Hallo Sandra,
mein Antrag und die Begutachtung liegen schon einige Jahre zurück. Zu der Zeit war die MS sehr aktiv und hat mir ordentlich zugesetzt.
Ich brauchte häufig Unterstützung bei ganz alltäglichen Dingen wie Einkaufen oder im Haushalt. Nicht wegen motorischer Probleme, sondern die Fatigue hat mich zum Erliegen gebracht.
Mir wurde dann geraten einen Pflegegrad zu beantragen. Das war für mich gedanklich ganz schwer, weil ich augenscheinlich nicht pflegebedürftig erscheine.
Letztlich habe ich den Antrag gestellt und einige Zeit später stand die Begutachtung an. Zum Termin war ein Mitglied der Familie dabei. Die Gutachterin wirkte sehr taff und war eine Pflegefachkraft.
Nach den Formalitäten befragte Sie mich nach meinen Problemen. Was geht, was geht nicht, wo brauchen Sie Hilfe?
Ich war super angespannt. Rückblickend habe ich mich besser dargestellt, als es damals der Fall war.
Meine Angehörige hat dann auch geschildert, wie sich meine Probleme aus Ihrer Sicht im Alltag zeigen. Wann und wie mich die Familie unterstützt.
Zum Ende des Gesprächs hat mir die Gutachterin provokante Fragen gestellt.
Eine hat sich förmlich eingebrannt. “Sie sind noch recht jung und berentet. Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?”
Da bin ich in Tränen ausgebrochen und habe ihr gesagt, dass meine Lebensplanung eine andere war, als jetzt hier dieses Thema zu behandeln. Das es mir nicht um das Pflegegeld geht, sondern um Hilfe.
Nach einer Auszeit hat Sie sich dann noch alle Zimmer in der Wohnung angeguckt und ist gegangen.
Ich habe nicht damit gerechnet, aber mir wurde der Pflegegrad 1 zugesprochen. Für rund 2 Jahre habe ich dann den monatlichen Entlastungbeitrag von 125€ genutzt.
Der Verlauf hat sich glücklicherweise beruhigt und ich brauche die Hilfe seitdem nicht mehr. Sollte es wieder anders laufen, bin ich froh einen Grundstock (Grad 1) zu haben.
Eine Nachprüfung ist nicht vorgesehen.
VG
cran