Liebes MS-Forum,

wir sind schon einige Wochen stille Mitleser und wollten nun aber, auf der Suche nach Erfahrungen, direkt nachfragen:

Unsere Tochter ist knapp fünf Jahre alt und hat seit etwa 1 1/2 Jahren Phasen, in denen sie Doppelbilder sieht und schielt. Wir haben schon diverse Ärzte aufgesucht, jedoch bisher immer ohne Befund. Seit einigen Tagen tritt das Doppelbildersehen mehrmals täglich auf und wir sind sehr besorgt und fühlen uns hilflos.
Der Kinderarzt hatte den Verdacht auf MS geäußert, weshalb wir uns schon ein bisschen in das Thema - unter anderem hier im Forum - eingelesen haben.

Kann eine Sehnervenentzündung mehrmalig am Tag Phasen des Doppelbildersehens und Schielens auslösen? Hat jemand Erfahrungen mit Sehnervenentzündungen bei Kindern oder auch im Allgemeinen?

Unsere Tochter hat bisher ingesamt an folgenden Tagen Doppelbilder gesehen und geschielt:
26.10.2021, 14.02.2022, 19.03.2022, 20.03.2022, 23.06.2022, 25.06.2022, 26.06.2022, 21.07.2022, 27.09.2022, 28.09.2022, 29.09.2022 (2 Mal), 29.01.2023, 30.01.2023 (2 Mal), 31.01.2023 (2 Mal), 01.02.2023 (3 Mal)

In der Sehschule waren wir mehrmals und die Augen sind in Ordnung. Es wird auch keine Neigung zum Schielen erkannt, weshalb das Krankheitsbild “latentes Schielen” eigentlich nicht passt.

Im Herbst 2021 wurde zudem ein MRT gemacht, das unauffällig war.

Auffällig ist, dass es immer wieder Phasen sind in denen sie täglich schielt. Das Schielen und Doppelbildersehen selbst hält nur kurze Zeit - 10 Minuten bis hin zu etwa drei Stunden - an.
In den letzten Tagen ist es jedoch nicht nur einmal am Tag, sondern oft mehrmals aufgetreten.
Zudem sagt unsere Tochter seit zwei Tagen, dass sie auf dem einen Auge heller sieht, als auf dem anderen.

Sie ist in der Phase des Doppelbildersehens sehr hilflos und Termine bei einem Neurologen sind leider erst wieder Ende März frei.

Wir freuen und sehr über Antworten.

Herzliche Grüße
Marlene und Jonas

Nein.
Meiner Erfahrung nach, nein, eine Sehnerventzündung kommt und bleibt erst mal über Tage und Wochen.… Da gibt es kein auf und ab.

Sehe ich auch so. Beschwerden bei der SNE flackern nicht plötzlich auf und ab.

Wenn Augen und MRT unauffällig sind, ist das vermutlich die beste Entwarnung, die ihr bekommen könnt.

Ich vermute, das ist nicht die Antwort, die ihr lesen möchtet: versucht, cool zu bleiben und keine Panik bei der Tochter zu verbreiten, indem ihr ständig danach fragt und hofft, dass es sich einfach von selbst legt. Manchmal findet man nicht für alles eine Ursache.

Hallo Marlene und Jonas,

kurz vor meiner MS-Diagnose im Juli 2005 hatte ich eine fette SNE, da gab es kein Auf und Ab, sondern innerhalb weniger Tage eine kontinuierliche Verschlechterung auf einem Auge bis zum kompletten Visusausfall. Dann ging es ziemlich schnell mit der Diagnose. Nach drei oder vier hochdosierten Kortisonstößen hatte sich das Auge ein paar Wochen später komplett regeneriert, es ist nichts zurückgeblieben.

In den Jahren danach hatte ich ein paar Mal Symptome an einem Auge - Flimmerskotome, wie die Augenärztin sagte. Es war aber nichts Behandlungsbedürftiges, ein Schub lag nicht vor.

