Hallo!
Jetzt kann man das neue “Wundermittel” bald in der deutschen Apotheke bekommen und schon häufgen sich die “Horrormeldungen”.
Bisher hatte ich für mich entschieden, nicht mit dem Spritzen zu beginnen, sondern auf die Tablette zu warten. Natürlich hat jedes Medikament Nebenwirkungen, aber ich bin jetzt doch etwas verunsichert. Wie sieht die Langzeitwirkung tatsächlich aus? Soll ich mich als “Versuchskaninchen” zur Verfügung stellen, oder lieber doch erst mal mit dem Spritzen beginnen und sehen was die Erfahrungswerte zeigen?
Wie geht es Euch? Spitzt Ihr schon? Und steigt Ihr um auf Tectfidera?
Geht es vielleicht jemandem wie mir, dass Du mit der BT noch nicht begonnen hast, weil Du auf die Tabletten warten wolltest? Wirst Du mit der Einnahme beginnen?

Ich freu mich über anregende Diskussionen.
Wünsche Euch, ganz gleich mit welchem Medikament , ganz viel Wohlbefinden.

Herzliche Grüße
Maike

Hi Maike,
schau Dir mal im Internet die Geschichte der Fumarsäure an (Stichwörter BG12,
Prof Dr Gold, Fumarsäure bei MS etc), das wird Dir einige Fragen insbesondere
zum Thema “Versuchskaninchen” nehmen.
Verunsichert bin ich auch, trotzdem werde ich von Copaxone auf Tecfidera
wechseln, und zwar aus folgenden Gründen:
-die Wirksamkeit von Fumarsäure liegt über der von Interferonen und Copaxone
-die Nebenwirkungen anderer hochwirksamer MS-Medikamente sind häufiger und
mehr (z.B.Gilenya)
-ich werde sehr regelmässig mein Blut checken lassen und bei einem Abfall
der Leukos Tecfidera absetzen

Ein Wundermittel ist Tecfidera sicher nicht, aber ich hoffe, es hält die
MS besser auf als die jetzigen BT. Wenn die so toll wären, warum müssten
dann noch so viele Leute Einschränkungen durch MS hinnehmen?
Ich hoffe, das die Zulassung bald kommt, obwohl ich die Preispolitik
von Biogen schlicht unverschämt finde, nur mal so am Rande erwähnt.
Gruss,
Krokodilchen

Hallo Maike,

ich war vor kurzem auf einem Vortrag, auf dem die neuen MS-Medikamente vorgestellt wurden. Mich hat das Tecfidera so überzeugt, dass ich nach 8 Jahren Rebif mit zum Teil starken Nebenwirkungen definitiv jetzt wechseln werde.

Im Vortrag sprach man von einer guten Verträglichkeit mit zunächst häufig auftretenden Nebenwirkungen auf den Magen-/Darmtrakt (Völlegefühl, Magenschmerzen, Durchfall, Blähungen etc.), die aber in fast allen Fällen nach ca. 1-3 Monaten wieder komplett abklingen. Die Studien haben außerdem eine 50%ige Verbesserung der Schubtätigkeit “bewiesen”, Rebif kann da nur 30% versprechen.

Ich bin immer sehr skeptisch, was die Aussagekraft von Studien angeht, aber 50% hört sich für mich definitiv besser an als 30%. Das Spritzen selbst war für mich nie ein Problem und die NW hatte ich über Jahre auch ganz gut im Griff (dank Ibuprofen), sind aber im letzten Jahr deutlich stärker aufgetreten.

Als ich jetzt von Tecfidera hörte, war ich sofort sehr angetan: eine in Studien nachgewiesene erfolgreichere Therapie bei insgesamt besserer Verträglichkeit? Kann das so einfach sein?

Dass Tecfidera ein pflanzliches Präparat ist, gefällt mir außerdem.

Ich werde es versuchen. Schlimmer als Rebif kann es für mich gar nicht sein.

Dir alles Gute, ist immer nicht einfach, “richtige” Entscheidungen zu treffen

Gruß, Andrea

bald erhältlich stimmt ja so nicht, oder weißt du mehr? biogen hat die markteinführung wegen angeblich patentrechtlicher noch zu klärender fragen weiter verschoben und die angabe “2- hälfte 2013” ist ein recht langer zeitraum

zum anderen sind die nw nicht ohne, es ist halt kein zuckerwasser. gleich auf der startseite der amsel.de kannst du weiteres dazu lesen, passenderweise steht gleich darunter der link über die gute verträglichkeit.

dazu - sicher zweitrangig - der astronomische preis, mit dem ich mich zumindest wie eine melkkuh vorkomme. ich hätte es ab juni bekommen sollen, auch zuvor gab es immer wieder verzögerungen.

