Richtig. Es ist ein Neues Jahr. Ich wünsche daher auch allen ein Gutes Neues.
Das hier als „Streitfrage“ zu bezeichnen ist aber schon falsch. Wie alle Jahre zuvor regelmäßig erklärt geht es darum, dass alle im Forum zwar ein Recht auf ihre eigene Meinung haben können aber nicht auf ihre eigenen Fakten. Zahlen zur Wirksamkeit von Prozeduren ohne Quelle stehen genauso zur Debatte wie Broschüren von Universitätskliniken. Wenn Foristen also Zahlen aufführen sollte es klar sein, dass diese Hinterfragt werden könnten.
Diese UKE Broschüre hatte kein eigenständiges „Studiendesign“ sondern versuchte eine Gegenüberstellung der Wirkung von Therapien durchzuführen anhand einer sogenannten „absoluten Risikoreduktion“. Dafür wurden 2 Jährige Betrachtungszeiträume für Zulassungsstudien verwendet.
Wie geschrieben werden offensichtlich weitere limitierende Annahmen in diese Darstellungen gepackt, die nicht korrekt in der Einleitung / Zusammenfassung erwähnt werden. Es wird also keine abschließende Therapiebewertung gegeben und Patienten sollten sich nicht ausschließlich darauf verlassen bei einer Therapieentscheidung.
Wenn es also deines Erachtens eine „gewagte Unterstellung“ sein soll, dieses Konstrukt als inakkurat zu bezeichnen, dann kannst Du sicherlich erklären weshalb zum Beispiel:
- Langfristige Studien zu den individuellen Therapien unzureichend erwähnt werden.
- Alternative Studienendpunkte wie MRT Bilder oder eine unterschiedliche Reduktion im Hirnvolumen nicht erwähnt werden.
- …
Oder langt es dir zu glauben, dass wenn etwas da steht, es auch stimmen wird?
Dieser UKE Ansatz ist jedenfalls vor fast 15 Jahren entstandenen als noch ausschließlich Interferone und Copaxone zugelassen waren und keine langfristigen Nutzenstudien vorlagen. Bei mehr als 14 zugelassenen Therapien und unzähligen Folge-/ Langfriststudien ist die Aussagekraft mehr als reduziert. Das sollte man in der Broschüre korrekt erwähnen.
Stattdessen steht in der 2021 Einleitung: „…Für die meisten Immunmedikamente gibt es einen mäßigen Nutzen über einen Behandlungszeitraum von zwei bis drei Jahren. Der Nutzen bezieht sich vor allem auf die Verhinderung von Schüben. Der Langzeitnutzen der Medikamente ist bisher aber unklar.…“ mit Verweis auf einen Cochrane Review aus 2015 von ein paar italienischen Forschern die in ihrer Publikation selber schrieben, daß „…die vorliegenden Informationen noch nicht ausreichend wären für abschließende Aussagen und unbedingt mit langfristigen Untersuchungen der Studienpopulationen ergänzt werden sollten.…“
Die Tatsache, daß seitdem viele andere Publikationen zum gleichen Thema entstanden sind wird natürlich nicht erwähnt. Man kann diese Ergebnisse also finden wie man will, wissenschaftlich untermauert werden sie jedenfalls nicht.
Vielleicht kannst Du also nochmals erklären, weshalb das hier eine „gewagte Unterstellung“ wäre und dabei eigene Publikationen zum Thema beisteuern. Danke.