Hallo Zusammen,
Bei mir wurde vor nicht so langer Zeit MS diagnostiziert. In den letzten Tagen konnte ich das erste Mal “bewusst” einen Schub feststellen. Die Muskelschmerzen sind das kleinere Übel ,was mir mehr zu schaffen macht ist die Psyche. Kurz zu mir: ich bin leitende Angestellte ,ich beschäftige 13 Mitarbeiter und bilde aus,also kurz gesagt ich bin im Volksmund ein “harter Hund” der selten bis nie Gefühle wie "Schwäche "oder “Traurigkeit” seinen Mitmenschen zeigt.
Doch innerhalb diesen Schubes war ich in Diskussionsituationen (geschäftlich)mehrfach den Tränen nahe also sehr sensibel aber wiederum im privaten Umfeld sehr distanziert. Ich fühlte mich nur “alleine” wohl und etrug keine Menschen um mich rum (Partner /Familie).
Wird mich das jetzt bis an mein Lebensende begleiten? Diese Gefühlsextreme?

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Hallo Jac
Deine Frage, ob dich diese Gefühlsextreme bis ans Lebensende begleiten werden, kann och dir nicht beantworten. Allerdings kann ich dir von meinen Erfahrungen erzählen.

Im vergangenen Oktober hatte ich meinen zweiten Schub und da ging es mir ähnlich. Ich bin sonst sehr gerne unter Menschen, resilient und tough aber in der Zeit als es mir körperlich schlecht ging, habe ich mich stark zurückgezogen und es fiel mir schwer Hilfe aus meinem Umfeld anzunehmen und ihnen meine eigentliche Gefühlslage zu zeigen.
So wie du dich selbst beschreibst, bist auch du dich gewöhnt selbstständig und selbstbestimmt zu handeln, alltägliche und vermutlich auch Dinge die darüber hinausgehen, von dir wie selbstverständlich einzufordern. So ging/geht es mir zumindest und die Erkenntnis, dass dies temporär nicht möglich ist, ist hart, erfordert Geduld und nervt. Es war für mich ungewöhnlich, mich so schwach und hilfsbedürftig zu fühlen und das hat mir psychisch sehr zu schaffen gemacht. Ich bin regelrecht in eine depressive Stimmung verfallen und eine Weile lang hat mich dass dann noch mehr von mir selbst enttäuscht.
Mittlerweile ist mir (mal mehr, mal weniger) klar, dass diese Krankheit ein grosses Bündel zu tragen ist und es normal ist, zwischendurch zu verzweifeln und zu hadern.
Wenn du dir vorstellen kannst, dass dir eine Therapie gut täte und du dich darauf einlassen willst, kann ich dir das sehr empfehlen. Es ist nicht nötig, dass man alles alleine schafft!

Von meinem ersten Schub vor 5 Jahren erinnere ich mich daran, dass es nach ca. einem Jahr plötzlich steil bergauf ging. Die Energie war zurück, beinahe übersprudelnd und ich habe extrem viel Sport gemacht, was der Psyche ebenfalls sehr gut tat. Ich konnte aktiv etwas für die Stärkung meines Körpers zu tun und die Kontrolle zurück gewinnen.

Nun warte ich auf diesen Boost, mal hoffnungsvoll, mal verzweifelt und drücke dir die Daumen, dass du einen Weg findest mit der Situation umzugehen.

Lieber Gruss
Nela

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Vielen lieben Dank für die netten Worte. Sie geben Hoffnung

Solange du es nicht verarbeitet hast, ja!

Da liegt der Knackpunkt

Naja, nicht unbedingt oder ausschliesslich. Depressive Stimmungen können ein Symptom von Fatigue sein und dafür ist mehr die Chemie in unserem Kopf verantwortlich als unseren Umgang mit der Diagnose etc.
Bei mir wurden nun diese Symptome (Erschöpfung, Müdigkeit und Dünnhäutigkeit) nämlich genau als dies diagnostiziert.
Ich nehme auf Empfehlung meines Neurologen nun ein leichtes Antidepressiva, gehe zur Akupunktur, war im Schlaflabor ect. und tatsächlich wirken diese Massnahmen.
Also Jac, lass das doch auch mal überprüfen…

(Apropos „Verarbeitung“: Seit Januar warte ich auf einen Therapieplatz. Ich habe dann einen anfangs Juli bekommen, der nun aber auf Mitte September verschoben wurde.:see_no_evil: Gar nicht so einfach!)