… Dass Tecfidera ein pflanzliches Präparat ist, gefällt mir außerdem. …

Pflanzlich ??
der Inhaltsstoff ist BG 12, Dimethylfumarat, eine handelsübluche Chemikalie.

Ich habe den Test mit BG12-Kapseln schon seit ein paar Monaten hinter mir. Keinerlei Wirkung, nur Nebenwirkung (Übelkeit, Ekel gegen alles Essen, selbst Wasser !)

  • Bin halt schon zu lange dabei, für die schubförmigen ist es vielleicht etwas.

Wenn Du es testen willst, warte nicht auf die Zulassung sondern lass Dir Kapseln machen. Näheres im DMSG-Fumarsäure-Thread.

Grüße
Uwe

also pflanzlich ist tecfidera sowenig wie copaxone besonders tierfreundlich ist! es ist dmf ist ein altbekanntes biozid, wird gegen schimmel/pilze eingesetzt und dabei sind die höchstmengen ein bruchteil der mengen, die als medizin verwendet werden.

das ist alles bekannt, weiß auch ich, aber ich würde es trotzdem gerne versuchen.

steht übrigens alles auch auf wiki http://de.wikipedia.org/wiki/Fumarsäuredimethylester

Hallo,

ich wollte auch auf Tecfidera warten. Es ist wohl jetzt zugelassen, jedoch kommt es erst
im Herbst/ Winter auf den Markt, sofern biogen den Rechtsstreit um den Preis gewinnen wird.
Es soll ja über 2000 Euro/Monat kosten. Cobaxone kostet 1300-1500 Euro.

Als neue Nebenwirkung soll es jetzt, laut meinem Neurologen, auch noch zu
starker Haarausdünnung kommen.

Ich werde jedenfalls jetzt erst mal mit Cobaxone anfangen und mal sehen
wie das dann alles anläuft mit Tecfidera.
Mein Neuro rät auch zur Besonnenheit und zum erst mal Abwarten, bis die ersten
Erfahrungen in der direkten Umgebung da sind.

Anscheinend soll es in ca. 1 Jahr auch ein orales Medikament auf Basis von
Cobaxone geben…also…immer mit der Ruhe.

LG
Wencke

es gibt ja gerade tägllich neue nachrictehn zu tecfidera, meist auch noch widersprüchlich.

ein orales copaxone wurde vor jahren schon mal getestet, hat aber kein große wirkung gehabt und ist deshalb wieder in der versenkung verschwunden. ob die das jetzt wieder ausgraben, oder was neues haben, keine ahnung!

konnte das nicht in erfahrung bringen. von daher kann ich den zeitrahmen von 1 jahr jetzt auchnicht glauben, dann hätten die das garantiert schon publik gemacht, gerade uch mit blick auf tecfidera.

jetzt wurde ja eine neue form von cop schon mal im netz vorgestellt, das man sich 3x die woche spritzt und das entsprechend höher konzentriert ist. und das kommt auch erst nächstes jahr oder so.

Vielen Dank für Eure Gedanken!
Ich habe mich entschieden. Ich werde nicht auf Tecfidera warten, sondern mit der BT beginnen. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob Rebif oder lieber Copaxone… Aber die Entscheidung werde ich wohl auch noch schaffen :wink:

Viele Grüße
Maike

Hallo Maike,

es hätte mich interessiert, warum für dich Betaferon/Extavia nicht in Frage kommt.

Dass es einen geringen Marktanteil hat, ist ja eigentlich kein Grund, es nicht zu nehmen - wir sind keine Fliegen (die bekanntlich millionenfach Sch… fressen und nicht irren können).

http://www.ms-reporter.de/203-MS-Tabletten-Aubagio-Teriflunomid,-BG-12-Fumarsaeure-und-Gilenya-Fingolimod-lassen-den-Markt-bis-2016-auf-14-Mrd.-wachsen.html

Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate,

Rebif und Copaxone sind die zwei Mittel, zu denen mein Arzt mir geraten hat.
Ich glaube, welches Interferon man letztendlich nimmt, ist zweitrangig (ob Rebid, Betaferon oder Extavia).
Hast Du Erfahrung mit Betaferon oder Extavia? Ich tendiere derzeit mehr zu Copaxonem, da ich dann -so hoffe ich- weniger Nebenwirkungen habe. “Fürchte” mich etwas, vor diesen grippeartigen Beschwerden…

