UPDATE 6.3.2023
Diese Nachricht stammt von Raed al-Saleh, dem Leiter der Weißhelme
"Liebe Freundinnen und Freunde,
vor einem Monat wurde Syrien von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, das Ausmaße angenommen hat, die wir selbst in den dunkelsten Stunden des Syrienkonflikts nicht erlebt haben. Allen, die gespendet haben, danken wir dafür, dass sie an unserer Seite stehen. Allen, die gebetet, unsere Stimmen gehört und uns aus aller Welt kontaktiert haben, danken wir für ihre Unterstützung, die unsere Entschlossenheit gestärkt hat.
Ihre Spende hat Leben gerettet. Sie und 95.000 weitere Menschen in 189 Ländern haben seit dem Erdbeben gespendet - diese herzergreifende Welle der Unterstützung gibt uns Antrieb. So konnten wir unmittelbar Kraftstoff kaufen und die nötigen Geräte reparieren, um Trümmer zu beseitigen und Menschen unter den vom Erdbeben zerstörten Gebäuden herauszuziehen.
Die Mitglieder der Weißhelme haben fast 3.000 Menschen aus der Zerstörung gerettet und waren in allen 60 Orten präsent, die von dem Erdbeben im Nordwesten Syriens betroffen waren. Sie haben rund um die Uhr gearbeitet, um Verletzte aus Tausenden von eingestürzten Gebäuden zu bergen, bei niedrigen Temperaturen, inmitten gefährlicher Nachbeben und unter der Last der Trauer, dass so viele unserer eigenen Familien und Nachbarn nicht überlebt haben, darunter auch vier Freiwillige der Weißhelme.
Meine Team-Mitglieder haben das Unmögliche geschafft und ich bin zutiefst beeindruckt von ihrem Mut und ihrer Hingabe. Mehr als 5.900 Menschen sind in Syrien gestorben und seit Donnerstag, dem 9. Februar, gibt es keine Überlebenden mehr unter den Trümmern. Doch wir graben weiterhin Gräber für die Toten, darunter auch Syrerinnen und Syrer, die in der Türkei gestorben sind und nach Syrien gebracht wurden, damit ihre Familien sie in Würde bestatten können. Viele von ihnen sind Kinder.
Tausende mussten ihr Zuhause verlassen oder sind obdachlos geworden. Jetzt helfen unsere Teams dabei, die Sicherheit der Häuser in der Region einzuschätzen, Trümmer zu beseitigen, Straßen wieder zu öffnen und nach nicht explodierten Bomben aus dem Krieg zu suchen. Unsere Sanitäter und freiwilligen Helferinnen sind in den Unterkünften unterwegs, um die Überlebenden medizinisch zu versorgen. Wir bereiten auch neue Unterkünfte für die Vertriebenen vor und graben Abwasserkanäle, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Die Arbeit, die noch vor uns liegt, hat ein beispielloses Ausmaß, doch Ihre Großzügigkeit kommt direkt den Menschen zugute, die sie am meisten brauchen.
Wir sind die einzige Organisation im Nordwesten Syriens, die über die Ausrüstung und das Training verfügt, um schwere Such- und Rettungsarbeiten durchzuführen. Und lassen Sie es mich klar sagen: Die Weißhelme erhielten in den kritischsten Momenten der Rettungsaktionen keine Unterstützung der Vereinten Nationen. Tagelang fanden unsere Aufrufe an die UNO kein Gehör und zahllose Menschen kamen unnötig ums Leben. Ohne internationale Hilfe mussten wir mit begrenzter Ausrüstung und Arbeitskraft tun, was wir konnten. Die Großzügigkeit von Menschen wie Ihnen auf der ganzen Welt ermöglichte es uns, für unsere Menschen in Nordwestsyrien da zu sein.
Als wir die Trümmer tausender Gebäude durchsuchten, waren es die Betroffenen vor Ort, die uns am meisten geholfen haben: Sie liehen uns ihre Autos und Lastwagen, halfen beim Graben und spendeten Kraftstoff, mit dem sie sich hätten warm halten können.
Die Reaktion auf dieses Erdbeben ist eine niederschmetternde Erinnerung an die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber dem Leid der syrischen Bevölkerung. Wir wurden bei zahllosen Katastrophen seitens des Assad-Regimes und Russlands ignoriert, und nun nach einer Naturkatastrophe. Hier, umgeben von Trauer und Verwüstung, kann ich Ihnen nur sagen, dass wir alles daran gesetzt haben, so viele Menschenleben wie möglich zu retten. Danke, dass Sie Teil dieser Hilfsaktion waren."
LG
Uwe