Hallo,

hat jemand Erfahrung mit Osteopathie-Behandlung bei MS?

Vorrangig zu dieser Behandlung war nicht die MS, sondern Entzündungen im ganzen Körper (Schilddrüse, Magenschleimhaut, Speicheldrüsen, Augenbindehaut, Gelenke).
Bis heute konnte man diese Einzeldiagnosen nicht zu einer Krankheit zusammenfassen. Alle Werte sind nicht eindeutig der Borreliose oder einer Art der Kollagenosen zuzuordnen.

Von Akupunktur gegen diese Entzündungen habe ich nach vielen Gesprächen wegen der MS Abstand genommen, da mir die Gefahr, die Nerven bis zum Schub zu reizen, zu groß war.

Meine Krankengymnastin behandelt mich seit 18 Jahren wegen meiner MS, kennt mich also am Besten. Sie hat jetzt die Ausbildung zur Osteopathin in allen Bereichen (craniosakral…) und zur Heilpraktikerin abgeschlossen.

Letzte Woche war die 1. Behandlung zum Organe überprüfen. Als ich nach 1 Stunde rauskam ging es mir so gut wie lange nicht. Ich hatte zwar 1 Tag etwas schwerere Beine, war aber im Kopf so klar und ansonsten ganz bei mir, ruhig und gelassen, wie seit Jahren nicht mehr.

Heute war die 2. Behandlung und sie hat angefangen, die Blockaden zu lösen. Ich mußte nach der Behandlung 1/2 Stunde liegen bleiben, ich war völlig fertig. Die Beine sind natürlich wieder schwer und ich stehe völlig neben mir, bin depressiv, kann nichts richtig angehen. Wobei sie sagte, ich soll heute einfach nicht viel tun. Aufgrund der schweren Beine habe ich natürlich Angst. Es fällt heute abend so schwer, die schweren Beine und diese Leere im Kopf zu akzeptieren. Irgendwie kommen Gefühle der Wut, dann der Niedergeschlagenheit, dann des Nichts. Ich denke, da muß ich durch. Lösung von seelischen Blockaden ist immer schwer.
Eigentlich habe ich nicht Angst wegen den schweren Beinen, sondern wegen meinem Gefühlszustand, der so gar nicht, wie sonst…klar denken…alles erledigen…ist. Aber vielleicht ist das ja gut so. Ich denke, ich habe mit dem dauernden Zusammenreißen auch viel Gefühl überdeckt. Besonders im Herzbereich, das hat sie angesprochen und dort auch gearbeitet.

Ich habe heute Abend richtige Angstzustände, sterben zu können.

Wer hat eine solche Behandlung schon hinter sich und welche Erfahrungen damit gemacht?

Ganz liebe Abendgrüße
von Karin

Hallo Karin,

meine Physiotherapeutin hat kürzlich eine osteopathische Ausbildung mit einem “Bachelor” abgeschlossen, um die steigende Nachfrage ihrer Kundschaft nach dieser Methode befriedigen zu können.

Wir haben ihre Anzeigen- und Werbeflyertexte zusammen besprochen, sie hat mir auch einige osteopathische Grifftechniken vorgeführt, und wir haben viel dabei gelacht! Ihre Texte sind voller Schlagworte für die Alternativ-Kundschaft wie “ganzheitlich”, “harmonisierend”, “ausgleichend”, “Körperseeleundgeist”, “Blockaden lösen”, Regulationstherapie", “Selbstheilungskräfte aktivieren” …

Sie hat dabei ein bisschen gejammert, weil es ihr ziemlich gegen den Strich geht, “den Leuten so einen Unsinn zu erzählen”, obwohl es fast allem, was sie in langjähriger Berufstätigkeit über Anatomie und Physiologie gelernt hat, widerspricht.

