Liebe seit 5 Monaten einen Mann, der mir sagte, dass er MS hat seit 4 Jahren und schon einige Schübe durchlitten hat.
Ich will mich voll und ganz auf ihn einstellen, aber er verweigert jede weitere Information zur Krankheit an sich und wie es ihm geht. Alle Infos dazu holte ich mir deshalb aus dem Internet und komme mir vor wie der “geheime Ermittler”
Was ich von ihm erfahre ist lediglich, dass er keine Therapie macht, weil er noch nicht die Zeit! dazu gefunden hat, das aber “mal” angreifen will und dass er Stress unbedingt vermeiden muss (wegen möglichen Auslöser-Aspekten eines Schubes). Somit bin ich angehalten, mich so zu benehmen, dass es keinen “Stress” gibt, auch seltsame “Verhaltensanweisungen” für mich…
Nun mein Anliegen - ist dieses Verhalten normal? Ist das Verdrängung? Kann ich das als Ego-Trip meines Freundes interpretieren in seiner eigenen Verzweiflung?
Mich macht die Situation sehr traurig.
Kann mich jemand beruhigen, bestärken? Soll ich weiter “bohren”? Soll ich warten, bis er von sich aus sich öffnet?
Hallo Martina,
zeig ihm Deine Zeilen, die Du an uns gerichtet hast. Es wird sich dann zeigen, was er davon hält.
Viel Glück
Sabine
SW
Martina,
das Verhalten deines Freundes kommt mir voll und ganz bekannt vor…
Wenn du magst meld dich unter nicki990@web.de
Lieber Gruss von
Angehörige
Hallo Martina,
du brauchst dir nicht vorzukommen wie ein \“Spion\”. Es wäre schön, wenn mehr Angehörige es so machen würden wie du, und sich um Informationen bemühen würden, denn die meisten klappen die Ohren zu, wenn man ihnen als MS-Betroffene/r erzählen will, wie es ihnen geht.
\“Keine Zeit\” bedeutet meistens \“keine Lust\” (nicht nur, wenn es um die Gesundheit geht). Der Zeitbedarf für eine Therapie beträgt jeden Tag ca. 5 Minuten, und alle 2 Monate eine Stunde für einen Neurobesuch.
Ich würde eher annehmen, dass dein Freund Depressionen hat, die Krankheit verdrängt und deswegen nicht darüber reden oder mit einer Therapie anfangen will. Dabei muss \“Therapie\” gewiss nicht heißen, irgendwas zu spritzen! Sondern das kann auch alles andere sein, was man gegen die MS tun könnte, z.B., täglich Qi Gong üben oder sowas - auch dazu ist Disziplin nötig, und dass man dran bleibt und sich nicht aufgibt.
Die MS lediglich als Druckmittel für die Umwelt zu benutzen - \“ihr dürft mir keinen Stress machen, sonst kriege ich einen Schub!\” - ist ziemlich fadenscheinig. Erfahrungsgemäß geht das nicht lange gut.
Außerdem ist es sehr umstritten, ob es wirklich psychischer Stress ist, der Schübe auslöst. Die meisten Schübe haben (mindestens zusätzlich zum Stress) auch organische Ursachen, und wenn es nur eine banale Infektion oder eine Hitzeexposition ist! Ich hatte schon Schübe, als ich auf Wolke 7 war, und ich hatte keinen Schub, als mein Freund plötzlich starb.
Männer sind generell nicht so gesprächig. Dass einer sich öffnet, ist eher selten, ob mit MS oder nicht. Schaut euch doch mal gemeinsam dieses Forum an. Du kannst ihm sagen, dass du dich im Internet schlau gemacht hast, und dass du ihn mal fragen möchtest, ob dies oder jenes bei ihm auch so ist. Um die Diagnose zu bewältigen, muss man dazu stehen und darüber reden.
Alles Gute für euch und LG
Birgit
Vielen Dank für die Antworten.
Ich freue mich über das Feedback - so oder so wird es mir helfen…
Depressionen: ja, das kann wirklich zutreffen, auch wenn er es absolut in Agressivität verpackt. Ein falsches Wort von mir und er geht auf mich los, beschuldigt mich (vielerlei Dinge, auch Dinge, die gar nicht zutreffen) und macht mir ein schlechtes Gewissen wegen dem Stress…
Nur: Depressionen kann man sicher behandeln, aber der Betroffene muss es ja auch wollen… ich steh das nicht durch, ihn darauf anzusprechen - so verzagt bin ich bereits…
Du liebst seit 5 Monaten einen Mann - schön.
Gleichzeitig bist du verzweifelt - nicht schön.
Und nennst dich schon “Angehörige” - mmh?
Du willst dich voll auf ihn - den Angehörigen - einstellen?
Klingt für mich so, als willst du deinen Freund auf dich einstellen!
ja, du bust ziemlich “neu” im umgang mit einem MSler… ich war es jahrelang, bis ich nicht mehr konnte…
man (oder frau) sollte auch daran denken, dass -je nachdem wo die herde sind- MS sich nicht nur in körperlichen, sondern auch in psychischen problemen und symptomen äußert. depressionen, aggressivität, auch manie und hin bis zur psychosen ist alles drin, auch minderung der kognitiven leistung… leider sehen es die betroffenen oft nicht so, sondern sehen sie probleme beim partner. verdrängung ist ofr ein anfang, dann verschiebung etc…
wünsche idr kraft, ich habe es nicht geschafft…
danke, ihr helft mir… ich komme jetzt so langsam wieder in eine handlungsphase…
liebe(R) ex-angehöriger, schon mal dran gedacht, dass die, von dir so treffend beschriebene, “psychische” Symptomatik kein ausschliessliches Privileg MS-Erkrankter sein könnte?
Bei deinem nächsten Versuch könnte eine ehrliche Antwort auf diese Frage vorteilhaft sein.
Die Herde sind meistens in der Küche, nicht wahr?
…ein Kognitiver MS-Patient