In dem fast schon peinlich reißerischen SZ-Artikel geht es um trendige Vapes, also um Elfbar und co. Die sind durchaus eine potentielle Einstiegsdroge.
Gleichzeitig war es für Raucher nie einfacher auf die weniger ungesunde Alternative umzusteigen, seit es solche simplen Vapes in jedem Tabakladen gibt, die man einfach dampft, wie man Zigaretten raucht. Offene Systeme für klassisches Dampfen sind komplizierter, benötigen beim Umstieg Beratung in speziellen Dampferläden oder durch erfahrene Dampfer, haben eine Lernkurve, man kann viel falsch machen oder suboptimale Geräte einsetzen, dann klappt der Umstieg nicht. Trotzdem würde ich klassischen Systemen immer den Vorzug geben und bin sogar bekennender Gegner der Vapes. Die ruinieren alles, wofür das Dampfen einmal stand.
Angefangen hatte das mit dem Vape-Hype unter Jugendlichen 2017/2018 in den USA, mit der dort 2015 neu eingeführten Juul. Eine Art Vorläufer der Elfbar. Die trendige Juul war in den USA zu allem Überfluss auch noch mit abnormal hochdosiertem und gesundheitsbedenklichem Nikotinsalz ausgestattet, statt mit klassischem Nikotin (59 mg/ml Nikotin, normal wird mit allerhöchstens 20 mg/ml gedampft, die meisten Leute dampfen aber mit deutlich weniger Nikotin, oft unter 10 mg/ml). Das Suchtpotential der Juul war um ein Vielfaches höher als bei allem bisher Dagewesenen (sogar höher als bei Tabakzigaretten). Daher wurde die Juul letztes Jahr in den USA von der FDA verboten (international wird Juul weiter verkauft). Dass Juul und co. für die Dampferszene nichts Gutes bedeuten würden, hab ich früh kommen sehen. Kann mich noch gut an die Diskussionen erinnern, stand fast immer allein mit meiner Einschätzung. Heute steht Dampfen am Pranger wie nie zuvor und das nicht ganz zu Unrecht. Weltweit werden aufgrund von Elfbar, Juul und co. Gesetze erlassen, die Dampfern nur Probleme bereiten. Australien ist da nur ein Beispiel von mittlerweile mehreren. Was dort umgesetzt wurde, führte zu einem Revival der wesentlich gesundheitsschädlicheren Tabakzigaretten. Immer mehr ehemals dampfende Australier rauchen wieder. Davon liest man natürlich nichts in dem SZ-Artikel. China und USA mittlerweile ähnliche Situation, mit ähnlichen, neuen Gesetzen. Bei uns wird die Elfbar dem Dampfen den Rest geben, wie die Juul in den USA. Ist nur noch eine Frage der Zeit.
Aromenverbote sind eine Zwickmühle. Wenn viele Ex-Raucher wieder rauchen, statt zu dampfen, belastet das die Solidargemeinschaft. Stichworte sind Gesundheitssystem, Krankenkassenbeiträge, Kranke und Tote durch Rauchen und Passivrauchen. Andererseits ist eine neue, sehr potente Einstiegsdroge auch schlecht. Mit Vapes könnten mehr Jugendliche nikotinabhängig werden als jemals mit Tabakzigaretten. Dieser Trend war mit der Juul in den USA früh ersichtlich geworden. Der ursprüngliche Gedanke des Dampfens (weniger ungesundes Ausweichprodukt für bestehende Raucher) wird mit den unter Jugendlichen trendigen Vapes ad absurdum geführt.
Ansonsten steht auch wieder mal viel Halbwares und Unsinn in dem Anti-Dampfen-Artikel der SZ. Das ist man als Dampfer aber lange gewohnt und amüsiert sich eigentlich nur noch darüber. Was in der Zeitung steht, ist immer richtig, erst recht, wenn’s im Spiegel steht oder in der SZ…
Für mich persönlich hätte ein Aromenverbot kaum Auswirkungen. Dampfer mit offenen Systemen mischen ihre Liquids ggf. mit Lebensmittelaromen selbst. Da bekommt man quasi unendlich Geschmacksrichtungen, viele davon sogar TPD-konform. Vapes würde ein Aromenverbot weitgehend den Todesstoß versetzen, leider aber auch dem klassischen Dampfen massiv schaden (nicht jeder mischt selbst oder kommt mit Lebensmittelaromen klar). Ich frage mich, ob man es nicht anders und besser regeln könnte. Dass etwas getan werden muss, dem stimme ich zu. Dampfen als Einstiegsdroge sollte nicht sein, ist aber zunehmend Realität.
Und nochmal: Weniger ungesund bedeutet nicht gesund. Dass Dampfen gesund wäre, behaupten Dampfer gar nicht. Eine Aussage, die der SZ-Autor Dampfern aber quasi unterstellt. Im Vergleich zu Tabakzigaretten ist das klassische Dampfen allerdings gesundheitlich Kindergeburtstag. Zumindest, wenn man kein MS hat.
Daher empfehle ich das Dampfen nach wie vor jedem Raucher ohne MS. Habe 2018 eine eigene Selbsthilfegruppe für Umstiegswillige gegründet. Die positiven Auswirkungen auf allgemeines Wohlbefinden, Konditon / Fitness und Gesundheit sind nach dem Umstieg schnell spürbar und das oft überdeutlich. Zudem sprechen zahlreiche Studien und die Inhaltsstoffe im inhalierten Dampf vs. inhaliertem Tabakrauch eine klare Sprache. Zu guter Letzt: Wenn man’s richtig angeht, ist man selbst als jahrzehntelanger, starker Raucher von heute auf morgen weg von den stinkenden, hochgiftigen Kippen. Ohne Entzugserscheinungen. Kenne Ü60- und Ü70-Jährige, ein Leben lang geraucht, erfolgreich von heute auf morgen umgestiegen und fühlen sich deutlich besser. Das sind die positiven Seiten des Dampfens. So sollte es sein, so war das ursprünglich einmal gedacht.