Maike

Hallo,

ich habe gerade 1x Copaxone gespritzt und es nicht gut vertragen, darum 2 Tage Pause und Rücksprache mit Arzt am Montag. Habe aber null Hautreaktion, denke es kommt wirklich auf
die richtige Spritztechnik und die richtige Spritztiefe, sowie Kühlung an…oder ich hatte
einfach Glück.
Copaxone macht laut meiner MS schwester keine grippeartigen Symtome.
Ich hatte leider danach jucken im Hals und Schüttelfrost,Übelkeit, sowie in der Nacht danach
Hitzewallungen und so ne Art Panik.

Naja ich hoffe es war alles nur ein ungünstiges Zusammenspiel von Faktoren und mein
Arzt sagt ich kann weiterspritzen ohne gleich nen anaphylaktischen Schock zu riskieren.
Wäre schade drum, denn das Spritzen selber fand ich absolut nocht schlimm.

Aber ein Wechsel zu Tecfidera, würde für mich auf alle Fälle auch in FRage kommen.

LG Wencke

Hallo Maike,

ich spritze seit 8 Jahren Betaferon. Betaferon und Extavia sind der identische Stoff - Interferon-beta 1b - vom selben Hersteller aus denselben Labors (Boehringer in Biberach), und da ich ohnehin keine Injektoren benütze, ist mir auch das Zubehör schnurz, das bei Betaferon etwas aufwändiger sein soll. Angeblich sind auch die Kanülen beim Extavia nicht ganz so dünn. Eine 30 G-Kanüle ist wirklich haarfein und in der Tat fast gar nicht mehr zu spüren. Für mich schon ein technisches Wunderwerk. Bei 27 G muss man schon etwas kräftiger zustechen.

Ansonsten ist der Unterschied zwischen den Interferonen durchaus erheblich! Avonex wird einmal pro Woche i.m. gespritzt, und hat daher starke Nebenwirkungen, die oft über die gesamte Behandlungsdauer anhalten, schont allerdings die Haut. Da es nicht so wirksam ist wie die Hochdosisinterferone, ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis wegen Unverträglichkeit und nicht ausreichender Wirksamkeit von Avonex auf Tys eskaliert wird. Na klar, es ist ja beides von Biogen.

Rebif ist, wie Avonex, Interferon-beta 1a, wird aber s.c. gespritzt. Es gibt zwei Stärken, die Einsteigerdosis 22 µg, und die Standarddosis 44 µg. Rebif 44 gilt als das wirkstärkste der Beta-Interferone. Mit Rebif 44 etwa vergleichbar in der Stärke sind Betaferon/Extavia.

Rebif ist in Fertigspritzen, was zwar bequemer ist, aber auch mit höheren Unverträglichkeitsrisiken verbunden, da die Fertigspritzen auch Zusätze (Schaumhemmer, Konservierungsmittel) enthalten müssen, die in Betaferon/Extavia nicht nötig sind. Also, ich möchte mir eigentlich kein Poloxamer 188 (einen Schaumhemmer) spritzen, ich bin gegen Tod und Teufel allergisch und die Zusätze in Rebif sind mir nicht geheuer.

Allerdings gibt es für die Smartphone-Generation einen elektronischen Injektor, den “Rebismart”. Ich weiß nicht, was das Ding alles kann, aber den Smartphone-Fans gefällt es. Da ich nicht mal ein normales Handy besitze, und auch keinen schnurlosen Festnetzapparat, bräuchte ich wohl auch keinen Rebismart.

Copaxone habe ich abgelehnt, da ich Allergikerin bin und Cop nach dem Prinzip der “Desensibilisierung” funktionieren soll. Es ist nach dem Zufallsprinzip aus vier Aminosäuren zusammengesetzt, sodass jede einzelne Charge im Tierversuch auf Wirksamkeit getestet werden muss.

Die Zusammensetzung dieser Aminosäuren soll die MS-Antigene (das MOG - Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein - und das MBP - Myelin-Basisches Protein) nachahmen und das Immunsystem gegen diese Myelinproteine quasi desensibilisieren.

