Hallo. Vor ungefähr 14 Monaten hatte ich (m, jetzt fast 41) zum ersten Mal einen Schub, dessen Auswirkungen sich leider nur teilweise zurückgebildet haben.
Nun habe ich mir zwar schnell damit abgefunden, dass ich nicht (wie es eigentlich der Plan war) wieder in meinen alten Job zurückkehre (Erzieher in Jugendhilfe, Schichtdienst) sobald mein Sohn etwas größer ist (ich hab einen Teilzeitjob angenommen, damit die Betreuung gewährleistet ist), aber es zeichnet sich ab, dass ich selbst mit dem Ersatzjob, den ich seit 3einhalb Jahren mache, seit einiger Zeit überfordert bin (der Stress legt mich regelmäßig für einige Tage flach).

Hat jemand Erfahrungen bzw Tipps, wie man mit einer solchen Situation umgeht? Ich habe keinerlei Erfahrungen damit, seit der Schule/Ausbildung habe ich eigentlich immer gearbeitet und/oder mich fortgebildet. Mich umzuorientieren erscheint mir wie ein Buch mit 7 Siegeln.
Der Erzieherberuf ist ein sehr schöner, aber leider einer, der mit viel Stress verbunden ist - also für einen halbwegs guten Verlauf kontraproduktiv. Und nun stehe ich da - ratlos.

,"der mit viel Stress verbunden ist - also für einen halbwegs guten Verlauf kontraproduktiv. "

Sagt wer?
Negativer Stress ist der schlimme, aber wenn du es körperlich nicht mehr schaffst, dann wird es ein negativer.

Hi Burned,

im Grunde hast du den ersten großen Fehler schon gemacht und einen Teilzeitjob angenommen.
Oder ist der im Rahmen vom Elterngeld?

Ansonsten wäre der erste Schritt gewesen, aus einem Vollzeitjob heraus eine Reha zu machen und dort die Arbeitsfähigkeit feststellen zu lassen.

Das kannst du zwar noch immer machen, aber du hast schon Geld verlohren.

Alternativ ist halt, gibt es einen Job, den du mit deiner Ausbildung ausüben kannst. Auch dafür ist eine Reha sehr sinnvoll.

Grüße
Lucy

Hi Lucy,

ich glaube er hat den Teilzeitjob schon vor der MS angenommen.

Richtig.

Den Teilzeitjob habe ich vor 3einhalb Jahren aus familiären Gründen angenommen, als meine Frau einen gut bezahlten Vollzeitjob angenommen hat (besserer Verdienst als ich) und aufgrund der Kindergartenzeiten einfach jemand am Nachmittag da sein muss für unser Kind. Jetzt ist er im letzten Jahr und ursprünglich war mal der Plan (damals), wenn das Kind in der Schule ist, langsam wieder in Richtung Vollzeit zu gehen. MS-Diagnose war letztes Jahr im September.
Der Teilzeitjob ist ab 8 Uhr und je nach zu aktuellem Dienstauftrag bis 13:30 oder 15 Uhr. Die Vollzeitdienste waren damals von 12 Uhr bis 09:00 Uhr (9, nicht 21 Uhr !, dann einen Tag frei und wieder los. Nun, das kommt nicht mehr in Frage, deswegen schrieb ich von Umorientierung, über die ich mich gern unterhalten möchte.


Das kannst du zwar noch immer machen, aber du hast schon Geld verlohren…
Grüße
Lucy

Das Geld ist erstmal nebensächlich. Ich habe mich bewusst für den halben Verdienst entschieden.

hab die teilrente vor allem wg fatigue und kognitiven problemen. seit 2012, aber es geht immer schlechter, für sachen, die ich seit jahtzehnten mache (bin 27 jahre im gleichen job), brauche ich mittlerweile ewigkeiten, wenn es überhaupt klappt.

entsprechend “kaltgesteltl” werde ich, weil man mir halt auch nichts mehr zutraut, unter stress geht schon gar nichts.

hab zum glück einen job, in dem ich nicht gekündigt werden kann, aber befriedigend ist die situation nun gar nicht. manchmal, häufig, bin ich froh, schon bald in altersrente zu können … :frowning:

Hallo burned,

in deinem Post gibst Du die Antwort eigentlich schon selber.
Dein erlernter Beruf ist auch in Teilzeit viel zu stressig
und legt Dich “lahm”.

