Hallo!

War schon 2x während meiner jetzt 20 Jahren MS-Zeit in der Psychiatrie wegen Depressionen.
Habe es schon lange geahnt, aber jetzt über meine Ex-Schwägerin erfahren, daß mein Bruder zu ihr sagte ich wäre einfach nur seine psychisch kranke Schwester und auch meine 2 anderen Geschwister wollen nicht mehr richtig etwas mit mir zu tun haben. Weiß aber auch, daß meine Eltern so denken, es tut einfach nur weh!

Gruß Puschel

Hallo Puschel,
sei nicht traurig darüber was Dein Bruder über Dich denkt, es gibt so viele Leute die so denken, da sie überhaupt keine Ahnung über unsere Krankheit haben. Warum? Sie sind eben nicht selbst davon betroffen. Menschen machen sich erst Gedanken wenn es sie selbst trifft. Ich selbst hatte auch keine Ahnung über meine Krankheit, obwohl mein Beruf den ich ausgeübt habe mit kranken Menschen zu tun hatte (Behörde). Wir haben uns nie richtig Gedanken über Einzelfaelle gemacht, wichtig war das man am Ende des Monats sein Geld bekam und Abends schnell nach Hause. Wenn Du mich heute fragst, ich denke ich habe damals auch falsch gehandelt. Meistens erzaehle ich dieses Beispiel wenn ich Leute wie Deinen Bruder treffe. Hoffen wir das er niemals an MS erkrankt, sonst würde er vielleicht ja verstehen wie es seiner Schwester geht. Mach Dir keinen Kopf darüber was andere sagen und versuche jeden Augenblick Deines Lebens nur für Dich zu geniessen.
Es grüsst Dich
das x-girl

Hallo x-girl!

Danke, das tut schon gut zu hören, aber wenn es die ganze Familie betrifft, dachte halt immer Familie ist ein Rückhalt aber ist halt nie so gewesen. Der Bruder der das gesagt hat war selbst schon wegen Depressionen in der Psychiatrie, mir ging das nach.
Das Wort MS nehmen die nicht einmal in den Mund, Mutter meint, darüber muß man nicht reden, tja.
Ex-Schwägerin sagt sogar ich müsse mich doch damit beschäftigen, hat ja Recht mach ich ja auch, zwar noch nicht so lange aber seit ich mich damit beschäftige und ich sage z.B. daß Depressionen auch von MS kommen können oder, daß ich so oft müde bin heist es: Wo hast du denn das wieder her oder wo hast du denn das wieder gelesen du bildest dir das alles doch nur ein, fertig, ja so ist sie und gerade von einer Mutter erwartet man doch, daß man mit ihr darüber reden kann, nicht ständig aber ab und zu doch (die MS soll ja auch mein Leben nicht beherrschen). Bei den Depressionen hat sie gesagt, sie kennen keinen MS -Kranken der Depressionen hat, dabei kennt sie wirklich keinen der an MS erkrankt ist. Na ja, traurig aber muß man halt so nehmen wie es ist. Habe den Kontakt zur Family erst mal abgebrochen, ihr (die anderen melden sich ja nicht) aber einmal die Meinung gesagt. Bin nur froh, daß ich seit 10 Jahren meinen Freund habe, er versteht es zwar oft auch nicht (ist ja klar er hat es ja “zum Glück” auch nicht aber: er ist für mich da und stärkt mir den Rücken! Dafür bin ich dankbar.
Danke für deine aufbauenden Worte!
Bin aber immer noch traurig, muß das Ganze wahrscheinlich jetzt erst mal verarbeiten die Aussage ist ja erst ein paar Tage her, und ich denke es geht vielen von uns so.

