Hallo zusammen,
bei mir (männlich, 38) wurde 2022 MS diagnostiziert.
Erstmanifestierung: 2019 - Sehnerventzündung, vollständig remittiert
Diagnose: 2022 - erneut Seheinschränkung (ca. 90% Sehvermögen auf dem linken Auge), nicht vollständig remittiert
MRT: es wurden einige kleinere Läsionen im Hirn entdeckt (klassisch auch die Dawson’s Fingers)
Nach einer kurzzeitigen Kortison-Stoßtherapie entschied ich mich damals zusammen mit meinem Neurologen (Uniklinik mit MS-Ambulanz) zu einer Therapie der Stufe 3 mit Kesimpta trotz meines eher milden Verlaufs (Ansatz: “Hit Early and Hard”). Die Therapie läuft nun erfolgreich seit 2 Jahren nebenwirkungsfrei und ohne Ereignisse.
Unter Therapie bin ich nun leider an einem malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) erkrankt, das glücklicherweise vollständig entfernt werden konnte und auch die Resektion des Wächterlymphknoten erwies sich als unaufällig. Ich werde die nächsten 2 Jahre engmaschig kontrolliert, aber auf dem Papier bin ich nun tumorfrei.
Laut internationaler Datenbank sind 5 Fälle von Melanomen unter Ofatumumab dokumentiert. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Therapie und Krebserkrankung ist derzeit nicht bekannt. Es wird von einem sporadischen Befund ausgegangen. Aufgrund der veränderten Immunkontrolle kann ein Zusammenhang aber natürlich nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Die Krebserkrankung hat uns nun dazu gezwungen die Therapiefortführung zu hinterfragen und aktuell wägen wir mit meinem Neurologen das Risiko/Nutzen-Profil diverser Therapieansätze ab. Folgende Optionen haben sich herauskristallisiert:
Option A - Fokus Krebsabwehr: Absetzen der Kesimpta-Therapie unter engmaschiger klinischer und MRT Verlaufskontrolle, in der Hoffnung, dass die bisherige 2-jährige Therapie eine Remission ohne Rückkehr von Krankheitsaktivität erreicht hat.
Option B - Fokus Krebs & MS: Sicherheitslösung - temporäre Umstellung der Therapie auf Glatirameracetat; keine Immunsuppressive Wirkung bekannt und damit ist auch ein Malignomrisiko nicht zu erwarten.
Option C - Fokus MS-Aktivität: Fortführung der Therapie mit Ofatumumab für zumnächst insgesamt 5 Jahre.
Mein Neurologe hält alle Optionen für valide und vertretbar, ich solle eine Option wählen, mit der ich mich wohl fühle. Leichter gesagt als getan … ich hänge immer noch in der Entscheidungsphase fest. Prinzipiell bin ich allen Optionen nicht abgeneigt. Letztlich kann es aufgrund der dünnen Studienlage nur eine Bauchentscheidung werden. Man geht zwar nicht davon aus, dass eine Immuntherapie unter Ofatumumab die Detektion/Abwehr von Krebszellen negativ beeinflusst, aber sicher ist man sich nicht.
Wie sind eure Gedanken dazu?
Viele Grüße