Gibt Gründe für und wider die Widerspruchslösung. Der Austausch hier ist ja auch gut, damit man (sprich: ich) auch mal die andere Perspektive sieht.

Fakt ist aber auch, dass damit extrem viel mehr Menschen ein (oft lebensrettendes) Organ bekommen, auf welches sie sonst lange warten müssten oder bis dahin schon den Löffel abgegeben haben.

Ich bin sowohl bei der DKMS registriert, habe immer Blut und Plasma gespendet und habe auch einen Organdpendeausweis, weil ich der Meinung bin, dass ich besser als Spender “aussortiert” werden kann, wenn meine Organe nicht gewünscht sind, als dass Organe, die jemandem das Leben retten könnten, einfach ungenutzt unter die Erde kommen, da sie mir sowieso nicht mehr helfen könnten.
(In meiner Schulzeit wurde tatsächlich die Anmeldung bei der DKMS unterstützt und auch für die Organspende finde ich es sinnvoll eben so früh wie möglich darüber aufzuklären! Natürlich immer nach dem Motto alles kann, nichts muss und die Entscheidung liegt bei der Person selbst)

Sich mit seinem eigenen Ableben zu beschäftigen gehört wohl leider zum Leben dazu und kann für viele wie oben schon irgendwo genannt zur Verdrängung führen, aber möchte man wirklich im Fall, dass eine Spende möglich ist einem Familienangehörigen die Entscheidung aufbürden? Die Vorstellung, dass eine Person z.B. ihre Tochter verliert und man entschieden hat sie gehen zu lassen, ist doch aufreibend und unvorstellbar genug. Möchte man wirklich noch zusätzlich vor die Entscheidung gestellt werden, was mit den Organen passiert, weil diese Person nichts entschieden hat, statt einfach “in Ruhe” trauern zu können?

Die Wiederspruchslösung “zwingt” tätig zu werden, wenn man eben seine Organe behalten möchte, aber sie kann wirklich viele Leben retten und als chronisch Kranken, dürfte uns bewusst sein, wie viel etwas mehr Lebensqualität bringen kann. Wenn man sich vorstellt, dass man selbst auf ein Organ angewiesen sein könnte aus einer Vielzahl von Gründen.

Es ist aber ein schwieriges Thema, sodass es wie bei so vielem mehrere Betrachtungsseiten gibt und jeder für sich selbst entscheiden muss, was man lieber hat und was der richtige Weg ist.

(Tut mir leid, das ist nen Roman geworden :innocent::zipper_mouth_face:)

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Selbst in Anwesenheit “erlebt” habe ich das noch nie, aber ich kenne die Protokolle und das Prozedere, wie vorgegangen werden muss

Ich glaube spätestens, wenn das Leben eines von einem geliebten Menschen von einer Organspende abhängig wird, überdenkt man seine eigene Einstellung zur Organspende

Wenn das Gehirn nicht mehr funktioniert ist man nunmal nicht mehr lebensfähig und nur weil vll noch primitivste Reflexe nachweisbar sind, heißt das noch lange nicht, dass das zum Leben reicht

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Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nicht Gefahr laufen, die Entnahme noch in irgend einer Form zu spüren, weil ausser meinem Gehirn noch Alles am Leben ist… Und leider könnte mir das nicht mal der beste Mediziner der Welt garantieren,

Ich lehne mich jetzt mal ziemlich weit aus dem Fenster, also was ist eigentlich das Problem daran, wenn wir, wie bis vor 75 Jahren ganz normal krepieren an Organversagen? Ist doch nichts schlimmes bei, einfach nur der Lauf der Natur, Einzelschicksale - wenn man so will. Man muss ja nicht zwingend Alles machen nur weil man es kann… Genveränderungen z.B. oder Schönheits OPs bei jungen Menschen, die nur dazu dienen sich besser zu fühlen und keinen medizinischen nutzen haben. Das soll nicht heißen, dass ich kein Verständnis für diesen Wunsch habe und wenn es schlimmes Leid minimieren kann, gern! Aber es sollte kein Standard sein, sich z.B. mit Hyaluron und Botox vollzuballern, nur weil die Möglichkeit besteht. Mir fallen viele Beispiele von Dingen ein, die wir Menschen können - aber nicht zwingend tun sollten nur weil die Möglichkeit besteht, zumindest meiner Meinung nach… Ich sehe auch ein Problem darin, dass man es sich irgendwann leisten können muss, sich zu den “normalen” zu Zählen, wenn dieser Trend weiter fortschreitet… aber zurück zum Thema, ich finde nichts unnormal daran, wenn Menschen sterben, natürlich ist es traurig, wenn das eigene Kind oder ein anderer geliebter Mensch stirbt, aber es ist auch Normalität. In meinen Augen muss man nicht “Gott spielen” nur weil es möglich erscheint.

