Hallo Angel,
ich habe auch neuropathische Schmerzen (Brennen, Kribbeln, Glieder- und Rückenschmerzen) durch einen Herd in der Halswirbelsäule. Neuropathische Schmerzen sprechen auf “normale” Schmerzmittel (NSAR) nicht oder kaum an, sie müssen mit Mitteln behandelt werden, die im ZNS wirken: das Antidepressivum Amitriptylin oder verschiedene Antiepileptika. Mein Neuro hat auch MS-Patienten mit neuropathischen Schmerzen, die abhängig machende Psychopharmaka nehmen (“Benzos”), rät mir aber dringend davon ab, solange es noch ohne sowas geht.
Amitriptylin ist ein uraltes (1962 eingeführtes) trizyklisches Antidepressivum, das sich seit vielen Jahren in der Schmerztherapie bewährt hat. Es macht nicht abhängig und ist billig, es gibt unzählige Generika davon. Ich nehme seit 2006 jeden Abend 75 mg, um meine Schmerzen zu dämpfen, damit ich einschlafen kann.
Eine weitere Option sind die Antiepileptika Gabapentin und Carbamazepin. Beide sind schon lange auf dem Markt und bezahlbar. Ein neues Antiepileptikum ist das noch patentgeschützte Pregabalin (LYRICA® von Pfizer). Viele, denen gegen die MS-Schmerzen kein anderes Antiepileptikum mehr hilft, schwören darauf. Es ist aber, da es noch patentegeschützt ist, relativ teuer (100 Kapseln à 150 mg kosten 175 Euro) und die Neuros verschreiben es Kassenpatienten deswegen erst, wenn die anderen nicht geholfen haben.
Alle diese Mittel muss man regelmäßig nehmen; wenn man sie nur bei Bedarf nimmt, helfen sie nichts. Man muss selbst herausfinden, wie viel man nehmen muss, bis es hilft. Ich habe ein paar Monate lang Gabapentin genommen, habe mich bis auf 2400 mg hochgearbeitet. (3 mal täglich 2 Kps. à 400 mg.) Die Schmerzen wurden zwar besser, aber da es auch die Spastik linderte, bekam ich Gummibeine davon und fiel ziemlich oft auf die Nase. Ich lebe allein und muss noch stehen können, und dazu brauche ich die Spastik. Einstweilen gebe ich mich daher mit Amitriptylin zufrieden.
Alle diese Mittel muss man ein- und ausschleichen. Antidepressiva sind eigentlich im engeren Sinne keine Psychopharmaka, und schon gar keine Suchtdrogen wie z.B. die Benzos, und ich kann bestätigen, dass ich in 4 Jahren mit Amitriptylin die Dosis nicht erhöhen musste, es wirkt immer noch.
Ich würde es an deiner Stelle erst mal mit Amitriptylin (ältere Neuros nennen es noch bei seinem Markteinführungsnamen “Saroten”) versuchen. In ein paar Monaten kommt vielleicht ein Schmerzmittel auf Cannabis-Basis auf den Markt. Eine Bekannte von mir hat gegen ihre MS-Schmerzen schon vor Jahren Dronabinol bekommen, aber sie fand, dass sie davon wurde “wie bekifft” und setzte es wieder ab. Also war das auch nicht das Wahre.
Liebe Grüße
Renate