Jetzt habe ich schon seit ca. 10 Jahren nichts mehr an den Augen, was mit MS zu tun haben könnte.

Vielleicht habt ihr schon zu MS bei Kindern recherchiert und seid auf das Kompetenzzentrum für MS bei Kindern in Göttingen gestoßen. Am besten mal dort nachfragen, ob die Beschwerden was mit MS zu tun haben könnten.

Ansonsten schließe ich mich Kes an: Versucht, cool zu bleiben, auch wenn’s schwerfällt.

1 „Gefällt mir“

Es muss nicht unbedingt eine Sehnerventzündung sein bei Doppelbildern.
Meine MS ging mit wiederholten Doppelbildern los und es war eine Augenmuskellähmung durch MS-Herde am Augenmuskel. Ich weiß noch, ich sah zwei Heißluftballone in der Ferne und plötzlich war es nur noch einer und ich dachte, einer ist abgestürzt und dann war er wieder da und wieder weg… Ich habe mir Sorgen gemacht, aber es ging wieder weg. Und irgendwann wurde es schlimmer, ich konnte nicht mehr fixieren und sah unscharf (weil der Augenmuskel das Auge nicht mehr ausrichten konnte). Geschielt habe ich nicht, die Pupillen rollten durch das Auge.
Von daher ja: es kann zu intermittierenden Doppelbildern kommen. Die Phase vom ersten Doppelbild bis zum Schub mit stark betroffenem Augenmuskel hat 1 Jahr gedauert. Es tritt bis heute immer wieder auf: bei Müdigkeit, bei Krankheit, oftmals morgens beim Erwachen.
Euch alles Gute
Anne

Hallo Marlene und Jonas,

Es tut mir so leid, von der Situation Ihrer Tochter zu hören, und ich verstehe vollkommen, wie beunruhigend diese Symptome gewesen sein müssen. Ich hoffe, dass sich der Zustand Ihrer Tochter inzwischen stabilisiert hat. Eine Optikusneuritis kann Episoden von Doppeltsehen und Strabismus verursachen, obwohl es wichtig ist, dass ein Neurologe die Diagnose bestätigt und die geeignete Behandlung festlegt.

Ich weiß, dass dieser Beitrag alt ist, aber angesichts des besprochenen Themas wollte ich anmerken, dass es derzeit moderne Sehtherapieoptionen gibt, die in Fällen hilfreich sein könnten, in denen Multiple Sklerose Strabismus und Doppeltsehen verursacht. Eine dieser Optionen ist eine auf virtueller Realität basierende Sehtherapie. Diese Therapie verwendet Virtual-Reality-Geräte, um die Augen zu trainieren, effektiver zusammenzuarbeiten.

Eine bestimmte App, die von Interesse sein könnte, ist Equal-Eyes (https://avalonweb.com.au/demo/). Equal-Eyes ist eine Heimtherapie, die Virtual Reality verwendet, um Strabismus, Amblyopie und Doppeltsehen zu behandeln. Die App bietet mehrere anpassbare Spiele und Übungen, die helfen, die binokulare Koordination und das Sehvermögen zu verbessern. Es handelt sich um eine kostengünstige, rezeptfreie Behandlungsmöglichkeit für binokulare Sehstörungen, die hilfreich sein kann, während Sie auf einen Termin beim Neurologen warten.

Ich empfehle, vor Beginn einer neuen Behandlung einen Optiker oder Spezialisten für Sehtherapie zu konsultieren. Diese können Ihnen dabei helfen, diese Therapie in den Behandlungsplan des Patienten zu integrieren und sicherzustellen, dass sie für seinen speziellen Fall geeignet ist.

Ich hoffe, diese Informationen sind für Sie und alle Leser hilfreich und dass es Ihrer Tochter jetzt viel besser geht.

Mit freundlichen Grüßen,
Angelika