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So weit aus dem Fenster gelehnt finde ich das nicht mal. Es hat halt damit zu tun, wie man über Leben, Sterben und Tod denkt. Der heutige Mensch ist es gewohnt, mit allen möglichen Mitteln in den Lauf der Dinge einzugreifen und tut sich schwer, Schicksal zu ertragen. Ja, man kann heute viel machen und ja, warum sollte man es dann nicht tun? Solange man ganz allein für sich und in aller Ruhe überlegen kann oder auch nicht, was man tun will, finde ich das völlig in Ordnung. Sobald aber Druck und Vereinnahmung ins Spiel kommt, überschreitet das m.E. schnell eine Grenze.

Vielleicht würde so mancher auch besser und entspannter mit Sterben und Tod umgehen können, wenn wir endlich eine fähige Sterbehilfemöglichkeit hätten und dem Tod seinen Schrecken von langem, grausigem Siechtum zu nehmen.

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Sehe es je nach Fall ähnlich.
Der Mann einer Arbeitskollegin, 75 Jahre, seltener Tumor im Oberschenkelhals, entfernt, bestrahlt & künstliche Hüfte - soweit ok.

Dann weitere Raumforderung in der Leber & in einem Wirbel + noch 2 Stellen.

Also kurz um hat gestreut und das nicht zu knapp. Also Bestrahlung des Wirbels & Chemo (bisher 3-4 Zyklen, alle aufreibend auch für sie).
Da er weitere Probleme mit Herz & Leber hat belastet das den Organismus auch stark.

Ich fragte sie, ob denn Chancen bestehen, dass die geschätzten Lebenserwartung von 2 Jahren dadurch verlängert wird. Long story short: Nein.

Und das verstehe ich nicht wirklich. Würde ich mir nicht geben.

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Man darf auch nicht vergessen, die Leute, die keinen Spenderausweis haben, haben sich ja bereits entschieden. Nämlich: Keinen Ausweis zu haben.
Dass es Organspende gibt, dürfte nun wirklich allen bekannt sein. Ich glaube also nicht, dass da jemand durch die Lappen geht, der völlig überrascht ist.

Mit dem Druck, jetzt noch extra was auszufüllen, um das Recht an ihrerr toten Hülle zurückzugewinnen, werden sie auf ihre damalige Entscheidung festgenagelt, das auch wirklich nochmal zu betonen. Vielleicht insgeheim in der Hoffnung, dass sie sich schlecht dabei vorkommen? Ist das dann eine freie Entscheidung für etwas?

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Das Ganze ist schwierig. Ethisch geht das zumindest für mich nicht.
Natürlich wird mit vielen Untersuchungen der Hirntod “dargestellt”. Ich möchte in Würde gehen und nicht so.
Das Leben mit einem Spenderorgan, wäre definitiv für mich kein Leben.

Ich bin dankbar für dieses Thema, muß meine Verfügung noch korrigieren.

Jeder soll das für sich entscheiden. Mehr Aufklärung, so wie in diesem Video oben fände ich gut. Es wird soviel “schön” geredet.

Dann wünsche ich mir auch mehr Aufklärung für Menschen am Ende des Lebens.

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Mit Krebs und Chemo bist du raus aus dem Spiel.
Ich bin krebsfrei seit 10.
Ich darf an keiner MS-medi Studie teilnehmen und keine Organe spenden….
Ansonsten gibt es die Feststellung von Hirntot. Die Organe werden am Leben gehalten durch künstliche Blutbewegung….

Organspender, Stammzellenspender oder Blutspenden kommt für MS Patienten offiziell nicht in betracht. Lt. DMSG.
Grüsse

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Ich hatte da mal ein einschneidendes Erlebnis mit 27, dass mich im Nachhinein sehr geprägt hat…