Liebe Grüße Puschel

Hallo Puschel,
auch ich hatte zwei Nervenzusammenbrüche und war einmal auf der Psychosomatik und einmal auf der Depression. Interferone haben mich total depri gemacht. Seitdem ich auf Corti bin hab ich mich stabilisiert. Es kann ein Nichtbetroffener nicht wirklich nachvollziehen was in uns vorgeht, was wir alles zu verarbeiten haben.
Ich habe va auf der Depri-Station sehr viel über Depressionen gelernt, es sind nicht nur einfach ein paar dunkle Stunden, sondern eine massive Veränderung und Belastung des “banalen” Lebens. Depression als Krankheit wird von so vielen unterschätzt. Das hat man ja auch beim Freitod von Robert Enke gemerkt, wie sehr diese Krankheit verdrängt wird.
Menschen die depressiv sind sind labil - haha das was ein Depressiver leistet um die Fassade aufrecht zu erhalten soll erst mal einer nach machen… MS-Ler sind ähnlich, wenn man beides sich angelacht hat leistet man fast schon unmenschliches. Ich habe oft the show must go on gegeben… irgendwann konnte ich nimmer.
Ich weiß es ist besonders schwierig wenn man va im engsten Familienkreis mit solchen Vorurteilen konfrontiert wird. Ich neige dazu selbst dort meine Maske aufzusetzen. Das Dumme ist nur mein Mann schaut mir in die Augen und weiß Bescheid, mein Mutter ist auf meine Stimme spezialisiert…
Man wird leider immer auf Unverständnis stoßen. Manchmal liegt es daran, daß diese Menschen es einfach sich nicht vorstellen können und daran glauben, daß ein Friseurtermin alles gut macht… bzw. es ihnen einfach nur an etwas Einfühlungsvermögen mangelt…
Nobody is perfect. Bemühe Dich Dich nicht nur als Mängelwesen wahrzunehmen und fang an Dich selbst lieb zu haben, Du bist es nämlich wert. Ich habe erfehren, daß mein Umfeld auf meine innere Veränderung reagiert. Es war und ist nicht einfach mit mir, aber wir kämpfen weiter. Es lohnt sich!!! Im übrigen auch die Turbogesunden bekommen ihre Zipperlein und sind so froh, wenn man diese liebevoll akzeptiert. Schau mal bei http://www.zeitzuleben.de/ vielleicht findest Du dort etwas was Dir gut tut. Mein Psychologe, den ich drei Jahre lang hatte war genial auch wenn er meinen zweiten Absturz nicht verhindern konnte. Ich habe mein Leben kritisch betrachtet, gelernt und geändert. Ich habe gelernt mich trotz Handicap lieb zu haben, Fähigkeiten erkannt die ich vorher als vollkommen normal und gar nix besonderes gesehen habe. Auch Du bist was besonderes, Du darfst Ecken und Kanten haben, Unzulänglichkeiten, andere haben diese genauso, wenn nich körperlich dann geistig ;-)… manchmal müssen auch die erst mal in eine solche Situation kommen um zu lernen, dafür wünsche ich Dir Geduld. Im übrigen abgeschossene Pfeile können irgendwann zurückkommen, ob der, der sie abgeschossen hat damit umgehen kann ist ne andere Geschichte.
Liebe Grüße
Idefix … und beißen :slight_smile:

Hallo Idefix!

Danke für deine Antwort!
Die Trauerfeier von Robert Enke habe ich mit meinem Freund verfolgt und habe die ganze Zeit nur geweint (man staune, sogar er schluchzte!), dachte das hätte die ganze Welt sehen sollen, damit sie endlich kapieren, aber es wird sich nicht viel ändern da bin ich mir sicher, wird wirklich auch weiterhin verdrängt, oder denkt nun die Welt irgendein Fußballer oder Prominenter würde sich die blöße geben, nicht mal ein Normalsterblicher, leider!
Bin nicht mehr traurig, warum sollte ich auch habe eigentlich Glück gehabt, daß ich schon mit 23 Jahren das erste mal in der Psychiatrie gelandet zu sein, habe so viel gelernt, bin viel , ja viel, viel, viel (selbständiger als meine sogenannten “Geschwister” (denn die sind es gar nicht) und habe meine “eigene Meinung zu allen Dingen” (muß nicht erst Mutter fragen) und das schönste war als ich beim Abschlußgespräch in der Gruppentherapie vom Psychologen gesagt bekam, daß ich bitte so “sensibel und einfühlsam bleiben solle, denn ich bin eine Bereicherung für diese Welt” schöööööööööööööööön (Balsam für die Seele)!
Ich weiß, wir fühlen, handeln, sehen alles ganz anders und ist das nicht herrlich?
Auf diese blöde Maske habe ich leider keine Lust mehr habe sie zu oft und zu lange aufsetzen müssen" ich bin es leid"! Familymäßig meine ich. Denn bei den wahren Freunden muß man niemals eine Maske aufsetzten und das ist das tolle daran!
Habe gelernt, daß die Krankheit(en) einen stark machen, man daran wächst, sehe sie nun als Herausforderung, nicht immer:) aber immer öfter.

