Die Unterschiede zwischen Briumvi, Ocrevus und Kesimpta sind gering. Im Großen und Ganzen wirken wohl alle drei Anti-CD20-Antikörper annähernd gleich gut und eben jeder sehr gut. Die allgemein hohe Wirksamkeit der B-Zell-Depletierer nehme ich aus den Studien mit. Ein paar Prozent +/- hat man immer, selbst bei zwei identisch durchgeführten Studien mit dem gleichem Medikament.
Ob Spritze oder Infussion ist halt Geschmackssache. Ich hab mich aufgrund des Preises und der Verabreichung mit monatlichen Spritzen für Kesimpta entschieden. Wenn man die Geschichte zu den beiden aktuell verfügbaren Anti-CD20-Antikörpern kennt, dass es seit langem jeweils nahezu identische Vorgängerprodukte gibt, die jeweils nur einen Bruchteil kosten, dann sind beide Medikamente völlig überteuert, aber Kesimpta nicht ganz so unverschämt wie Ocrevus (etwa 10.000 € Unterschied p. a.). Ich möchte das Gesundheitssystem nicht unnötig belasten und der Fertigpen von Novartis ist beeindruckend einfach in der Handhabung. Hier zeigt ein Patient die Anwendung, kurz und bündig.
Bei Infussion muss man alle 6 Monate in die Klinik. Allein die Verabreichung dauert dann jeweils eine bzw. zwei Stunden. Mit Wartezeiten (man kommt wahrscheinlich trotz Termin nicht immer sofort dran) und Zeit für An- und Abfahrt ginge da in meinem Fall jedesmal ein halber Tag flöten. Bei Kesimpta ist keine Prämedikation nötig und die Injektion mit dem Fertigpen dauert inkl. Vorbereitung und Desinfektion der Einstichstelle keine 5 Minuten.
Die Uniklinik, die mir nun Kesimpta verschreibt, hat eigene Studien zu Ocrevus und Kesimpta laufen. Der Chefarzt dort meinte, beide Medikamente werden allgemein gut vertragen. Ocrevus scheint etwas stärker zu sein. Es eliminiert alle B-Zellen im Blut, bei Kesimpta würden bei vielen Patienten noch minimal B-Zellen übrigbleiben. Den Unterschied in der Wirksamkeit schätzt er auf 1 - 2 %. Außerdem sehen sie bei Kesimpta Veränderungen an Immunzellen, die sie bei Ocrevus nicht sehen. Auf meine Frage, ob das gut oder schlecht sei, antwortete er “das wissen wir noch nicht”. Das hat mich ein wenig verunsichert. Abgeraten hat er mir deshalb aber nicht. Auf der anderen Seite ist Kesimpta ein voll humaner Antikörper, Ocrevus ist nur humanisiert und enthält etwa 10 % Hamster-Protein.
Falls Briumvi 2024 in der EU kommt, ist ein dritter Player mit Anti-CD20-Antikörper am Start. Das sorgt womöglich für sinkende Preise. Zu Wünschen wäre es. Allein die Preiserhöhung von Ocrevus ggü. dem Vorgänger Rituximab soll die deutschen Krankenkassen jährlich 2 Milliarden Euro kosten.