Durham (USA) – Stress und andere Widrigkeiten aus dem Lebenslauf erkrankter Personen mit Multipler Sklerose (MS) können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Mögliche Traumata und Stressoren aus der Patientenhistorie sollten aktiv analysiert und adressiert werden, um das psychische Wohlbefinden von Men­schen mit MS zu stärken (Brain and Behavior; DOI: 10.1002/brb3.3073).

Zur Studie
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/brb3.3073

1 „Gefällt mir“

Wie würde das Ergebnis aussehen, wenn man das Studiendesign nicht auf MS anwendet, sondern auf eine andere chronische Erkrankung?

Vielleicht so:

"Stress und andere Widrigkeiten aus dem Lebenslauf erkrankter Personen mit [andere chronische Erkrankung] können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Mögliche Traumata und Stressoren aus der Patientenhistorie sollten aktiv analysiert und adressiert werden, um das psychische Wohlbefinden von Men­schen mit [andere chronische Erkrankung] zu stärken (Brain and Behavior; DOI: 10.1002/brb3.3073).

Und warum entwickelt nur ein kleiner Teil von gestressten Menschen eine MS, ein anderer Teil aber nicht?

Der Vorhang zu und alle Fragen offen …

4 „Gefällt mir“

Ich habe nach Stress eine MS entwickelt, weil ich eine nachgewiesene genetische Prädisposition für MS habe. Die hat nicht jeder. Mit einer anderen genetischen Prädisposition hätte möglicherweise Stress zusammen mit anderen Faktoren zu einer anderen Erkrankung geführt.

Mögliche negative Auswirkungen von Stress lassen sich wahrscheinlich für jede chronische Erkrankung nachweisen.

5 „Gefällt mir“

Vielleicht, weil noch weitere Faktoren hinzukommen müssen?

Nach Coimbra, dem Entwickler der bekannten Vitamin-D-Therapie, treffen drei Faktoren zusammen: genetische Disposition, Vitamin-D-Mangel (bzw. diese von ihm beobachtete Resistenz) und erheblicher länger anhaltender Stress.

Das scheint mir nicht unplausibel. Man mag zu Coimbra stehen wie man will, und ich will hier keine Diskussion lostreten. Aber immerhin ist er so weit ich weiß Mediziner und dürfte sich ausreichend mit der Materie befasst haben.

Und noch eine Überlegung. Ich schätze ja die Ayurveda-Lehre sehr. Nach dem Ayurveda gibt es verschiedene Menschentypen mit je unterschiedlichen gesundheitlichen Schwachpunkten. Der eine neigt eher zu Herz-Kreislauf-Problemen und der nächste zu etwas anderem. Ganz vereinfacht gesprochen. Und tatsächlich gibt es auch einen Typus, der eine verstärkte Tendenz zu Nervenerkrankungen hat.

Auch das scheint mir nicht unplausibel und könnte eine Erklärung sein, warum es die einen so trifft und die anderen nicht.

Auf mich treffen alle 3 Faktoren zu, die Coimbra nennt. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ich MS bekommen habe. Ich bin froh, dass es erst so spät passiert und bis jetzt relativ glimpflich abgelaufen ist.

1 „Gefällt mir“

Tja Tendenz geht schon zu Vata-Typen, das würde ich auch sagen.

Wenn man nicht ganz an Ayurveda glauben mag, es gibt so verschiedene Körpertypen auch in der Sportmedizin. Zudem gab es auch vor kurzem so eine Studie zu verschiedenen Alterungstypen:
die Stoffwechsel-Alternden, die Immun-Alternden, die hepatisch und nephrotisch Alternden.

Demnach wären wir Immun-Alternde, da Autoimmunerkrankungen im Alter zunehmen, weil Teile des Immunsystems schlechter arbeiten (der Thymus wird auch kleiner)

Hmmm,

ganz einfach gesprochen ist das Immunsystem bei MS ja zu gut - überaktiv. Deswegen versucht man ja bestimmte Teile zu dämpfen um die MS zu beruhigen. Im Alter arbeitet das Immunsystem schwächer = die MS beruhigt sich in Bezug auf Schübe ( nicht was chronische Verschlechterung betrifft).
Von daher wären wir nicht der “Typ” den du nanntest.

Typitisierungen aufgrund körperlicher Merkmale finde ich im Hinblick auf unser historisches Erbe schwierig und lehne sie komplett ab. Ich halte es da mit dem Grundsatz der Gestaltungspsychologie: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Liebe Grüße

Bei mir wAr neben Vitamin D Mangel ( in der Kindheit und Jugend!)und Gen. Prädisposition plus eine Mononucleose, von EBV kommend mit 25 Jahren ausreichend um 10 Jahre später die MS wohl loszutreten und dann mit Ende 30 die Diagnose.

Das stimmt so nicht ganz bzw. ist nicht ausreichend geklärt. Man weiß nicht, ob das Immunsystem tatsächlich zu stark ist oder doch falsch reagiert auf manche Viren ( z.B.EBV) und diese nicht gescheit bekämpfen kann. Das gleiche gilt für die Progredienz im Alter - die von den Schüben unabhängige Progredienz beginnt von Anfang an der Erkrankung! Auch bei schubfoermigen Verläufen! Und was da konkret passiert ist nicht klar! Mit dem Alter tritt die Neurodegeneration natürlich in den Vordergrund, aber die Verschlechterung geschieht kontinuierlich mehr oder weniger von Anfang an!