Es ist halt Gewäsch für Gemüter, die auf so etwas ansprechen, und man muss im Geschäft bleiben, denn von den paar wirklich Kranken läuft der Laden nicht, man muss vor allem die Wellness-Kundschaft mit den eingebildeten Leiden an Land ziehen, deren Nachfrage mit ein paar Phrasen und ein bisschen Kneten und Streicheln - sogenannter “manueller Therapie” - befriedigt werden kann.

Das Wort “Krankengymnastik” klingt doch sooo unschön. Da fühlt man sich ja schon krank, wenn man es nur in einem Anzeigentext liest.

“Osteopathie” ist eine saublöde Bezeichnung, Taylor konnte wohl kein Griechisch - was hat das Ganze denn mit einer krankhaften Veränderung der Knochen zu tun??? Wir haben uns dann darauf verständigt, dass “Osteopathie” eigentlich nichts weiter als eine geschwollene Bezeichnung für eine Art Massage ist.

“Massage” klingt aber so banal, geradezu ein bisschen unanständig. Wer im Geschäft und konkurrenzfähig bleiben will, muss so eine Behandlung “manuelle Therapie” nennen, oder noch geschwollener. Aber es kommt aufs selbe raus.

Und sie “arbeitet” ja mit dem Kunden, er bekommt was für sein Geld, sie wendet Zeit und Kraft bei ihm auf. Nur habe ich ihr gesagt, den Quatsch, dass Organe frei beweglich sind, soll sie líeber nicht behaupten, darüber lacht heutzutage selbst ein Hauptschüler. Wandernieren hatte man hauptsächlich in den Nachkriegshungerjahren, und es gibt sie manchmal bei Magersucht, aber diese Beweglichkeit ist nicht normal, sondern muss unter Umständen sogar operiert werden.

Das gilt ja auch für die Cranio-Sakral-Methode - wer in der Schule im Bio-Unterricht nicht geschlafen hat, und vielleicht schon mal den einen oder anderen Menschenschädel gesehen und berührt hat (z.B. in einem Beinhaus oder auf dem Schreibtisch eines Shakespeare-Liebhabers), der weiß, dass die Schädelnähte beim Erwachsenen fest verknöchert und kein bisschen gegeneinander beweglich sind.

Ich finde Andrew Taylor Still, den Erfinder der Osteo-Methode, als historische Persönlichkeit interessant, er wirkt auf mich wie eine Figur aus einem Western von John Ford. Sein Vater, ein methodistischer Prediger, bildete ihn zum Arzt aus, und er machte den amerikanischen Bürgerkrieg mit. Urwüchsige Ansichten hatte er auch: “Shake a child and stop scarlet fever, croup, diphtheria, and cure whooping cough in three days by a wring of its neck”, schrieb er in seiner Autobiographie.

Hmm … Ich bezweifle nicht, dass man ein Kind von Scharlach, Diphtherie und Keuchhusten kurieren kann, wenn man ihm den Hals umdreht. “Hör sofort auf zu husten, oder ich drehe dir den Hals um!” Toll! Ich bin davon überzeugt, dass man sogar die MS damit kurieren kann! Auch nach Auffassung der Anthroposophen bedeutet der Tod eine “Heilung”.

Mit meiner Physio habe ich mich jedenfalls darauf geeinigt, das, was wir über die Osteopathie denken, für uns zu behalten, um ihr nicht das Geschäft zu verderben - und bei mir macht sie weiterhin schlichte “Krankengymnastik”.

Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate,

Deine Antwort hat mich schon ein bißchen geschockt. Ich kenne meine Krankengymnastin seit 15 Jahren. Sie ist vollkommen überzeugt von dieser Art der Behandlung. Bisher hat sie bei meiner normalen Krankengymnastik immer mal wieder osteopathische Griffweisen eingebaut, die mir auch geholfen haben. Sie macht es aus voller Überzeugung!

Ich kam aus der Praxis und war befreit. Das Gefühl, den Kopf wieder klar zu haben und eine Einheit mit Kopf/Bauch zu sein. Nur die letzte (2. Behandlung) hat mich doch mitgenommen und, wie ich recherschiert habe, es kann 2-3 Tage eine Erstverschlimmerung auftreten.