Auf jeden Fall vielen, vielen Dank
Liebe Grüße
Puschel

Hallo Puschel,
das hört sich doch schon klasse an. Du weißt hinfallen darf man aber wer wieder aufsteht ist erst stark. Und die Geschichte es gelingt nicht immer aber immer öfter… die macht uns nämlich stark weil wir auch kleine Siege zu schätzen wissen :slight_smile: ok ich gehöre meist auch eher zur großen Hüpf-Fraktion aber ich weis auch die kleinen Schritte sind viel gewinnbringender und ich habe auch gelernt sie zu sehn :-)) … nicht immer aber immer öfter :wink: nur nicht unterkriegen lassen, es gibt soviel Schönes auf dieser Welt,… wenn man es wahrnimmt.
Liebe Grüße
Idefix

Hallo Puschel,
traurig und enttaeuscht bin ich auch, Deine Erfahrungen in der Familie sind bei mir fast genauso, meine Eltern sind schon tot und haben nie verstanden, mit was fuer eine Krankheit ich mich herumplagen muss. Sie sagten immer: “Man sieht doch gar nichts, also kannst du doch nicht krank sein…” Ich musste mich immer wieder rechtfertigen und erklaeren, bis ich aufgegeben habe zu erklaeren, es hatte einfach keinen Sinn mehr. Und schlimm ist fuer mich auch, dass meine beiden Brueder mich fast ignorieren, ja sogar Vorwuerfe machen, weil ich andere Entscheidungen treffe als sie es wuerden. Sie koennen sich auch ueberhaupt nicht vorstellen, dass man Depressionen haben kann, aus welchem Grund auch immer, ob vom Spritzen oder aufgrund von anderen Niederlagen. Solange es einen Bruder z.B. nicht selbst betrifft, wird man als kranke Schwester sowieso nur abfaellig bewertet,es betrifft ihn ja nicht selbst, also immer nach der Devise: 'Was kuemmert mich fremdes Leid"… Denen ihre Welt ist ja in Ordnung, die Arbeit stimmt, Geld stimmt, Gesundheit auch und die Familie ist intakt. Von alldem habe ich nichts mehr und demzufolge passe ich auch nicht mehr in denen ihre heile Welt. Es ist echt traurig, aber leider wahr. Vor allem zaehlt bei den Nichtbetroffenen nur noch Geld, Geld, Geld. Wer Arbeit hat, jammert trotzdem, man muss ja noch mehr haben vom Geld. Was sollen wir Kranken denn da erst sagen, meine kleine Rente ist gerade 700 Euro und mir hilft auch kein Jammern. Tja Puschel, das Leben ist ungerecht, das Unverstaendnis ist am allergroessten und erst recht in der eigenen Familie.
Wir muessen uns selbst stark machen, eine andere Wahl haben wir leider nicht.
Mach’s gut und bleibe tapfer, ich bleibe es auch.
Tschuessi Petra (Mauzi)

Hallo Idefix!

Kenne das mit der Hüpf-Fraktion gehöre auch dazu. Aber das schöne daran ist, daß wir auch das kleine, schöne zu schätzen wissen und wahrnehmen und das ist einfach wichtig und tut so gut!

Liebe Grüße Puschel

Hallo Mauzi!

