Hallo liebe Community,
ich bin neu hier und setze mich seit etwa einem halben Jahr zunehmend mehr mit meinen Problemen auseinander. Dazu zählte auch die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, wobei ich von verschiedenen Leuten sehr unterschiedliche Aussagen bekommen habe, von “allein durch die Diagnose mindestens GDB 30” bis “bevor du nicht im Rollstuhl sitzt, bekommt du da gar nichts”. Allgemein habe ich stark den Eindruck aus Erzählungen und Recherchen, dass es überall unterschiedlich gehandhabt wird und teilweise echt abhängig vom Gutachter/Bearbeiter zu sein scheint. Ich gehe davon aus, bald mal einen Bescheid zu bekommen und stelle mich aktuell auf einen Widerspruch ein, da sich das wohl häufig lohnen soll. Meine Rechtsschutzversicherung hat auch schon einen Fall eröffnet und wartet sozusagen darauf, dass ich mich mit dem Bescheid melde.
Ich bekam die Diagnose 2021 im Zuge einer Sehnerventzündung. War 8 Tage im Krankenhaus und bekam 5 Tage davon hochdosiertes Kortison, während man parallel alle möglichen Untersuchungen machte, um die Diagnose zu stellen. Nach Hause ging ich dann erstmal mit der Diagnose “CIS”, aber auch den Aussagen der Ärzte, dass es sicher MS sei, da das Nervenwasser dies eindeutig zeigt. Sehvermögen ist vollständig zurückgekehrt. Basistheraphie mit Copaxone läuft seitdem.
Ich kämpfe seitdem mit immer wiederkehrenden Muskelschmerzen (häufig Beine), die immer über 1-3 Tage anhalten sowie heftigen Kopfschmerz-Wellen, welche im Akutfall mit Sumatriptan behandelt werden (obwohl mein Neurologe davon überzeugt ist, dass es keine Migräne ist), und starker Erschöpfung (Fatique). Zwischenzeitlich wurde mal Amitryptelin zur Kopfschmerzvorbeugung ausprobiert, wobei ich aber schon die niedrigste Dosis extrem schlecht vertragen hatte (3 Tage Benommenheit, kaum geradeaus laufen können, Schwindel, Übelkeit, …). Aktuelle MRT-Berichte sind ohne weitere Befunde.
Mein Neurologe versprach, mich zu unterstützen und ist der festen Überzeugung, ich bekomme, alleine schon aufgrund der Diagnose einen GDB (er scheint etwas alteingesessen zu sein). Wir saßen stundenlang zusammen und besprachen uns über mehrere Sitzungen verteilt und gestern bekam ich dann eine Kopie der Unterlagen, die er eingereicht hat. Bis auf den Krankenhaus-Bericht von damals und einem kleinen Schreiben an meinen Hausarzt, wo zusätzlich die Kopfschmerzen und die Fatique in ein paar wenigen Sätzen erwähnt werden, hat er nichts weiter eingereicht. Ich bin tatsächlich ein wenig enttäuscht, habe aber selber bei Beantragung ein Kopie meines Schmerztagebuchs sowie einen persönlichen Brief (mit Schilderung meiner Einschränkungen im Alltag) mit eingereicht. Darin beschreibe ich beispielsweise auch, dass ich seit meiner Sehnerventzündung unter einer Farbwahrnehmungsschwäche und einer starken Blendempfindlichkeit leide, was zusammen mit den Muskelschmerzen, damit einhergehendem Schwächegefühl und den Kopfschmerzen beispielsweise der Grund ist, warum ich mich nicht mehr in der Lage fühle, Auto zu fahren. Alles Dinge, die ich meinem Arzt erzählt hatte.
Worauf ich nun hinaus will … Was habt ihr so für Erfahrungen gemacht? Könnt ihr mir noch Tipps geben? Mein Ziel ist es, einen GDB von 50 für mehr Urlaubstage, Steuerfreibeträge, erschwerte Kündigung, “Einladungszwang” bei Vorstellungsgesprächen etc. zu bekommen. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und habe unter anderem aufgrund meiner Fatique meine Arbeitszeit von 100% auf 50% reduziert, was mir finanziell echt zu schaffen macht, mir körperlich aber gut tut. Ich hoffe eigentlich sehr, dass es nicht so weit kommt, dass ich mich mit einem Anwalt auseinandersetzen muss, da ich eigentlich auch keine Energie für sowas habe, aber ich befürchte, aufgrund der oben schon genannten Erzählungen und Recherchen, das dies der Standardweg zu sein scheint.
Herzlichen Dank.