Hallo Winter,
Auf die Gefahr hin, wieder nervtötende Diskussionen mit bestimmten Foristen zum Thema loszutreten, ist anbei der gewünschte Versuch, die Notwendigkeit einer Stärkung der zellulären Energieprozesse zur Gewinnung von ATP und der Mitochondrien zu begründen.
Wie man nachlesen kann, wird der Prozess mit dem der Körper versucht eine gewisse Funktion für demyelinisierte Axone aus den Läsionen wiederzuerlangen, axonale Plastizität genannt.
Die axonale Plastizität ist also zunächst ein Prozess, durch den das Neuron neue Ionenkanäle in die entmarkten Axonabschnitte einfügt, um die Leitfähigkeit zu verbessern. Eine gewisse Remyelinisierung kann zwar stattfinden, aber das neue Myelin ist erwiesenermaßen nie so dick und effizient wie das alte Myelin und auch stärker anfällig für Ausfälle. Wurde schon oft genug diskutiert.
Solche demyelinisierten und dünn remyelinisierten Axonabschnitte sind jedenfalls erwiesenermaßen temperatur- und ermüdungsempfindlicher als das ursprüngliche Gewebe. Wenn die Temperatur steigt, blockieren diese Abschnitte, und wenn diese Axone zu sehr beansprucht werden, z. B. durch Sport, geht ihnen die Energie aus und sie können blockieren. Diese Symptome merken viele Betroffene.
Da es sich bei diesen Ionenkanälen außerdem um Natriumkanäle handelt, erklärt dies, warum bei einigen diese intermittierenden Symptome auf Medikamente ansprechen die Natriumkanäle blockieren. Manche nehmen daher auch Fampyra.
Es geht hier aber um weitere neuronale Reparaturprozess die parallel stattfinden. Nämlich dass die überlebenden Axone versuchen, Sprossen zu bilden, um unterbrochene Bahnen wieder komplett zu verbinden und so wieder wirklich neue Verbindungen zwischen Nervenfasern zu schaffen. Dafür würden Axone aber zunächst sehr viel Energie aus den Mitochondrien in den Axonen benötigen.
Wenn Mitochondrien aber als Folge von fokalen Entzündungen an den Stellen bereits geschwächt sind ist die Energieproduktion dort schon überbelastet und statt Reparatur gibt’s ein verzögertes Absterben der Axone, das sich manchmal über Monate/Jahre nach den ersten MS-Läsionen vollzieht. Ist auch ein Grund weshalb manche sich über schleichende Verschlechterungen beschweren obwohl ihre Therapien eigentlich normal funktionieren.
Man wäre also eigentlich generell gut beraten, auf eine möglichst gute Unterstützung der zellulären Energiegewinnung zu achten. Nicht nur um „mehr Energie zu verspüren“ sondern um allgemeine Reparaturprozesse zu unterstützen bzw. mögliche Degenerationsprozesse zu verlangsamen.
Wenn man aber nun versucht, diese Diskussion Richtung konkrete Empfehlungen zu konkretisieren wird es leider schwammig. Es gab schon viele Ansätze, um von Außen auf diese Prozesse einzuwirken und entsprechend kein „richtig“ oder „falsch“ im Sinne dass es „die eine“ erfolgreiche Studie gab, die einen kausalen Zusammenhang mit NEM/Menge herstellen konnte. Es wird seit Jahren geforscht, aber auf Sparflamme weil es kein Pharmageld für teure Phase III Studien geben würde solange das Endergebnis kein patentierbares Produkt wäre.
Ich kann nun keinen Komplettabriss der Studien aus den vergangenen Jahrzehnten machen und jede(e) könnte vermutlich mit anderen Vorschlägen kommen, die womöglich genauso begründet sein könnten. Um der Theorie hier irgendeinen praktischen Mehrwert zu geben, sollten wohl ein paar relevante Ansätze erwähnt werden:
Q10 wegen dem bekannten Zusammenhang mit den Mitochondrien. Es gab hier auch schon mal Studien mit Idebenon (Raxone) wegen der besseren liquorgängigkeit. Das ist aber verschreibungspflichtig und hätte auch mehr NW.
B7/Biotin wegen dem Einfluss auf den ATP Produktionszyklus. Die Tatsache, dass hier bis Phase III getestet wurde, spricht für sich.
Die Studienergebnisse konnten für bestimmte Subpopulationen der Teilnehmer auch eine Wirkung oberhalb des Konfidenzintervalls nachweisen. Will heißen, wenn der kommerzielle Wille da gewesen wäre, hätte man wohl über eine Folgestudie mit Veränderung der Teilnehmer eine Zulassung wahrscheinlich erreicht. Der Kapitalgeber hat dann aber anscheinend den resultierenden Absatzmarkt als zu klein empfunden um weiter zu investieren. Kann mir als Patient aber egal sein wenn ich weiß dass ich so weiterhin an das NEM in der vorgesehenen Reinheit für wenig Geld komme.
Wieviel nun wie oft von was genommen werden sollte ist wie geschrieben nunmal unklar da allgemein recht wenige Studien aus der pharmacokinetik Phase herausgekommen sind. Meine persönliche Meinung dazu ist aber, dass ich lieber in 10 Jahren herausfinden will, dass ich die falsche Menge von etwas genommen habe, als dann erst zu lesen, dass es erwiesenermaßen für mich nützlich sein soll.
Letztlich sollten hier sicherlich auch die aktuell laufenden Studien mit Metformin erwähnt werden. Metformin wurde gewählt wegen der Wirkung auf den Blutzuckerspiegel und einer damit verbundenen möglichen Stärkung der Myelinscheiden durch „Verjüngung“ der Oligodendrozyten. Insofern liegst du mit deiner Ketogenen Diät sehr gut im Trend der Forschung aber sicherlich auf einem deutlich nebenwirkungsärmeren Weg.
Zusammenfassend gibt’s meines Erachtens jedenfalls kein Richtig oder Falsch und normalerweise sehr wenige Marker um genau zu wissen, ob alles wirkt. Wenn du dich stabil fühlst und sogar bei manchen Sachen positives verspürst, dann ist ja gut!
Grüße,
Marc