Hmm. Weiß nicht genau, was du damit erklären willst aber irgendwie wirkt das als ob man Äpfel mit Orangen vergleichen würde. Deine Beispiele hatten meines Wissens komplett andere Hintergründe…
Zum Einen: Interferone sind noch heute im Einsatz bei bestimmten Viruserkrankungen und in der Onkologie. Sie wären außerdem in den 80ern auch niemals von Schering zur Nutzung bei MS erforscht worden.
Passierte damals nur weil Lawrence Jacobs in Buffalo in den späten 80ern klinische Versuche damit startete. Und selbst dafür mußte er die Spritzen selber kaufen. Wie der Zufall es wollte hat ihm Anfang der 90er ein Biotechnologie Fonds aus Cambridge namens Biogen seine Studien finanziert. Sonst hätte es die MS Pharma der letzten Jahrzehnte wohl in der jetzigen Form nie gegeben.
Zum Anderen: Die Entdeckung von Ocrevus für MS war eigentlich nur das Ergebnis von typischen Forschungspipeline Portfoliomanagement in der Pharma. Ocrelizumab musste damals entwickelt werden weil das Patent von Rituximab für RA am ablaufen war. Und weil man schon dabei war wurde es für andere Indikationen ebenfalls untersucht.
Als Roche die Phase III Studien zur Zulassung von Ocrelizumab bei RA abbrach, waren sie bereits in Phase II beim Einsatz für MS. Parallel gab es auch noch Studien zu Lupus oder Lymphomen. MS hat sich halt durchgesetzt.
Jedenfalls war die Zeispanne zwischen mehr oder minder „zufälligem“ Nachweis einer Wirksamkeit und Zulassung in beiden Fällen unter 10 Jahren.
Insofern sollte man bei einer Vorhersage zum Stand der MS Forschung in 20 Jahren den Faktor „Serendipity“ - wie die Englischsprechenden es nennen - mit einbeziehen und nicht glauben, dass die Forschung 20 jährige Masterpläne in der Schublade hätte.
Um auf meine Einschätzung besagter Forscher zurück zu kommen: wenn jemand in 2023 noch Forschung betreibt um Th17 T-Zellen im Serum zu reduzieren hat er nicht nur den Zug verpasst sondern steht auf dem falschen Bahngleis. Insofern wäre da m.E. auch in 20 Jahren von den beiden nicht viel zu erwarten Kann ja jede(r) sehen, wie er/sie will.