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Zitat:
“… Ivonne Dähn leidet unter einer langjährigen MS, bei der keine Schübe auftreten. Diese Form ist besonders schwierig zu behandeln, weil im Gehirn chronische Prozesse ablaufen. Hier setzt ein neues Medikament an, das den Körper „austrickst“ und genau dort wirken soll, wo die entzündlichen Prozesse stattfinden. Ein Hoffnungsschimmer für viele MS-Patientinnen und -Patienten…”

OK, endlich mal etwas für PPMS statt immer nur für RRMS.

Offensichtlich geht man davon aus, dass auch bei PPMS entzündliche Prozesse stattfinden.
Ich dachte immer, dass das eher degenerative Prozesse wären.

Uwe

Bei PPMS sind die entzündlichen Läsionen oft diffus und weniger gut abgegrenzt als bei RRMS.

Entzündliche und degenerative Prozesse können sich gegenseitig beeinflussen. Chronische Entzündungen können neurodegenerative Prozesse fördern, während degenerative Veränderungen wiederum entzündliche Reaktionen verstärken können.

Irgendwie muss eine Studie finanziert werden, da wird im Sinne der Wissenschaft vielleicht
etwas “freier interpretiert” als üblich…

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Das Medikament neutralisiert B-Zellen, müsste dann auch bei RRMS wirken. Vom Prinzip her wie Ocrevus, Kesimpta oder Briumvi, nur dann auch hinter der Blut-Hirn-Schranke (BHS).

Die PPMS ist m. E. das, was bei RRMS die Smoldering MS ist, nur stärker ausgeprägt. Unabhängig von den Schüben hat man ja auch bei der RRMS stetig eine fortlaufende, chronische Entzündung, auf welche die Immuntherapien nahezu gar keinen Einfluss haben. Diese Smoldering MS ist auch zu einem großen Teil für die Behinderungsprogression verantwortlich, wenn später einmal das demyelisierte Nervengewebe abstirbt. Daher trifft es nach z. B. 20 Jahren oft plötzlich auch Leute hart, die bis dahin eine scheinbar “milde” MS hatten. Über lange Zeit nur wenige oder kaum Schübe, immer ein guter EDSS-Wert, doch plötzlich wird der Zustand innerhalb kurzer Zeit deutlich schlechter und die Immuntherapien helfen nicht mehr viel.

Ich könnte mir vorstellen, dass Ursache der Smoldering MS stetige Autoimmunreaktionen hinter der BHS sind, auf welche die bisherigen Immuntherapien keinen Einfluss haben. Wer heute eine B-Zell-Depletion macht, hat im Gehirn trotzdem autoreaktive B-Zellen. Je später man mit der Immuntherapie beginnt, je mehr autoreaktive B-Zellen sind dann bereits hinter der BHS und sorgen fortlaufend für Schaden. Das könnte der Grund sein, warum nach einigen Studien eine frühe, hochwirksame Erstlinientherapie auch bei Smoldering MS hilft.

B-Zell-Depletion funktioniert bisher nur vor der BHS. Wenn’s einmal beidseitig funktioniert, könnte das ein Medikament werden, dass die MS zu 100 % unterdrückt.

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Eine wichtige Komponente fehlt: Die Mikroglia

Im gesunden ZNS sorgen die multifunktionalen Zellen der Mikroglia (homöostatische Mikroglia) für die Immunregulierung und schützen die Nervenzellen u.a. durch die Freisetzung von antientzündlichen Substanzen.
Bei unserer Erkrankungen kehrt sich das Geschehen ins Gegenteil.
Während inflammatorischen Prozessen hat die pathogene Mikroglia hat das Sagen.

Bei PPMS sind die entzündlichen Prozesse weniger akut, aber chronischer Natur. Das führt zu einer langanhaltenden Aktivierung der pathogenen Mikroglia und trägt zur chronischen Neuroinflammation bei und fördert die kontinuierliche Demyelinisierung und den axonalen Schaden.

Denn die p-Mikroglia zeigt eine erhöhte Expression der üblichen Verdächtigen wie TNF-α, IL-1β usw

Ich denke die Modulation der Mikroglia-Aktivität über deren Signalwege könnte eine vielversprechende therapeutische Strategie sein, um die Progression von PPMS zu verlangsamen.

Letztendlich bedarf es die Beherrschung der Königsdisziplin:
Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse

Aber das dauert noch, na, wie lange…? 15/20/25 Jahre?

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Die fischen seit 40 Jahren im Trüben und haben immer noch keine Ahnung WO die Ursachen liegen.

  • Es ist ein Jammer

:man_running:
Uwe, bin raus !!

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Natürlich haben die Ahnung von MS, immer mehr sogar. Ahnung heißt per Definition nicht mit letzter Sicherheit wissen oder belegen können, aber etwas auf der Spur sein, von etwas eine Vorstellung haben. Alte und neue Immuntherapien werden auf diese Ahnung ausgerichtet und sie funktionieren - immer besser, je mehr geforscht wird.

Eher glaube ich an den Weihnachtsmann, als dass MS keine Autoimmunerkrankung ist, bei der das eigene Immunsystem die Myelinscheiden der Nerven im ZNS angreift.

