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ATA188 verfehlt primären Endpunkt

Gerade auf den Wirkstoffen gegen progrediente Multiple Sklerose liegt viel Hoffnung, denn es fehlt an potenten Therapien gegen schleichende MS.

Es scheint, als könne man ATA188 (amsel.de hatte berichtet) nun auch zu den gescheiterten Wirkstoffen bei MS zählen. Was die Enttäuschung zusätzlich trübt: ATA188 stand auf dem Prüfstand als Mittel gegen nicht-aktive progrediente Verläufe der Multiplen Sklerose, also genau jene Verläufe, gegen die – neben der symptomatischen und rehabilitativen Therapie – bislang keine wirklich potente Therapie zur Verfügung steht. Lediglich Ocrelizumab und Siponimod können den Krankheitsverlauf bei frühem primär progredientem bzw. aktivem sekundär-progredientem Verlauf moderat bremsen (vgl. die AMSEL-Wissenseite zu MS: MS behandeln).

ATA188 gescheitert als MS-Therapie?

Doch ATA188 erreichte nicht das primäre Studienziel: Verbesserung der Behinderung nach zwölf Monaten im Vergleich zu Placebo. Dabei hatte mit den Phase-1-Studienergebnissen noch alles so hoffnungsvoll ausgesehen. 24 Patientinnen und Patienten führten die Studie zu Ende und erlebten nicht nur einen Stillstand ihres Behinderungszuwachses, sondern in ein paar Fällen (immerhin 33 %) sogar deutliche Verbesserungen, zum Beispiel beim Gehen. Außerdem wurden erste Anhaltspunkte für eine Remyelinisierung gefunden.

amsel.de machte schon beim Bericht über diese Studienergebnisse deutlich, dass es zu früh sei, sich in Sicherheit zu wägen, trotz der ersten Erfolge. Multiple Sklerose ist eine sehr individuelle Krankheit. Bei einer kleinen Anzahl an Patienten und gleichzeitig einer großen, höchst individuellen Bandbreite an Einschränkungen kann es naturgemäß auch zu großen Schwankungen der Ergebnisse kommen, was sich erst als Schwankung herausstellt, wenn man eine sehr viel größere Gruppe an MS-Patientinnen und -Patienten testet.

MS-Therapie nach dem Vorbild der CAR-T-Zell-Therapie

In Phase 2 jedenfalls erreichte ATA188 das primäre Studienziel nicht. Lediglich 6 % erlebten unter ATA188 eine Verbesserung ihrer Behinderungen, 16 % dagegen unter Placebo – eine Riesenenttäuschung für die 90 Probandinnen und Probanden, für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und auch für das US-amerikanische Unternehmen Atara. Ganz abgeschrieben scheint ATA188 noch nicht zu sein, auch lerne man selbst aus den negativen Ergebnissen viel über die Rolle des EBV (Epstein-Barr-Viruses).

ATA188 ist der CAR-T-Zell-Therapie abgeguckt. Mit dieser Therapieart beschäftigt sich Atara hauptsächlich, um neue Wirkstoffe gegen Krebs und Autoimmunerkrankungen zu entwickeln und es gibt auch von anderen Unternehmen Ansätze, die CAR-T-Zell-Therapie bei MS zu prüfen. Im Unterschied zur "echten" CAR-T-Zell-Therapie benötigt ATA188 keine Chemotherapie, was es nebenwirkungsärmer macht. Tatsächlich zeigte ATA188 auch in Phase 2 (der "EMBOLD-Studie") ein gutes Sicherheitsprofil.

Das alleine bringt leider gar nichts, wenn der Wirkstoff zwar nicht schadet, aber auch nichts bewirkt. Die ATA188-Daten werden weiter ausgewertet. Und es gibt weiterhin viel Hoffnung auf eine Therapie von PPMS und SPMS, denn gegen progrediente MS sind noch einige andere Wirkstoffe in der MS-Pipeline.

Quelle: Pressemitteilung von Atara Bio, 08.11.2024.

Redaktion: AMSEL e.V., 23.02.2024