Hallo, ich kann das gut nachvollziehen seit meiner Diagnose hab ich immer wieder kurze hoch‘s aber die Tiefs überwiegen indenen ich kaum einen Menschen an meiner Seite ertrage und jeder noch so kleine Lärm scheint mich zu überfordern. Ich hoffe auf einen Therapieplatz aber das gestaltet sich als sehr schwierig. Auch ich hoffe das das nicht für immer anhält das ist sehr anstrengend für mich und meine Mitmenschen.
Ich wünsche dir das sich das bald einpendelt und du zur Ruhe kommst und drücke fest die Daumen das du deinen Weg findest mit der Erkrankung umzugehen.

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Mahlzeit,

Also Jac, ehrlich gesagt, beschreibst du mein Gefühlschaos 1:1! Bin ehrlich gesagt, fast einbisschen erleichtert, dass ich nicht alleine so fühle…

Es gibt oft Tage an denen ich mich frage, ob ich “so” bis zu meinem Lebensende durchhalte?? Habe bis jetzt gearbeitet, gespart, investiert, für meine Kinder gesorgt - gemacht und getan! Für was? Kann ich MEINE Zeit noch genießen?? Kommt es schlimmer?? Schaffe ich meine Ziele alle, bis es mir schlechter geht??

Meine beiden Kinder sind jetzt aus dem gröbsten raus und ich könnte meiner Lieblingsbeschäftigung nach gehen - Bergtouren gehen aber NEIN da war ja noch was!!! Ich schaffe das nicht mehr, muss auf dem viertel Weg umkehren…

Ich hoffe sehr für mich, dass ich und mein Umfeld lernen die Krankheit anzunehmen!!!

Wünsche euch einen guten Tag!

Glh
Doxi

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Ich habe das auch gehabt in den letzten drei Jahren. Meine MS ist frisch diagnostiziert, aber habe diese vermutlich seit paar Jahren schon mindestens. Ich habe geweint in den Situationen, wo es absolut unangebracht war. Nur bin ich sonst auch eine eher sensible Person. Ich denke dass es aber durch die MS verstärkt wird.

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Hallo :slight_smile:

Bei mir ist es genauso :((
Früher war ich immer happy und nie geweint
Jetzt nach 10jahre mit ms: ich werde schnell aggressiv, fange an zu weinen und will am liebsten nur zu Hause bleiben und das alleine :frowning:

Habt ihr Tipps ?
Ich zwinge mich halt oft rauszugehen aber ob das so gut ist?! ;(

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Hallo Jac,
Ich bin auch leitender Angestellter und kenne die Weinen über die Situation. Die Weinkrämpfe kommen bei mir wenn ich alleine zu Hause bin und über die Krankheit und was kommen kann nachdenke.
In den letzten 2 Jahren habe ich mich sozial stark zurück gezogen, und es fällt mir schwer Hilfe anzunehmen. Als “Chef” muss man ja den Karren ziehen und eigenständig sein.

Ich bin seit Sommer in Psychotherapie und hatte nun glücklicher Weise eine erste Sitzung beim Psychiater.

Ich hoffe das wird über die Zeit helfen.

Liebe Grüße

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Hallo Acnoyy,

Ich zwinge mich auch raus zu gehen um zu Walken. Ansonsten bin ich sozial zurückgezogen.
Ich motiviere mich dadurch, dass damit vllt der Gangapparat noch etwas länger intakt bleibt und die Ataxie nicht so schnell zunimmt.

Liebe Grüße

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Hatte das auch
Musste eine VT machen um mit der Diagnose klarzukommen und am Leben weiterhin mutig teilzuhaben
Teilweise kommen diese Gedanken wieder hoch und die Angst vor einer Zukunft mit möglicher Behinderung , auch der Neid teilweise auf mein Umfeld und deren sorgloser Alltag ….
Aber ich denke bei so einer schweren Erkrankung gehört das vielleicht dazu
Und Resilienz ist nicht jedermanns Sache

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Wenn die dunklen Wellen kommen und mich runterziehen, hilft mir manchmal Ablenkung durch blödsinnige Videos. Ich gucke seit der Diagnose Trash-TV :face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth: und das hilft mir irgendwie. Dass soll nicht die bagatellisierend wirken…ist mir nur aufgefallen, dass mich dieser Blödsinn dann etwas glücklicher macht.

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