Als Leserin und Betroffene heißt die Antwort,
meiner Ansicht nach,
raus aus dem Job.

Du bist deiner ureigenen Schreibe nach
kein Typ für "Spielchen ",
auch nicht finanzieller Art.
Du bist am Limit!

Ich würde auf Reha gehen, um die Arbeitsunfähigkeit feststellen zu
lassen.
Eine Rente würde Dir fürs erste Sicherheit und Ruhe geben,
Dich nach weiteren machbaren Tätigkeiten umzuschauen.

Da Ihr ein festes Einkommen habt, könnte das deine Situation erheblich
entschärfen.

Könntest Du Dir vorstellen auf 450€ weiterzumachen?
freiberuflich z.B. als Betreuer für Geflüchtete oder Nachhilfelehrer in Deutsch.

Es gibt viele Möglichkeiten dazu zu verdienen!

Ich habe Teilzeit gearbeitet in einem stressigen Beruf, als es Vollzeit nicht mehr machbar war,
aber diese Teilzeit war nur Makulatur, auf dem Papier des Vertrages, denn die Konferenzen, Ausflüge und Ähnliches musste
ich ja voll mitgestalten.
Der Clou war dann, dass ich verstärkt zu Vertretungen herangezogen wurde, weil ich ja da war.
Arbeitsrecht hin und her, die Kämpfe waren für meine Krankheitsbewältigung sehr kontraproduktiv
und
jetzt im Nachhinein schaue ich zurück und bin
der festen Überzeugung, dass ich früher hätte aufhören müssen.

Liebe Grüße
Kabar

Um nicht ans Limit un

Hallo Kabar,

danke für die umfangreiche Antwort. Ich versuche einmal, auf jeden Punkt einzugehen.

Zu der Ansicht, dass ich aus dem jetzigen Job raus muss, bin ich vor einer Weile schon gekommen. Ich habe mich auch schon bei der AfA ratsuchend gemeldet und mit der Beauftragten für berufliche Eingliederung meines Arbeitgebers Kontakt aufgenommen. Mein Problem liegt vielmehr darin, dass ich absolut keine Ahnung habe, in welche Richtung es gehen könnte. Ich bin, sehr richtig vermutet, ein sehr rationaler Mensch und neige auch was mich selbst angeht, nicht zu gefühlsverklärter Denkromantik. Spielchen liegen mir nicht, korrekt. :slight_smile:

Andererseits fühle ich mich selbst noch nicht so “kaputt”, dass ich über das Thema Rente nachdenke, ganz ehrlich. Nicht weil ich mich gegen den Gedanken wehre (so ist zumindest meine Selbsteinschätzung), sondern weil ich vermute, dass es tatsächlich am unguten Stress in meiner Tätigkeit liegt. Andere, kognitiv anstrengende Arbeiten, setzen mir nicht so zu.

Eine Arbeit auf 450€ Basis wäre mir dann doch zu wenig, da es doch so einige Verpflichtungen gibt, die bedient werden wollen und wir nebenbei auch noch leben möchten, nach Zahlung aller Rechnungen. :slight_smile:
Es mag kurios klingen, aber trotz meiner Arbeit als Erzieher bin ich nicht gerade ein Fan vom täglichen Umgang mit Menschen. Ich denke, am liebsten würde ich mich ganz kontaktscheu als Schreibkraft oder organisatorische Kraft in irgendeinem Büro verschanzen und wenn ich täglich Menschenkontakt haben muss (mit Fremden, mir unbekannnten Leuten), dann über die Schutzbarriere Telefon. Ich hab ziemlich viele autistische Züge, bin aber nicht antisozial. Ich genieße es nur nicht unbedingt, unter Menschen zu sein, die ich nicht kenne.

Ich bin noch mitten drin in der Phase, wo ich das Leben mit MS lernen muss. 40 Jahre hat alles gut für mich funktioniert bzw ich habe Wege gefunden, mit Dingen umzugehen und auf einmal sieht man sich mit der Tatsache konfrontiert, in einem Körper zu leben, den man SO nicht kennt, weil er nicht tut was er soll und was er üblicherweise tat.

