Noch einen Aspekt finde ich wichtig bei der Entscheidung, welche Wohnform man für sich wählt, wenn das selbstständige Wohnen wegen schwerer Behinderung nicht mehr möglich ist. Ich meine den Aspekt der Sozialkontakte.
Allgemein beobachte ich, dass es bei schwerer Behinderung nicht unbedingt leichter wird mit den Sozialkontakten, zum Beispiel zu Gleichaltrigen. Nicht jede und jeder mit schwerer Behinderung wird von sozialer Isolation betroffen. Aber tendenziell wird es mit Sozialkontakten schwieriger, je stärker die Behinderung und je eingeschränkter die Mobilität ist. Zumindest ich beobachte das so.
Wenn man sich mit schwerer Behinderung und deutlich eingeschränkter Mobilität für ein Leben in der eigenen Wohnung entscheidet, mit Assistenz durch Pflegedienste etc., dann kann es passieren, wenn es dumm läuft, dass die betreffenden Personen hauptsächlich in ihrer Wohnung sitzen und sich die täglichen Kontakte auf die Pflegepersonen beschränken. In diesem Fall ist mMn die Überlegung angebracht, ob nicht eine gemeinschaftliche Wohnform besser ist.
Ob das nun unbedingt ein Pflegeheim sein muss, oder eine andere gemeinschaftliche Wohnform, muss man für sich recherchieren. Ich berichte noch mal von meinem guten Bekannten. Hier geht das, denn niemand kennt ihn und ich weiß, dass er hier nicht liest. Bevor er ins Heim ging, lebte er mit seiner Frau im eigenen Haus. Obwohl verheiratet, war er ziemlich isoliert mit seiner schweren Behinderung, denn seine Frau arbeitete und war auch sonst öfter unterwegs.
Seit er im Heim lebt, geht es ihm diesbezüglich besser. Er hat wesentlich mehr Kontakte und ist nicht mehr so eingesperrt. Ihm sind Kontakte wichtig, denn er ist nicht der Typus Einzelgänger, sondern ein geselliger Mensch. Er erzählt mir, interessante Gespräche ergeben sich bei ihm nicht nur mit den Bewohnern und im Heimbeirat, sondern zum Beispiel auch mit den Besuchern von anderen Heimbewohnern.
Nein, ein Heim ist kein Hotel. Diesen Vergleich würde ich auch nicht ziehen. Und die spezielle Atmosphäre ist auch gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel, wenn man viel mit Demenzerkrankten konfrontiert wird. Unter Umständen kann es jedoch dennoch für einen geeignet sein. Muss man sich genau überlegen.