Zur Osteopathie gibt es verschiedene Ansichten, wie zu Biodynamik, Biofeedback, Rolfing und andere, nicht anerkannte Therapiearten. Ausprobieren tun es die, die von der Schulmedizin enttäuscht wurden und die sich doch, wenigstens ein wenig, Heilung und Besserung der Beschwerden erhoffen. Alles andere haben sie ja schon versucht.

Es ist halt keine anerkannte Therapie, wie so viele, deshalb auch von der Kasse nicht bezahlt. Auch meine B12-Spritzen bekomme ich nicht auf Kasse. Sie helfen bei meiner MS sehr. Ich denke, man muß es ausprobieren.

Schlimm finde ich, daß Deine Physio sich der Osteopathie widmet, obwohl sie nichts von ihr hält, so habe ich Dich verstanden. Schulungen zu machen, gerade in einem medizinischen Beruf, ohne dahinterzustehen und davon überzeugt zu sein und darüber zu lachen, finde ich menschlich furchtbar und sie wird sicher bei ihrer Behandlung eines Patienten nicht mit Leib und Seele dabei sein. Schade, es nur aus “das Klientel braucht es, wir bieten es, auch wenn wir darüber lachen” zu tun. So könnte ich nicht arbeiten, schon gar nicht in einem medizinischen Beruf.

Meine Krankengymnastin hat die Ausbildung zur viszeralen und craniosacralen Osteopathin. Es war interessant, was sie bei der Erstuntersuchung erkannt hat. Es ging da besonders um den seelischen Bereich. Das Herz ist blockiert (habe Angst vor Nähe), Leber, Galle nicht ok (kann mich schlecht “entgiften” von negativen Menschen im Sinne: Jetzt läuft mir aber die Galle über, jetzt reichts … und tschüß. Das war sehr interessant und bestätigt mich in meiner eigenen Wahrnehmung, daß ich genau da etwas verändern muß.

Das war der sehr positive Aspekt und ich denke, es wird sich in meinem Tun und Handeln - vielleicht - in Zukunft etwas verändern und dadurch das körperliche Problem etwas gelöst.

Angst habe ich, daß diese tiefgreifende, emotionale Behandlung einen Schub auslösen könnte. Ich werde sehen.

Grüße
von Karin

Hallo Renate,

nachdem 1 Woche vergangen ist nach der 2. ostepatischen Behandlung will ich Dir berichten:

Die 2. Behandlung hat eine totale Reaktion ausgelöst: Ich hatte an diesem Tag schwere Beine, konnte nicht klar denken, war völlig neben der Spur. Ein Gefühl als wenn ein Schub beginnt. Die Osteopathin hat mich beruhig und mir versprochen, daß es in ein paar Tagen wieder besser wird.

So war es. Am dritten Tag nach der Behandlung wachte ich morgens auf, hatte leichte Beine und der Kopf war wieder klar. Ich fühl mich sehr gut.

Insofern werde ich noch eine 3. Behandlung in einer Woche machen.
Hab also doch Positives erlebt.

Gruß
von Karin

Hallo Karin,
mein PT macht auch Osteopathie - wichtig ist - das die Therapeuten eine vollständige Ausbildung haben -leider ist der Begriff Osteopathie in Deutschland nicht geschützt - so kann sich jeder so nennen - der nur eine Wochenend- Fortbildung hat.
ABER wenn einer seine Arbeit versteht ist das eine wunderbare Sache.
Dies das es einem sein Gefühlszustand völlig drucheinander bringt kenne ich auch - aber das ist wohl eine gute reaktion auf die Behandlung.
Was mich wundert ist - das deine Therapeutin dir von dieser “Nebenwirkung” nix gesagt hat.

Mir hift die Osteopathie besser wie alle anderen Therapieen und mir ist es das Geld wert.
Mein Rücken ist sehr lädiert - und seine Hände verhelfen mit immer so ein paar Tagen schmerzfreier Leben.

Alles Gute
Ulla