Eine Desensibilisierung habe ich vor 40 Jahren beim Allergologen gemacht; sie hatte den Effekt, dass meine Allergien, die vorher nur beim Prick-Test aufgetreten waren, von da an wirklich heftig wurden und ich seither auf Antihistamine und Cortisone angewiesen bin. Ich gehöre zu den Allergikern, deren Allergien sich nach dem ersten Kontakt mit dem Allergen erst entwickeln.

Der klassische Beispielfall dafür ist die Muschel-Pizza beim Italiener: beim ersten Mal mundet sie köstlich und verursacht keinerlei Beschwerden - beim zweiten Mal kommt es zu einer Anaphylaxie und der Notarzt muss gerufen werden. So war es bei meinem Vater mal im Italienurlaub. Und bei mir ging die Desensibilisierung nach hinten los. Daher lasse ich von Cop lieber die Finger (von Muscheln übrigens auch).

So blieb für mich nur Betaferon (dessen Zwilling Extavia gab es damals noch nicht). Dafür hatte ich mich aus diesen Gründen schon vor der Diagnose entschieden, und als sie feststand, sagte ich gleich, dass ich Betaferon nehme. Punkt. Es gab keine Diskussionen, zwei Tage danach setzte ich mir die erste Spritze. Inzwischen müssen es etwa 1400 gewesen sein.

Ich habe mich auch deswegen dafür entschieden, weil ich aufgrund meines Alters bei der Diagnose (50) annahm, dass ich schon SPMS habe, und Betaferon hatte schon damals auch eine Zulassung für SPMS. (Wenn ich mich nicht irre, hat Rebif 44 sie inzwischen auch.)

Als ich im April 2005 mit Betaferon anfing, wurde ich von der Schering-Spritzschwester vor den Grippenebenwirkungen gewarnt, und bekam einen ellenlangen Einschleichplan, mit dem ich so etwa sechs Wochen bis zur Zieldosis 250 µg gebraucht hätte.

Der Klinikarzt, der mir die erste Monatspackung Beta aufschrieb, verschrieb mir dazu auch eine N3-Packung (100 Tbl.) Ibuprofen 400. Ich sollte vor jeder Spritze eine nehmen, vergaß aber schon die vierte, und bekam trotzdem keine Nebenwirkungen. Also nahm ich das Ibu von da an nur noch sporadisch, wenn ich mal wirklich Kopfschmerzen bekam, was etwa 1-2-mal im Monat vorkommt.

Die Einschleicherei war mir zu doof, ich hätte jeden zweiten Tag nachschlagen müssen, welche Dosis gerade dran ist. Ich kürzte das Verfahren kurzerhand ab und war nach vier, fünf Spritzen bei 250 µg angekommen. Nach ein paar Wochen war es mir auch zu doof, jedes Mal 0,2 ml von dem teuren Stoff wegzuwerfen, die sogenannte “kalkulierte Überfüllung”. Seither spritze ich die vollen 300 µg.

Irgendwo las ich mal, die “kalkulierte Überfüllung” von 0,2 ml sei für diejenigen Anwender gedacht, die es nicht fertig bringen, das Zeug ohne Schaumbildung anzumischen; die bräuchten diese Reserve, um auf 1 ml spritzbare Flüssigkeit zu kommen.

Naja, ist immer noch besser als der Schaumhemmer im Rebif. Ich schaffe es aber, es ohne Schaum anzumischen. Es ist wirklich nicht schwierig! Lieber anmischen, als Schaumhemmer und Konservierungsmittel in den Rebif-Fertigspritzen.

Grippenebenwirkungen durchs Interferon habe ich wirklich nur gelegentlich. Da ich Marcumarpatientin bin, kann ich ohnehin nur ab und zu mal eine Ibu schlucken, da NSAR bei mir thrombozytenaggregationshemmend wirken (gerinnungshemmend), und das zusammen mit Marcumar ist problematisch; ich mag nicht alle paar Tage zum Blut-Abnehmen zwecks INR-Kontrolle und Marcumar-Einstellung, wenn meine INR Bocksprünge macht.

Auf Tecfidera umsteigen dürfte ich wohl schon, wenn es mal lieferbar ist. Mein Neuro verschreibt mir, was ich ihm sage, und hat dafür in mir eine “pflegeleichte” Patientin. Ich habe zwar auch eine leichte Psoriasis - aber die falsche, eine, bei der Fumarsäure nicht hilft (Ps. pustulosa). Und ich bin kein Fan von Experimenten. Also werde ich wohl bei den ganzen altbewährten Sachen bleiben und mich an die Warnung “Never change a winning team” halten.

Liebe Grüße
Renate