Das Immunsystem ist auch noch nicht zu 100 % verstanden und trotzdem hat man (immer mehr) Ahnung davon. Gleiches gilt für das Gehirn.

Wer immer nur negativ denkt, kann nichts Positives erwarten.

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Merry Christmas

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Bei dir ist der Name Programm

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Man nennt das spitzfindig. Nicht Programm :wink:

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Auch eine unterdrückte MS ist eine MS.

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Ja.
Ganz richtig.

Möglicherweise erscheint es sinnvoller am Entzündungsmanagement anzusetzen.
Das Leben beruhigen, Stress abbauen oder gar nicht erst zulassen,entzündliche Ernährung vermeiden.

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Ich habe nichts gegen Medikamente. Schübe können sehr hässlich sein und bleibende Beeinträchtigungen zurücklassen. Das wiederum kann weitreichende Folgen haben für die gesamte Lebensführung, ich denke an Jobverlust etc.

Wenn es Medikamente gibt, mit denen Schübe wirksam unterdrückt werden können, finde ich das prinzipiell erst mal gut und hilfreich. (Die Frage evtl. gravierender NWs lasse ich mal beiseite).

Aber dass Schübe wirksam unterdrückt oder ggf. behandelt werden können, heißt doch nicht, dass man keine MS mehr hat - selbst bei beidseitiger, hundertprozentiger und erfolgreicher B-Zell-Depletion hat man MS (die Frage evtl. gravierender NWs lasse ich auch hier mal beiseite).

Und Entzündungsmanagement ist natürlich immer gut.

Bestreitet niemand.

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Woher kommen Aussagen wie „…heißt doch nicht, dass man keine MS mehr hat „?

Im Thread wurde einfach nur beschrieben, daß liquorgängige Therapien einen besseren Zugriff auf pathogene Prozesse im ZNS haben, was eigentlich bereits erwiesen wurde. Ob und wie das Verhalten von Astrozyten, Makrophagen, … verursachter Degeneration bzw. die Unterdrückung von SELs mit solchen BHS „Shuttles“ beeinflusst werden kann, muss sich noch erweisen.

Es ist aber klar, dass mit so einer Lösung zumindest die Gesamtheit der aktuellen pathogenen Prozesse, die mit RRMS und SPMS in Zusammenhang gebracht werden, direkt angegangen werden könnten. PPMS kann man vielleicht zunächst ausklammern weil dort zumindest gemäß einer Hypothese das Problem direkt in den Oligodendrozyten vermutet wird.

Insofern hätte man zumindest einen guten Ansatz um diese Krankheit an den bekannten Stellen „vollständig“ anzugehen. „100% Unterdrückung“ als Ziel auszusprechen ist vielleicht etwas provokant ausgedrückt aber inhaltlich zumindest nicht unwahr in diesem Kontext.

Um „keine MS mehr zu haben“ müsste die Genetische Forschung fortschritte machen um die schadhaften Stellen im DNA zu beheben damit diese Krankheit nicht ausgelöst werden könnte. Das aber eine völlig andere Forschungsebene. Diese Konzepte durcheinander zu werfen klingt naiv.

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Und PML positive Patienten sehen eine ‘Shuttle-Fahrt’ bestimmt
mit gemischten Gefühlen…

Also ich würde es in diesem Fall nicht riskieren

Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Bin JC-positiv. Afaik wird das JC-Virus aber doch in erster Linie von aktivierten T-Zellen in Schach gehalten? Daher bei Tysabri das erhöhte PML-Risiko (BHS lässt keine T-Zellen mehr durch) und bei B-Zell-Depletion aber nur wenig erhöht (falls überhaupt).

Zu PML wird auch geforscht. Möglicherweise gibt es bald Medikamente gegen PML auf Basis von T-Zellen.

Was ist damit gemeint? Man ist nicht „PML Positiv“ sondern JCV+ und die Viren sind in dem Augenblick sehr Wahrscheinlich bereits im Liquor. Man kann es nur nicht exakt sagen weil die Stratify Ergebnisse auf eine Probe vom Serum beruhen und der Liquorwert dann geschätzt wird.

Außerdem wäre ein solcher BHS Shuttle im Falle einer PML exakt das Richtige sofern damit ein antivirales Mittel damit direkt in den Liquor gelangen könnte. Dann könnte man die Vorlaufzeit für das Auswaschen von Tysabri sparen und direkt behandeln.

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Kannst du auch etwas dazu sagen, weshalb hier eventuell direkt die Oligodendrozyten angegriffen werden? Mit den B-Zellen hat das ja dann eventuell gar nichts zu tun?

Die unabhängige Zerstörung der Oligiodendrozyten bsp. im Rahmen der PPMS Form wird schon seit Jahren vermutet. Mittlerweile hat man der Hypothese die Bezeichnung „Inside-Out Degeneration“ gegeben…

„… bei der “Inside-Out”-Hypothese wird die Degeneration der Oligodendrozyten zunächst durch eine interne Stoffwechselstörung im ZNS ausgelöst, die zu Demyelinisierung und Gliose mit anschließender Freisetzung von entzündlichen Zytokinen und Chemokinen führt.…“

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