Falls das alles etwas wirr durcheinander ist, bin ich gedanklich wieder zu sehr hin und her gesprungen, sorry. :slight_smile:

Hallo Burned,

Du hast Dich und deine Situation gut analysiert beschrieben.

Der Schritt in die Berentung ist ein steiniger Weg, denn
er beinhaltet halt auch vom Sinn her, dass Du
“weg” vom Arbeitsleben, vom Gebrauchtwerden bist.

Du erziehst aber auch ein Kind, widmest ihm/ihr viel Arbeitszeit
und Kraft!
Das ist schon mal ein Teil deines Lebens!

Wenn Du lieber an einem Schreibtisch oder dergleichen arbeiten
willst, bieten sich bestimmt Möglichkeiten an, dies zu tun.

Hattest Du schon Beratungsgespräche in diese Richtung?
Vielleicht wäre ein Handwerk was für Dich?

Da gibt es gute Möglichkeiten dies herauszufinden!

Weißt Du wieviel Du aktuell als Rente bekommen würdest?
Lassen deine MS - bedingten Einschränkungen einen GdB zu?

Die Fragen sind zur Beantwortung für Dich gedacht!

Ich merke auch, wie mich das Thema berührt, sagte doch eine
Ärztin dereinst zu mir:
“Was, mit 45 Jahren wollen Sie in ihrem Job aufhören.
Sie haben doch noch soviel Energie!!!”

Ich fühlte mich damals eingeschüchtert und
hätte nie und nimmer auf diese inkompetente Frau hören sollen,
denn die Ausfälle vermehrten sich drastisch!

Entscheiden musst Du selber, Beratung tut gut, eine weitergehende Analyse deiner
Situation und der lebbaren Möglichkeiten ist sicher sinnvoll!

"Ich bin noch mitten drin in der Phase, wo ich das Leben mit MS lernen muss. "

Und deswegen würde ich jetzt keine riesen Sprünge machen.

Du hattest Einen Schub, das ist nicht die Welt (außer er hat dich sehr getroffen)

Das mit dem Job, wenn du dich nicht wohl fühlst solltest sowieso wechseln, unabhängig von der MS.

Für eine Arbeitsunfähigkeit muss diese doch auch gegeben sein, so ist es jetzt nicht und klingen tuts mir jetzt nicht so, dass du arbeitsunfähig bist?

Für mich klingt es eher einwenig nach Angst vor dem was die MS bringen kann?

Du liegst mit deinen Vermutungen nicht unbedingt richtig. Ich habe in den vergangenen 14 Monaten viele kleine Ausfälle auf Arbeit gehabt, weil einfach nichts ging. Entweder konnte ich kaum laufen oder meine Hand wieder nicht richtig nutzen. Seit dem Schub arbeite ich schon wieder ein ganzes Jahr und bin stellenweise nach 4 Stunden kaputt, es dreht sich alles, ich bin k.o., also einfach überfordert mit den Gegebenheiten (Lautstärke, Anforderungen dort). Andere Dinge kann ich länger machen. Wenn es mir gut geht, macht der Job mir nach wie vor viel Spaß.

Ok.
Ja ne dann ist es einfach zu viel.

Zu kabar: Das “gebraucht werden” ist nicht so problematisch, denke ich. Solange meine Augen und meine Ohren funktionieren, kann ich mein Hobby ausüben.

Meine aktuelle staatlich Rente wäre erbärmlich. Ich hab eine Berufsunfähigkeitsrente, die wäre mehr als ich aktuell in Teilzeit verdiene seit 3einhalb Jahren. Ich möchte ja gern arbeiten, nur ist der Erzieher durch die Lärm- und Stressbelastung scheinbar nicht mehr das Geeignete.

Das Beratungsgespräch steht noch aus, soll in 2 Wochen stattfinden.

Was kommen wird in Sachen MS weiß keiner. 40 Jahre wusste ich nicht einmal, dass ich sie habe. In dem Tempo darf es ruhig weitergehen :smiley: