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Stadt-Land-Gefälle in der MS-Versorgung

Macht es einen Unterschied bei der MS-Therapie, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt? Forscher der Universität Oldenburg sagen: ja.

Auf dem Land gibt es weniger Neurologen, weniger MS-Zentren und weniger Hochschulambulanzen. Aber bedeutet dies auch, dass MS-Patientinnen und-Patienten auf dem Land weniger gut versorgt sind, was die Therapie ihrer multiplen Sklerose angeht? Oder ist es womöglich nur ein Vorurteil, ähnlich wie das, dass MS automatisch in den Rollstuhl führe?

Nein, sagen die Ergebnisse einer Studie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und weiterer Beteiligter, darunter die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), der Dachverband von AMSEL e.V. Tatsächlich erhalten MS-Erkrankte auf dem Land signifikant seltener verlaufsmodifizierende Medikamente der Wirksamkeitskategorien zwei und drei als MS-Erkrankte, die städtisch wohnen. Dies fand das Forscherteam heraus anhand von Patientendaten rund 7000 MS-Patientinnen und-Patienten der AOK in Niedersachsen.

Facharztdichte auf dem Land – ein internationales Problem?

Logisch, könnte man meinen, schließlich haben es Patienten auf dem Land in aller Regel weiter und umständlicher, einen Facharzt zu konsultieren. Andererseits sind dies nur deutsche Zahlen, sogar nur niedersächsische, um es genau zu nehmen. Eine Studie aus den USA zeigt jedoch, dass es in Nordamerika ebenfalls ein Stadt-Land-Gefälle gibt bezüglich der MS-Therapie. Wobei die Distanzen dort aufgrund der insgesamt geringeren Bevölkerungsdichte deutlich höher sind (ein Teil der Bevölkerung muss hier 60 Meilen und mehr auf sich nehmen, um überhaupt einen Neurologen zu finden). Hier schlagen die Verfasser der Studienarbeit vor, vermehrt auf Video-Konsultationen zu setzen. Man müsse den Erfordernissen der erkrankten Menschen begegnen, gerade auch, wenn man bedenkt, dass Multiple Sklerose die Ursache Nummer eins für nicht-traumatische Behinderungen in jungen Jahren darstellt.

Weitere Zahlen aus der niedersächsischen Studie zeigen, dass MS-Betroffene im jungen bis mittleren Alter häufiger Präparate der höheren Wirksamkeitskategorien erhalten als Patientinnen und Patienten über 55 Jahre. Zwischen Frauen und Männern gab es im Vergleich nur sehr geringe Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeitskategorien ihrer Therapien.

Quellen: Neurology, 21.12.2023; DGN Kongress Abstracts 2023, November 2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 02.02.2024