSEL e.V., 22.04.2013