Hallo Joyce,
ich kann Deine aktuelle Situation ganz gut nachvollziehen, denn vor zwei Jahren stand ich ungefähr da, wo Du jetzt stehst. Nicht mit einer Sehnervenentzündung, aber mit Sensibilitätsverlust ab dem Hals und dadurch bedingter Ataxie.
Du hast hier schon viele gute Tipps erhalten, deswegen versuche ich, nicht noch viel rumzueiern. 
Was ich Dir nahelegen würde ist, dass Du einen kompetenten Neurologen suchst, mit dem Du zufrieden bist. Ich würde nicht den Erstbesten nehmen, nur weil der räumlich gut gelegen ist oder sonstiges. Ich bin am Anfang in einem MVZ gewesen, wo ich super unzufrieden war, musste mehr oder weniger selbst Experte werden, weil man mir kaum zugehört hat und mich mit einem Basismedikament abgespeist hat. Dass ich davon Nebenwirkungen hatte wegen denen ich kaum nach draußen konnte, wollte keiner hören, sodass ich dann selbst die Therapie nach zwei Versuchen abgebrochen habe und erstmal auch nicht nochmal zur Praxis hin bin. 
Damit wären wir auch schon bei der nächsten Sache, die ich Dir nahelegen würde: stell Dir, in Bezug auf das weitere Vorgehen die Frage, was DU am wenigsten bereuen wirst. (Das kann man natürlich nicht vorher wissen, aber diese Frage kann einen durchaus bei der Entscheidungsfindung unterstützen.)
Watchful waiting, konservative Behandlungsstrategie, “Hit hard and early”-Ansatz, … Das sind alles Möglichkeiten, die ihre Daseinsberechtigung haben. Die Frage ist aber, womit fühlst Du Dich am wohlsten?
Könntest Du es akzeptieren, wenn Du Einschränkungen durch das Fortschreiten der MS hättest, die möglicherweise hätten verhindert werden können? Oder könntest Du es besser akzeptieren, wenn Du möglicherweise von schweren Nebenwirkungen der Therapie betroffen bist oder sich im Nachhinein vermuten lässt, dass umsonst interveniert wurde? Beides muss nicht passieren, kann es aber. Deswegen wäre es wichtig, diese Möglichkeiten bei der Entscheidungsfindung gegeneinander aufzuwiegen.
Vielleicht wären das Fragen, die Du auch zusammen mit deiner Psychologin in der Therapie ausloten kannst.
Wie bereits von anderen erwähnt, ist Stress so ziemlich Gift bei MS. Dem schließe ich mich an. Bisher sind alle meine Läsionen (zumindest die, die den Schub ausgelöst hat und alle danach) mit (emotionalem) Stress verbunden gewesen. Einige User haben aber auch berichtet, dass sie da bei sich überhaupt keinen Zusammenhang sehen. Ich würde einfach mal beobachten, wie es bei Dir ist.
Übrigens bin ich trotz schwerem ersten Schub seitdem in Remission gewesen - ich bin seit offiziell zwei Jahren schubfrei, auf ein Medikament eingestellt worden bin ich erst dieses Jahr im August. Die Beschwerden vom ersten Schub waren wirklich scheiße, anders kann man es nicht sagen. Wegen der Ataxie konnte ich nichtmal die Maus vom Computer gescheit benutzen, geschweigedenn schreiben oder sonst was. Aber: der Spuk war nach ca. 1,5 Monaten vorbei.
Damit möchte ich nicht sagen, dass MS harmlos ist und man es einfach ignorieren kann/sollte, aber es muss auch nicht bedeuten, dass Du nun ständig davon gebeutelt wirst. Gerade in unserem Alter kann das Gehirn noch sehr viel kompensieren.
Meine Rückenmarksläsion ist mittlerweile im MRT sogar nicht mehr wirklich erkennbar, sowas kann passieren.
Ich hoffe, das macht Dir etwas Mut, den kannst Du gerade sicherlich gut gebrauchen.
Falls Du noch Fragen oder Redebedarf hast (oder Dich einfach auskotzen willst), kannst Du mir gerne eine PN schreiben. Ansonsten erstmal alles Gute und viel Kraft!!