Ich wohnte damals in einem Mehrfamilienhaus mit meiner damaligen Freundin, mit uns in dem Haus auch eine schwarze Familie. Der Sohn wurde mit 19 opfer rechter Gewalt und wurde erstochen aufgefunden. Etwa eine Woche später traf ich den Vater im Hausflur, und stammelte etwas davon, dass es mir Leid täte und ich gar nicht weiß was ich sagen soll, und dass es schrecklich für ihn sein müsse etc. .
Er wiederum erklärte mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsste, es gab eine wirklich schöne Totenfeier und Alle hätten sich vernünftig von seinem Sohn verabschiedet, er würde ihm auf seinem Weg Alles Gute wünschen und für ihn beten.
Was mich verwirrte war, er war so gefasst und wirkte wirklich glücklich, wenn man in so einer Situation von Glück sprechen kann, dann sagte er noch, dass er es für einen sehr egoistischen Akt halten würde um Tote zu trauern, anstatt ihnen Alles Gute zu wünschen auf ihrem weiteren Weg…
Erst war ich sehr verwirrt, aber dann hab ich es irgendwann verstanden, was er als egoistisch empfand.
Als ich vor ein paar Jahren auf den Beerdigungen meiner Großeltern war, war ich dann auch nicht traurig sondern glücklich und habe beiden viel Glück auf ihren weiteren Weg gewünscht.

Was ich damit sagen will? Ich finde die Westeuropäische Trauerkultur hat viel Egoismus und es geht oft mehr um das eigene Leid, als um die Person die uns verlassen hat - heute finde ich das sehr befremdlich irgendwie, wenn Menschen etwas hinterhertrauern anstatt einen guten Weg zu wünschen.

Trauer sollte meiner Meinung nach nicht an erster Stelle stehen.

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99,5 % der Österreicher sind bereit sind ein Organ zu spenden und in Deutschland liegt diese Bereitschaft bei knapp unter 40 %.

Und du glaubst das liegt am jeweiligen Bewusstsein darüber anstatt einfach an der Gesetzgebung?

Spoiler Alert: Es liegt ganz einfach an der gesetzlichen Regelung.
(Zu der kann man stehen wie man will, aber hätte D die Widerspruchslösung und Ö wiederum nicht, würde das Verhältnis genau umgekehrt aussehen.)

Tja, wenn du einen Menschen verlierst den du geliebt hast, ist es das natürlichste und normalmenschliche tief traurig zu sein und diese auch kund zu tun, m.M. nach, mit Egoismus hat das garn nichts zu tun. Wer Gefühle hat wird auch trauern, wer keine hat, nimmt wie es ist.
Grüsse

Das macht eine Widerspruchslösung aber nicht attraktiver oder besser, oder?

Oder stellst Du hier klar die Quantität über die Qualität?

Ich glaube, du verstehst nicht ganz wie das funktioniert. Nicht dass ich so tief in dem Thema wär.
Aber nein es wird nicht einfach dem Nächstbesten ein Organ entnommen und mal so eben verpflanzt.

Das hab ich nie behauptet, aber die 99,5%tige Beteiligung beinhaltet meiner Meinung nach auch viele, die zu Lebzeiten vergessen haben, zu widersprechen… Das sollte meiner Meinung nach nicht so sein, da finde ich es besser, wenn sich proaktiv dafür entschieden werden muss. Wer wirklich Spenden will, wird das schon nicht vergessen, wenn es wichtig für sie/ihn ist…

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Online Register für Organ und Blutspenden.

Da drehen wir uns im Kreis. Ich sehe das umgekehrt viel gravierender.

(Ich bin aber zugegebenermaßen nicht religiös oder habe sonstige persönliche Gründe, warum ich mein Organ nicht spenden würde. Wenn es jemanden rettet wäre das wunderschön, wenn nicht, verwese ich auch so oder so).

Dann scheinst Du davon auszugehen, dass der Hirntod mit dem Tod gleichzusetzen ist, ist ja auch Ok, und Deine persönliche Entscheidung… Ich sehe das weitaus kritischer nach dieser Dokumentation.

Ich persönlich würde aber auch lieber sterben, als ein fremdes Organ eingesetzt zu bekommen und Jahrelang Medikamente gegen die natürliche Abstoßung des Organs einnehmen zu müssen - jeder so, wie er denkt…

Wie man mit Trauer umgeht, ist auch eine Frage der religiösen Einstellung.

Jemand mit der Einstellung, nach dem Tod sei “nichts” mehr, der Körper ist weg und das war’s, wird vermutlich anders trauern als jemand mit bestimmten religiösen Einstellungen.

Im Fall der von dir beschriebenen Familie sind religiöse Vorstellungen anscheinend vorhanden. Der Vater vermutet, daß es nach dem Tod einen weiteren “Weg” gibt, und er betet für seinen Sohn. Er geht also von einem Weiterleben in irgendeiner Form aus. Das ist dann schon etwas anderes und macht den Abschied von einer verstorbenen nahestehenden Person vermutlich leichter.

Mir gefällt die Einstellung von dem Vater. Aber trotzdem, Trauer ist menschlich und gehört zum Leben dazu. Trauer bei einem Abschied sollte meiner Meinung nach erlaubt sein.