Wenn dein Kenntnisstand für dich nur den Schluss zulässt dass das ZNS im Alter Zerstörungen problemlos wegstecken kann, dann kannst du sicherlich auch erklären, weshalb mehrere Millionen alte Menschen Neurodegenerative Erkrankungen wie z.B. Demenz, Alzheimer oder Altersschwerhörigkeit erfahren. Da müsste das ZNS sich doch auch „selbst reparieren.“
Chronisch-degenerative Erkrankungen wie Demenz oder Altersschwerhörigkeit können nicht 1:1 mit einem schubförmigen Geschehen verglichen werden. Das zugrundeliegende Krankheitsgeschehen unterscheidet sich beim schubförmigen und beim chronisch-degenerativen Verlauf. Beim schubförmigen Verlauf steht ein akuter entzündlicher Prozess im Vordergrund, der grundsätzlich rückbildungsfähig ist. Und das ist prinzipiell in jedem Alter möglich, solange der Körper noch fähig zu Reparaturprozessen ist. Bei chronisch-degenerativen Erkrankungen verlaufen die krankhaften Abbauprozesse anders und die Entzündung steht dabei nicht im Vordergrund.
Vermutlich stehen die Forscher ja auf dem Schlauch, Demenzkranke sind Simulanten, Studien speziell zu beeinträchtigten Reparaturprozessen bei MS bezogenen Zerstörungen waren fehlerhaft und du kannst ihnen zeigen, dass tatsächlich alles ok ist.
Nicht irgendwelche Forscher stehen auf dem Schlauch, sondern solche Personen, die Demenz und den schubförmigen Verlauf der MS 1:1 vergleichen. Sie stehen auf dem Schlauch, da sie Äpfel mit Birnen vergleichen.
Möglicherweise ist das hier auch nur ein Kommunikationsproblem. Wenn mit zunehmendem Alter (also eigentlich alles ab Mitte 20) die Redundanzen im ZNS allmählich abgebaut werden so daß irgendwann keine alternativen Axone zur Wiederherstellung der Funktion eines Nervs vorhanden sind, dann erholt man sich nicht mehr vollständig von einem Schub. Das hängt unter Anderem von der Stelle ab, an dem die Entzündung eingetreten ist oder ob an dieser Stelle frühere Schübe waren. Man kann also nur von allgemeinen Wahrscheinlichkeiten reden. Und die gehen mit zunehmendem Alter nur in eine Richtung.
Na schön, jetzt sind wir schon bei “allgemeinen Wahrscheinlichkeiten”. Das hört sich schon etwas anders an als deine obige Aussage, “dass im Alter ab 50 eine Rückbildung nach einem klinischen Schub nur noch sehr selten vorkommt”. Es muss also je nach Fall differenziert betrachtet und entschieden werden.
Ansonsten kannst du hier doch einfach Anderen zusichern, daß aufgrund deiner Beobachtungen tatsächlich lebenslange Regeneration und Erholung von klinisch manifesten Schüben eigentlich möglich sein sollte. Wenn Du auch eine Begründung für deine Theorie nachreichen könntest die sich auf etwas mehr als ein paar Einzelfälle stützt, wäre das sicherlich interessant zu erfahren.
Du kannst hier gerne anderen Betroffenen “zusichern”, dass sich Schübe ab 50 nur noch sehr selten zurückbilden und dass sie in jedem Fall besser fahren, wenn sie ein immunsupprimierendes oder immunmodulierendes Medikament einnehmen. Ich jedenfalls sichere hier gar nichts zu, sondern formuliere meine Zweifel an Aussagen, die mir überzogen oder sogar falsch vorkommen. Meine Zweifel stützen sich auf Beobachtungen in meinem Umfeld. Das mögen für dich irrelevante Einzelfälle sein, für mich ist es aber mehr. Meine Begründung ist, dass Regeneration beim schubförmigen Verlauf anders verläuft als bei chronisch-degenerativen Prozessen.
Ich möchte an dieser Stelle nicht unbedingt weiter theoretisieren, sondern Betroffene wie jafa ermutigen, entmutigende Aussagen wie deine (ab 50 Regeneration nur noch sehr selten möglich) zu hinterfragen und noch mal selbst zu prüfen. Schließlich geht es bei ihr um die Entscheidung, ein möglicherweise belastendes Medikament einzunehmen, und diese Entscheidung muss genau abgewogen werden.