1 „Gefällt mir“

In dieser Frage tritt man also seit Jahrzehnten auf der Stelle, denn das habe ich vor 25 Jahren schon genauso gelesen. Erforscht das überhaupt jemand? Oder beschäftigen sich alle nur mit Schüben, weil man die so schön messen kann.

Weiß man denn mittlerweile wenigstens, ob eine geringe Anzahl von Schüben mit einer schwachen Progression im Alter korreliert?

1 „Gefällt mir“

Ja, genau so ist es. Weil man Schübe so schön messen kann und weil die mit fortschreitender Erkrankungsdauer sowieso weniger werden, was als Behandlungserfolg gewertet wird.

Und sonst: Der Vorhang zu und alle Fragen offen.

Das ist ein altes Stück, oder mit Heinrich Heines Fräulein am Meere:

"Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."

Das wäre cool!

P.S.: Schöne Audioversion des Fräuleins am Meere im Link

2 „Gefällt mir“

Ja das ist leider in der Tat so, niemand weiß auch nur ansatzweise was der eigentliche Grund ist und was da konkret geschieht. Deswegen gibt es auch kein wirkliches Tiermodell - die MS in Mäusen ist nur ein vereinfachter Nachbau. MS scheint eher eine neurodegenerative Erkrankung zu sein. Es gibt auch neuere Untersuchungen, das es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, wie gut oder schlecht die Rückbildung ist und generell due Resilienz. Das scheint wohl genetisch bedingt zu sein. Die Hypothese mit EBV wurde erst gehyped und jetzt fast schon wieder verworfen. Es wird wohl ab und zu immer wieder die alte Sau durch den Dorf gejagt.

3 „Gefällt mir“

So ist es bzw. nicht ganz, es gibt immer wieder neue Säue (nicht alte, die sind ja irgendwann schlachtreif), aber das mit dem durchs Dorf jagen ist richtig.

Eine Frage zur genetischen Disposition: Wie wird das denn festgestellt? Könnte ich das auch noch prüfen lassen? Wer würde die Kosten übernehmen? Ich bin vom Neuro nie darauf angesprochen oder gefragt worden, ob ich daran interessiert bin.

1 „Gefällt mir“

Ja, neue und alte. Es gab wohl eine sehr frische Entdeckung von zwei Genen - letztes Jahr.

Es ist wohl noch Forschungsarbeit. Ich denke nicht, dass der normale Neuro es bestimmen würde.
The variant sits between two genes with no prior connection to MS, called DYSF and ZNF638. The first is involved in repairing damaged cells, and the second helps to control viral infections. The variant’s proximity to these genes suggests that they may be involved in the disease’s progression.

Genau auf diesem Humus gedeiht der Alternativ-Quark. Die Heilprakterinnen, Wunderheiler und selbsternannten MS-Gurus wird´s freuen.

1 „Gefällt mir“

Na so heftig muss man das nicht sehen. Ich denke da einfach in Richtung personalisierte Medizin. Mich würde es zudem interessieren, welcher der Typen ich wohl wäre.

Das Immunsystem älterer Menschen wird nicht komplett (gibt da mehrere Teilbereiche) schwächer. Nur bestimmte Teile aber bevor ich dazu noch was sage, schlage ich lieber nach was ich meine.

Gestern Abend kurz bei Nano einen Beitrag zur Übertragbarkeit von Alzheimer gesehen. Das ist wohl möglich durch bestimmte med. Behandlungen - ansteckend ist es aber nicht.
Also auch mal ne ganz frische Sau - wobei wohl nur im speziellen Fall relevant.

Ja. Wie bei allen bis dato unheilbaren Krankheiten.

Ja genau, Nervenerkrankungen werden Vata zugeordnet.

Ich selbst bin laut ayurvedaärztlichem Gutachten ein Vata-Typ. Das heißt, daß bei mir die Vata-Energie dominiert. Und wo bin ich erkrankt? An den Nerven. Zufall oder nicht?

Die TCM spricht auch von verschiedenen Menschentypen. Die TCM unterscheidet zwischen Yin- und Yang-Energien. Ich sehe gewisse Überschneidungen bei Ayurveda und TCM. Bei beiden geht es um einen Ausgleich von Energien und um ein Anstreben eines Gleichgewichts. Für mich ist das sehr plausibel und hilfreich.

Wo immer ich Überschneidungen zwischen derartigen alten Medizinformen und modernem wissenschaftlichen Erkenntnissen finde, bin ich dabei.

Im Ayurveda hält man immer schon Essenspausen von 16h ein, Intermitted Fasting und nun auch Autophagy hat man erst relativ spät entdeckt.

1 „Gefällt mir“

Mir ist die These vom überschießenden Immunsystem auch nicht so recht plausibel.

Zum Beispiel war ich einmal nach einem schwereren Schub in der Reha. Dies war ein Schub, bei dem nicht neue Symptome entstanden, sondern der Schub entwickelte sich, weil alte Herde aufflackerten.

Eine Ärztin in der Reha erklärte mir, das Aufflackern würde bei schlechter Immunlage, also bei geschwächtem Immunsystem passieren. Also wie jetzt? Schübe entwickeln sich bei geschwächtem Immunsystem? Das wäre also genau das Gegenteil zur These vom überschießenden Immunsystem.

Was ist nun richtig? Überschießend, geschwächt oder fehlgeleitet?

1 „Gefällt mir“