Neuromyelitis optica (NMO) und Multiple Sklerose (MS) sind beide autoimmune Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die ähnliche Symptome verursachen können. Dennoch unterscheiden sie sich in mehreren wesentlichen Punkten:
Ursachen und Pathophysiologie:
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Neuromyelitis Optica (NMO):
- Ursache: NMO wird oft mit Antikörpern gegen Aquaporin-4 (AQP4-IgG) in Verbindung gebracht, die die Astrozyten im zentralen Nervensystem angreifen.
- Pathophysiologie: NMO betrifft hauptsächlich den Sehnerv und das Rückenmark und führt zu schweren Entzündungen in diesen Bereichen. Es führt seltener zu Läsionen im Gehirn.
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Multiple Sklerose (MS):
- Ursache: MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Myelinscheide, die die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark umgibt, angreift. Die genaue Ursache ist unbekannt, aber genetische und Umweltfaktoren spielen eine Rolle.
- Pathophysiologie: MS führt zu verstreuten Entzündungen und Demyelinisierung im zentralen Nervensystem, einschließlich Gehirn, Sehnerven und Rückenmark. Die Schäden sind oft verstreut und nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt.
Symptome:
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NMO:
- Sehstörungen: Schwere Sehnerventzündungen (Optikusneuritis) führen oft zu erheblichem Verlust des Sehvermögens.
- Rückenmarkssymptome: Akute Myelitis, die starke Schwäche, Lähmungen und sensorische Störungen verursacht.
- Übelkeit und Erbrechen: Kann auch zu Übelkeit und Erbrechen führen, insbesondere bei Beteiligung des Gehirns.
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MS:
- Vielfältige Symptome: Kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter Sehstörungen, Schwäche, Taubheit, Gleichgewichtsstörungen, Fatigue und kognitive Beeinträchtigungen.
- Schübe und Remissionen: Verläuft häufig in Schüben mit Remissionen, kann aber auch primär-progressiv sein.
Diagnose:
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NMO:
- Spezifische Marker: Der Nachweis von AQP4-IgG ist ein wichtiger diagnostischer Marker.
- Bildgebung: MRI zeigt typischerweise längliche Läsionen im Rückenmark (über drei oder mehr Segmente) und Entzündungen in den Sehnerven.
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MS:
- Klinische Kriterien: Diagnose basiert auf klinischen Symptomen, MRI-Bildern, die multiple Läsionen zeigen, und Liquoruntersuchungen (z. B. oligoklonale Banden).
- MRI: Zeigt typischerweise multiple verstreute Läsionen im Gehirn und Rückenmark.
Behandlung:
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NMO:
- Akute Behandlung: Hochdosierte Steroide und Plasmaaustausch bei akuten Schüben.
- Langzeitbehandlung: Immunsuppressiva wie Rituximab, Azathioprin oder Mycophenolatmofetil, um Schübe zu verhindern.
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MS:
- Akute Behandlung: Hochdosierte Steroide zur Behandlung von Schüben.
- Langzeitbehandlung: Krankheitsmodifizierende Therapien (DMTs) wie Interferon-beta, Glatirameracetat, Natalizumab, um die Progression zu verlangsamen und Schübe zu reduzieren.
Prognose:
- NMO: Oft schwerere Prognose ohne Behandlung, kann aber mit adäquater Therapie gut kontrolliert werden.
- MS: Variiert stark, viele Menschen können mit geeigneter Behandlung ein normales oder nahezu normales Leben führen, während andere schwerere Verläufe erleben.
Diese Unterschiede sind entscheidend für die richtige Diagnose und die Wahl der geeigneten Therapie für betroffene Patienten.