Hallo Andy,
sorry für die Verspätung! Unter Prednisolon und Methylprednisolon kommt es oft zu einer “prednisoloninduzierten Hypertonie”, das ist eine bekannte Nebenwirkung dieser Cortisone.
Die Hypertonie (hauptsächlich) unter den nicht fluorierten Glucocortcoiden ist multifaktoriell; eine ihrer Ursachen ist die Hypokaliämie (Kaliummangel) durch eine gesteigerte Kaliumausscheidung mit den bekannten Nebenwirkungen Herzrasen, Schwäche, Schwindel). Abhilfe: Kaliumreiche Nahrungsmittel (Gemüse, Kartoffeln, Dörrobst, oder googeln; Kaliumpräparat aus der Apotheke.
Auch die Natrium- und Wasserretention unter den Cortisonen mit ausgeprägten mineralocorticoiden Nebenwirkungen (z.B. Prednisolon, Methylprednisolon) führt durch die Erhöhung des Blutvolumens zu einem Blutdruckanstieg und zur Ödembildung (die berüchtigten Wassereinlagerungen - man geht auf wie ein Schwamm).
Gegenmittel sind eine möglichst natriumarme Ernährung (Hypertoniker-Diät), also kein Kochsalz, vieles Trinken von (natriumarmem) Wasser und diuretisch wirkenden Tees (nach Belieben oder persönlichen Vorlieben z.B. Hibiskus, Brennessel, Schwarztee …), und wenn gar nichts mehr hilft, vom Arzt verschriebene Diuretika.
Der weitgehend inaktive Stoff Angiotensin-I, ein körpereigenes Prohormon, wird unter dem Einfluss des ACE (Angiotensin Converting Enzyme) in das aktive Angiotensin-II umgewandelt. Dieses führt zu einer Verengung (Vasokonstriktion) und Verhärtung der Blutgefäße und dadurch zu einem Blutdruckanstieg (ein Effekt wie bei der Arteriosklerose).
Eine hohe Cortisondosis verstärkt das Ansprechen der glatten Gefäßmuskulatur auf Angiotensin-II. - Auch dies ist also ein Faktor, der zu einem Blutdruckanstieg unter Cortisonen führt. Dagegen werden die bekannten ACE-Hemmer eingesetzt.
Prednisolon ist bei einer schwer einstellbaren Hypertonie eigentlich kontraindiziert, aber das kümmert die meisten Neuros nicht. Außerdem braucht man manchmal fast einen Dr. House, um die Ursache eines Bluthochdrucks aufzuspüren, wenn er sich mit den üblichen Methoden nicht senken lässt. Man rätselt herum wie verrückt: Ist es vielleicht eine Schilddrüsenüberfunktion? (Könnte sein.) Oder bloß zuviel Cola? Rauchen? Alkohol? (Könnte auch sein.) Und dann entdeckt Dr. House eines Tages bei einem Hausbesuch im Papierkorb eine leere Tüte von Lakritzschnecken, und da hat er’s: Lakritzinduzierte Hypertonie! (Gibt es wirklich!) - Ich finde solche Geschichten spannend!
Ich würde es, wenn ich du wäre, erst mal mit salzarmem und kaliumreichem Essen und entwässernden Getränken versuchen. Ich esse z.B. immer gedörrte Aprikosen, unter Cortison kriege ich einen wahren Heißhunger drauf - klar, die Dinger enthalten jede Menge Kalium. Oder versuch es mit einem Kaliumpräparat aus der Apo.
Frage deinen Arzt nach einem ACE-Hemmer, wenn du noch keinen bekommst, siehe oben unter ACE, vielleicht brauchst du unter Cortison einen, den du danach wieder absetzen kannst. Viele Cortisonpatienten haben während der Therapie Bluthochdruck. Wenn der Stoff abgebaut und ausgeschieden ist, sollte der RR (Blutdruck) wieder runtergehen, und meistens tut er das auch. Also vor allem: DON’T PANIC!
Gute Besserung und liebe Grüße!
Renate