Hallo zusammen,
ich (41) habe seit Anfang des Jahres folgende Symptome: Kribbeln in den Unterarmen und Händen, sowie teilweise im linken Bein. Zudem habe ich manchmal auch Taubheitsgefühle in genannten Bereichen. Auf dem linken Auge hatte ich das Problem, dass dieses gefühlt bei schnellerem Wechsel der Blickrichtung nicht “schnell genug hinterherkommt”. Dieses Problem besteht mittlerweile jedoch nicht mehr. Des Weiteren fühle ich mich oft Benommen (richtiger Schwindel ist es nicht) und meine Beine sind schwer. Teilweise fühlt sich meine Nasenspitze irgendwie taub an (so, als ob die Betäubung nach einer Zahnarztbehandlung noch ganz leicht wirkt).
Aufgrund dieser Probleme bin ich Anfang des Jahres zu meinem Hausarzt gegangen, welcher erst mal Probleme mit der Wirbelsäule vermutete und mich daher an einen Orthopäden überwiesen hat. Ich habe ihm die Probleme geschildert und er meinte direkt, dass es etwas neurologisches sein muss und es ganz sicher nicht von der Wirbelsäule kommt. Ich war erst mal etwas baff nach dieser Aussage. Um ganz sicher zu gehen, wurde jedoch ein MRT der HWS und BWS gemacht. Außer einer ganz leichten Protrusion einer Bandscheibe in der BWS wurde jedoch nichts festgestellt. Keine Entzündung und auch kein Tumor.
Als nächstes wurde ich also zu einem Neurologen überwiesen. Dieser hat ein EEG gemacht, welches unauffällig war und auch sonst noch ein paar weitere, einfache Untersuchungen (Reflexe, Gangsicherheit, etc.). Auch er hat wieder MS als mögliche Ursache in den Raum gestellt, so wie der Orthopäde bereits zuvor. Ab diesem Punkt ging es mir psychisch nicht mehr wirklich gut. Er hat mir eine Überweisung für ein Schädel/Hirn MRT gegeben und den Befund habe ich heute endlich erhalten.
Vielleicht könnt ihr mir ja eure Meinung zu dem Befund sagen. Ich weiß nicht, ob ich diesen jetzt als “Entwarnung” sehen kann, oder ob es für mich doch noch weitere Unsicherheit bedeutet.
Auf der einen Seite heißt es, dass die bildgebenden Kriterien einer Multiplen Sklerose nicht erfüllt sind. Auf der anderen Seite wird jedoch zu einer weiteren MRT-Untersuchung geraten, da bestimmte Gliosen nicht eindeutig zu identifizieren sind.
Etwas Hoffnung macht mir der folgende Satz: “Es finden sich keine pathologischen Veränderungen im Bereich des callososeptalen Interfaces, einem Areal, in dem sich sehr früh chronisch-entzündliche Veränderungen manifestieren.”
Ich denke mit “Callososeptales Interface” ist das “Corpus callosum” gemeint? Finden sich hier bei einer MS denn zwangsläufig immer Veränderungen?
Hier mal der ganze Befund des Hirns:
Befund:
Es liegen keine Voraufnahmen zum Vergleich vor. Infratentoriell regelrechtes Parenchym.
Supratentoriell einzelne unspezifische, kleine, fleckförmige T2-Signalanhebungen subcortikal
(Abb. 1a); einige dieser T2-Signalanhebungen sind aufgrund der großen Schichtdicke (5 mm) nicht sicher von Partialvolumeneffekten zu differenzieren (Abb. 1b). Es finden sich keine Läsionen in Position des callososeptalen Interfaces (Abb. 1c).
Keine Diffusionsrestriktion. Keine intra- oder extraaxiale Raumforderung, soweit in Nativtechnik suffizient beurteilbar.
Innere und äußere Liquorräume altersentsprechend unauffällig und ohne Zeichen einer Liquorzirkulationsstörung.
Beurteilung:
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Einzelne unspezifische Gliosen. Einzelne Gliosen können aufgrund der hohen Schichtdicke nicht sicher beurteilt werden, daher diesbezüglich eingeschränkte Beurteilbarkeit.
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Die bildgebenden Kriterien einer dissemination in space (McDonald-Kriterien von 2017) einer Multiplen Sklerose werden nicht erfüllt.
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Somit altersentsprechend unauffälliges Hirnparenchym.
Bezug zu Ihren klinischen Angaben:
• Die beschriebenen Gliosen sind unspezifisch, d.h. sie können ohne jegliche Korrelation zu einer Erkrankung vorliegen oder mikroangiopathischer Genese ein (mit der Zeit entstehen diese Veränderungen bei den meisten Menschen).
• Die bildgebenden Kriterien einer Multiplen Sklerose sind nicht erfüllt. Einschränkend ist die hohe Schichtdicke der FLAIR-Sequenz, aufgrund derer einige Läsionen nicht sicher von sogenannten Partialvolumeneffekten zu unterscheiden sind. Wir empfehlen daher eine Kontrollbildgebung mit einer dreidimensionalen isotropen T2-gewichteten Sequenz (z.B. 3D FLAIR-Sequenz oder SPACE-Sequenz), die eine örtliche Auflösung von 1 mm³ oder weniger erlauben. So können die Gliosen genauer beurteilt werden.
• Es finden sich keine pathologischen Veränderungen im Bereich des callososeptalen Interfaces, einem Areal, in dem sich sehr früh chronisch-entzündliche Veränderungen manifestieren.
• Eine mögliche dissemination in time kann anhand der Vorliegenden Untersuchung nicht beurteilt werden, da kein Kontrastmittel appliziert wurde. Auch für die Beurteilung dieses Kriteriums ist eine weitere MRT-Untersuchung des Gehirns hilfreich; für diese wäre eine Kontrastmittel-Gabe nicht zwingend erforderlich, da die Gliosen im zeitlichen Verlauf beurteilt werden könnten. Sollten MRT-Voraufnahmen vorliegen, so ist (in Abhängigkeit vom zeitlichen Abstand) selbstverständlich ein Vergleich mit diesen ausreichend, eine dissemination in time beurteilen zu können.
• In Bezug auf Ihre Symptomatik kann zudem eine weitere Bildgebende MRT-Diagnostik der Wirbelsäule sinnvoll sein, um beispielsweise eine Bandscheibenherniation oder neuroforaminale Engen ausschließen zu können. Auf Höhe HWK 3/4 scheint ein minimales Bandscheibenbulging vorzuliegen, was anhand der vorliegenden Daten allerdings nicht suffizient beurteilt werden kann.
Meint ihr, dass man anhand des Befundes MS ausschließen kann, da auch keine Entzündungen in der Wirbelsäule vorhanden sind, oder ist das Ganze nicht sicher? Leider habe ich erst in zwei Monaten einen weiteren Termin beim Neurologen und zwei Monate können für die Psyche verdammt lang werden, wie ihr sicherlich selbst wisst.
Bitte entschuldigt den halben Roman, aber ich habe bereits versucht, mich so kurz wie möglich zu fassen