Siehst du, und gerade diese “rechtfertigungen” und aussagen wie “man sieht dir doch nichts an” bin ich leid, es hat echt keinen Sinn und soll man sich damit sein Leben lang auch noch plagen?
Klar, die können sich nicht in einen hineinversetzen, verstehe ich ja, bin sogar froh darum will ja nich, daß es einem in der Familie schlecht geht! Glaube aber nicht, daß deren Welt “immer in Ordnung” ist. Ich selbst will nicht so “oberflächlich” leben, bin froh, daß ich anders denke, fühle, handle und auch die kleinen Dinge des Lebens sehe und mich glücklich machen. Klar, daß mit der Family geht mir oft genug noch nach, habe sie nach wie vor lieb, aber habe jetzt halt mal einen “cut” gesetzt um vielleicht endlich mal zur Ruhe zu kommen, mußte mal sein.

Danke für deine Antwort!
Liebe Grüße Puschel

Hallo ich nochmal!

Weißt du ich bin es leid dieses “das bildest du dir doch wieder mal nur ein!”, “wo hast du denn das wieder her?”, "wo hast du denn das wieder gelesen?, “bist du denn wirklich so oft müde?”, “kenne keinen mit MS der Depressionen hat”. Wenn ich spazieren gehe, und weite strecken sind wirklich nicht mehr drin, dann kommt höhnisch “na, waren es überhaupt 5 min?”. Aber wenn jemand neues in der Familie ist, wie zum Beispiel der Freund meiner Nichte, dann wird laut gefragt, na nun erklär uns mal, was du überhaupt für eine Krankheit hast (als ob den das interessieren würde und wenn doch, erklär das mal schnell), es ist so lächerlich. Ich bin es so leid!! Aber leider, geht es ja, wie ich sehe, vielen mit MS und ihrer Familie so, traurig, aber ist halt so.

Also das mußte ich noch los werden!

Liebe Grüße Puschel

Kenne das von meiner Familie auch,daß immer gefragt wird ,wies meiner Frau geht. Die kappselt sich dann meistens ab und willauch bei Feierlichkeiten weiter a etwas abseits sitzen. bleibe stark und mach deinen Weg, auch wenns anderen nicht gfällt.

Hallo!

Danke, daß sich auch ein nicht selbst “Betroffenener” (in Anführungsstrichen) derselben Meinung ist. Ist aber auch Scheiße, wenn man sich nicht einmal dazugehörig fühlt, wir sind doch keine Aussetzigen.
Die Frau meines Cousins (der ist aber auch so ein tolle Typ) hat auch MS als das ihre Schwiegermutter (die Schwester meiner Mutter, also seine Mutter) gehört hat meinte sie nur “wann laßt ihr euch denn dann scheiden”, toll oder, sie hat mit meiner Tante, ihrer Schwiegermutter auch nichts mehr zu tun zumindest redet sie einfach nicht mehr mit ihr wenn sie sie zwangsweise sehen muß.
Ganz liebe Grüße an deine Frau! Sie hat auch einen tollen Mann “Hut ab” genau wie Freund der ist der gleichen Meinung. Danke, ich werde stark bleiben und meinen Weg gehen (bin ja zum Glück nicht ganz alleine), wenn´s auch manchmal schwer fällt da die Familie blockt.

Liebe Grüße Puschel

Hallo Puschel,

lass dich nicht unterkriegen!
Das ist oft so, dass die Freunde oder Bekannte sich abwenden, oder glauben du bist ein Mensch zweiter Wahl! Dabei ist jeder Mensch gleich wertvoll, egal welche Krankheit er hat!
Sie leisten meiner Meinung noch viel mehr als ein “gesunder” Mensch, sie müssen einiges wegstecken und ihr Leben so gut es geht meistern!
Wir haben einen sehr lieben Freundeskreis, der ist zwar nicht riesengross, aber wenigstens kann man sich auf die verlassen!
Sogar meine Mutter hat manchmal Probleme damit, dass mein Mann nun krank ist! Sie weiss allerdings überhaupt nicht was MS ist, und auch wenn man es ihr erklärt, kapiert sie es nicht. Naja, sie ist schon etwas älter und wird es auch nie verstehen, aber gut…muss sie auch nicht!

Weiterhin alles gute für dich und lass dich nicht runterziehen von deienr Familie oder Menschen die keine Ahnung haben!

LG Lilly