Hallo,
ich leite dir mal ein Interview von Frau Professor Dr. Hellwig weiter. Sie forscht an der Uni Bochum auf dem Gebiet Schwangerschaft und MS und ist eher vorsichtig, wenn es zu wenig Daten gibt. Ich halte sehr viel von ihrem Register.
Hier das ganze Interview und unten der Ausschnitt zum Stillen.
Welche Auswirkungen hat Vitamin D auf Mutter und Kind in der Schwangerschaft und Stillzeit und welche Empfehlungen ergeben sich daraus?
[00:19:54] Prof. Dr. Kerstin Hellwig: Ach, das ist ein bisschen ein leidiges Thema. Also sowieso mit der MS, aber auch mit der Schwangerschaft. Also man sollte schon gescheite Vitamin D Spiegel haben. Im Prinzip werden niedrige Dosen empfohlen, wie sie auch in diesen Vitamin Präparaten drin sind, 800 Einheiten am Tag sind zugelassen bis zu 4.000. Nicht nehmen sollte man meines Erachtens, die hochdosierten Vitamin-D Präparate mit 20.000, weil es erstens keine Daten gibt und zweitens, wenn es ein Problem gäbe, zum Beispiel mit dem Knochenmetabolismus von diesem Kind. Das baut ja jede Menge Knochen auf und keine Ahnung, was passieren könnte, wenn man ganz hohe Dosen nimmt.
Dieses Risiko muss man nicht eingehen, bei einem Präparat, was wirklich abgestuft in jeder Dosis zur Verfügung steht. Also bis 4.000 Einheiten pro Tag sind in der Schwangerschaft okay. Die Kinder bekommen ja auch Vitamin D, weil wir hier ein Mangelgebiet sind, zumindest im Winter. Und Neugeborene sowieso zu wenig Vitamin D haben. Nimmt die Mutter allerdings 6.000 bis 7.000 Einheiten pro Tag ein und stillt das Kind, wird das Kind tatsächlich damit auch versorgt. Das muss man mit dem Kinderarzt besprechen.
Wahrscheinlich ist es aber auch nicht schlimm, wenn man jetzt ein, zwei, drei tausend Einheiten Vitamin D pro Tag einnimmt und das Kind trotzdem noch seine kleine Einheit kriegt. Grundsätzlich gibt es ein paar Daten, die darauf hindeuten, wenn die Mutter einen Vitamin D Mangel hatte, das sind auch sehr beliebte Studien, die allerdings auch echt störanfällig sein können. Die sagen, okay, wenn die Mutter niedriges Vitamin D hat, hat das Kind nachher 30 Jahre später ein höheres Risiko für eine MS.
Also, das bedeutet ganz pragmatisch, Vitamin D sollte okay sein, aber Gynäkologen würden es noch nicht mal messen. Niemand misst es und im kompletten MS-Bereich ist es ja auch nicht so, dass man durch eine Vitamin-D-Substitution Schübe irgendwie verhindert oder Behinderungsprogression. Das haben am Anfang alle gedacht, ja, dann haben alle ganz wild Vitamin-D empfohlen, unabhängig von der Schwangerschaft. Und zehn Jahre später kamen dann die Studien heraus, hm, bringt eigentlich gar nichts. Also in vernünftigen Maßen.
Und wenn man es in der Stillzeit sehr hoch dosiert nimmt, mit dem Kinderarzt besprechen, wenn man so ganz wilde Sachen macht wie ein Coimbra Protokoll. Für mich als Schulmedizinerin ist das wild, dann bitte mit dem Kinderarzt besprechen, weil es ein fettlösliches Vitamin ist, was auch beim Kind ankommt.