Hallo,

ich bin Neuling und habe seit april die Diagnose MS. Habe 6 Wo Betaferon gespritzt und es nicht vertragen. Meine Leberwerte haben sich ernorm erhöht und betaferon wurde abgesetz. Bis heute. Letzte Woche war ich erkältet und dann spürte ich oft ein Kribbeln da dann wieder wo anders, hinzu kamen Muskelbrennen im Oberschenkel oder beide Seiten. Schmerzen in den Gelenken. Mal da mal dort. Alles in Ruhephasen oder im Bett. Jetzt hab ich gehört es verschiedene Medis, die nicht auf die Psyche wirken aber helfen und nicht abhängig machen. Wie heißen diese Medikamente. Mein Neuro wollte mir gleich schwere Geschütze verordnen, aber ich wollte das nicht. Es gibt andere, aber ich weiß nicht wie die heißen. Könnt ihr mir helfen???

Angel

Hallo Angel,

ich habe auch neuropathische Schmerzen (Brennen, Kribbeln, Glieder- und Rückenschmerzen) durch einen Herd in der Halswirbelsäule. Neuropathische Schmerzen sprechen auf “normale” Schmerzmittel (NSAR) nicht oder kaum an, sie müssen mit Mitteln behandelt werden, die im ZNS wirken: das Antidepressivum Amitriptylin oder verschiedene Antiepileptika. Mein Neuro hat auch MS-Patienten mit neuropathischen Schmerzen, die abhängig machende Psychopharmaka nehmen (“Benzos”), rät mir aber dringend davon ab, solange es noch ohne sowas geht.

Amitriptylin ist ein uraltes (1962 eingeführtes) trizyklisches Antidepressivum, das sich seit vielen Jahren in der Schmerztherapie bewährt hat. Es macht nicht abhängig und ist billig, es gibt unzählige Generika davon. Ich nehme seit 2006 jeden Abend 75 mg, um meine Schmerzen zu dämpfen, damit ich einschlafen kann.

Eine weitere Option sind die Antiepileptika Gabapentin und Carbamazepin. Beide sind schon lange auf dem Markt und bezahlbar. Ein neues Antiepileptikum ist das noch patentgeschützte Pregabalin (LYRICA® von Pfizer). Viele, denen gegen die MS-Schmerzen kein anderes Antiepileptikum mehr hilft, schwören darauf. Es ist aber, da es noch patentegeschützt ist, relativ teuer (100 Kapseln à 150 mg kosten 175 Euro) und die Neuros verschreiben es Kassenpatienten deswegen erst, wenn die anderen nicht geholfen haben.

Alle diese Mittel muss man regelmäßig nehmen; wenn man sie nur bei Bedarf nimmt, helfen sie nichts. Man muss selbst herausfinden, wie viel man nehmen muss, bis es hilft. Ich habe ein paar Monate lang Gabapentin genommen, habe mich bis auf 2400 mg hochgearbeitet. (3 mal täglich 2 Kps. à 400 mg.) Die Schmerzen wurden zwar besser, aber da es auch die Spastik linderte, bekam ich Gummibeine davon und fiel ziemlich oft auf die Nase. Ich lebe allein und muss noch stehen können, und dazu brauche ich die Spastik. Einstweilen gebe ich mich daher mit Amitriptylin zufrieden.

Alle diese Mittel muss man ein- und ausschleichen. Antidepressiva sind eigentlich im engeren Sinne keine Psychopharmaka, und schon gar keine Suchtdrogen wie z.B. die Benzos, und ich kann bestätigen, dass ich in 4 Jahren mit Amitriptylin die Dosis nicht erhöhen musste, es wirkt immer noch.

Ich würde es an deiner Stelle erst mal mit Amitriptylin (ältere Neuros nennen es noch bei seinem Markteinführungsnamen “Saroten”) versuchen. In ein paar Monaten kommt vielleicht ein Schmerzmittel auf Cannabis-Basis auf den Markt. Eine Bekannte von mir hat gegen ihre MS-Schmerzen schon vor Jahren Dronabinol bekommen, aber sie fand, dass sie davon wurde “wie bekifft” und setzte es wieder ab. Also war das auch nicht das Wahre.

Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate,

danke für deine ausführliche Antwort. Ich werde mit meinem Neurologe und Hausarzt darüber reden. Eigentlich hat man bei der Diagnosestellung im MRT keine Herde im Rückenmark gefunden, es ist auch erst bei betaferon Nebenwirkungen ( Grippesymtome) erstmals und jetzt nach einer Erkältung wieder aufgetreten. Ich muss auch dazu sagen, das manchmal nur das Ameisenlaufen da ist, das Brennen verschwindet an manchen Tagen. Die Mittel die mein Neuro mir geben wollte, heißen Fluoxetin (tagsüber) und Opipranol ( nachts). Ich merke schon, ich weiß noch gar nichts… oder nicht viel über MS und Symtome. Aber vielen Dank für deine Hilfe.

Gruß Angel

Hallo Angelika,

bei mir hat man im Diagnose-MRT auch keinen Herd im Rückenmark gefunden, nur die Symptome (Sensibilitätsstörungen, Lähmungen, neuropathische Schmerzen) in den Beinen ließen darauf schließen, dass da einer sein muss.

Man fand ihn nur zufällig in meinem dritten MRT anderthalb Jahre nach dem ersten, da lag die Schnittführung zufällig genau passend, damit er ins Bild kam. Er ist nicht dicker als ein Zwirnsfaden, aber das ist schon ein beträchtlicher Anteil des (ca. 8 x 11 mm) dünnen Rückenmarks, genug, um mir den GdB 80 und das aG zu bescheren.

Fluoxetin ist ein bekanntes Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI, Handelsname nach der Markteinführung “Prozac”, und Opipramol gehört zur Gruppe der trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin. Prozac ist etwa 54 Millionen mal verschrieben worden. Böse Überraschungen sind damit wohl kaum noch zu erwarten. Ich würde es damit mal versuchen.

Man muss beide ein-, und beim Absetzen wieder ausschleichen. Die erwünschte Wirkung haben sie nur, wenn man sie regelmäßig nimmt; “bei Bedarf” einnehmen wie Kopfschmerztabletten, ist nicht sinnvoll. Ich wünsche dir gutes Gelingen damit! Therapiemöglichkeiten bei neuropathischen Schmerzen gibt es einige; bis man die passende gefunden hat, muss man oft ein wenig herumprobieren.

Liebe Grüße
Renate

Hallo Rente,

ich habe GsD nur Sensistörungen im Gesicht und Mundraum. Sie stören aber extrem und ich nehme dagegen Gabapentin, dass auch gut wirkt.

LG Mona

Hallo Angel
Habe die gleichen Probleme wie Du und alles schon versucht. Nix hat geholfen.Jetzt hat mir
meine Hausärztin Tramagit aufgeschrieben, welches ich schon ein halbes Jahr nehme und das
nur bei Bedarf. Ich kann Dir sagen das ich keine Schmerzen mehr habe und auch wieder durchschlafen kann.Wenn es wieder mal nörgelt nehme ich eine Tablette und innerhalb einer
halben Stunde sind die Schmerzen weg. Versuche es mal, vieleicht hift es Dir auch. Versuch macht klug. Alles Gute Heinrich