Hi,
Ich bilde mir ein, dass ich in den Diskussionen von vor ein paar Jahren als erster die unterschiedlichen Konzentrationen erwähnt hatte. Diese Info stand nämlich meines Wissens nirgends sondern hatte ich von einem Studienarzt mitbekommen. Die Konzentration des Wirkstoffes selbst während den Infusionen ist aber eigentlich fast schon sekundär im Vergleich zu den Abständen zwischen Infusionen und den Monitoring Kriterien.
Der wesentliche Unterschied ist, dass bei Rituximab vor einem neuen Zyklus zunächst gewartet wird, bis sich deine peripheren Lymphozyten halbwegs erholt haben bevor sie erneut zerstört werden. Die Zulassung für Ocrevus ist mit einem starren Behandlungsschema erfolgt was zu langfristigen Lympopenien und den damit einhergehenden Risiken führen kann.
Der Unterschied macht sich auch zunehmend in den der BPharm berichteten Fallzahlen bemerkbar:
http://www.adrreports.eu/de/search.html#
3.500 gemeldete Fälle wovon mehr als 2.000 als schwer eingestuft sind, ist für eine Therapie etwa 2 ½ Jahre nach Zulassung schon eine Hausnummer. Zum Vergleich: Cladribin, dass etwa zur gleichen Zeit zugelassen wurde, hat etwa ein Viertel sovieler Meldungen…
Zu deiner Referenz im KKNMS Schema für Rituximab steht auf S. 241
Rituximab wird in einer Dosierung von 2.000 mg aufgeteilt zunächst in zwei Einzeldosen von 1.000 mg im Abstand von 14 Tagen intravenös verabreicht. Für eine Erhaltungstherapie werden die nachfolgenden Rituximab-Behandlungsintervalle gemäß der Quantifizierung von CD19±B-Zell-Werten geplant,…
http://www.kompetenznetz-multiplesklerose.de/wp-content/uploads/2017/09/KKNMS_Qualitätshandbuch_2017_webfrei.pdf
Im Vergleich dazu steht auf dem Beipackzettel von Ocrevus:
Gesamtdosis von 600 mg Ocrevus alle 6 Monate…
https://www.roche.de/dok/Ocrevus-reg-Infusionsloesung-gebrauchsinfo-0-na-attach.pdf
Wenn du das ganze noch wissenschaftlich unterlegen willst kannst du z.B. auf Studien wie diese hinweisen die belegen, dass ein starrer 6 monatiger Behandlungszyklus eigentlich nicht indiziert ist und somit therapeutischer Overkill wäre. Das Argument ist schlicht und einfach, dass Ocrevus die einzige Immunrekonstitutionstherpie auf dem Markt ist, bei welcher nicht nach Bedarf und Prüfung verabreicht wird sondern periodisch. Für die Kasse von Roche ist dieses Schema gut, für dein Immunsystem aber weniger…
Und, dass Roche / Genentech in 2010 ihre Studien den Einsatz von Ocrelizumab bei Lupus und Arthritis wegen erhöhten Todesfällen abbrechen mußten, stand z.B. hier:
http://www.pharma-zeitung.de/Roche-und-Biogen-Idec-geben-ihre-Entscheidung-fuer-den-Abbruch-des-klinischen-Entwicklungsprogramms-fuer-Ocrelizumab-bei-Patienten-mit-rheumatoider-Arthritis-bekannt.1402.php
Offensichtlich standen Nutzen/Risiken in keinem Verhältnis zueinander…
Wie dem auch sei, nach Vorne blickend könntest du als Kompromisslösung vielleicht auf das in der Zulassung befindliche Ofatumumab verwiesen. Das wird als monatliche 20 mg subkutane Injektion verabreicht. Ist also nur Knapp ein Viertel der Ocrevus Dosis mit etwa gleicher Wirkung und du ersparst dir zudem das ganze Drumherum mit den Infusionen in der Klinik.
https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/ofatumumab-erreicht-studienendpunkte/
Viel Erfolg
P.S. wenn du noch dringende Fragen für Lucy haben solltest, dann stelle sie einfach hier:
https://www.multiple-sklerose-forum.de/
Lucy schreibt dort mit dem Nick susaen und antwortet idR. schnell und umfangreich wie man es hier schon gewohnt war.