Liebes Forum,

seit 9 Jahren nehme ich Tysabri/Tyruko alle 8 Wochen und war nun im April erstmals JCV positiv mit sehr niedrigem 0,29 Index. Auf dem Testergebnis sieht man, dass darum noch ein Bestätigungstest gemacht wurde - mit 60% Inhibition, was wohl recht klar positiv bestätigt (https://www.accessdata.fda.gov/cdrh_docs/reviews/K120986.pdf).

Nun war aber ein neuer JCV Test im Juni wieder negativ und jetzt bin ich sehr unsicher, ob ich bei einem wahrscheinlich so niedrigem PML Risiko immer noch zu Kesimpta wechseln soll 🫣
Tysabri ist so gut gewesen…

War von euch jemand schon in einer ähnlichen Situation bei den JCV Tests? Seid ihr weggewechselt und was haben eure Ärzte gesagt?

Viele Grüße :slight_smile:

Hallo,

war bei mir genauso. Ich hab Tysabri insgesamt 4,5 Jahre genommen!

Mir war dann irgendwann der psychische Druck einfach zu hoch und ich hab mich für einen Wechsel entschieden!

Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden…

Gruß

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Was sagt dir dein Bauchgefühl? Die Risiko Tabelle bei JCV positiven Patienten ist mittlerweile zu einem modernen Rorschach Test für Tysabripatienten und Neurologen verkommen weil eigentlich ohne ernsthafte Aussagekraft.

Die Zahlen sind über 13 Jahre alt und die refenzierten Immunsuppressiven Therapien werden nicht mehr verwendet. Die gängigen Monitoring Prozeduren in der EU bei JCV+ sind ebenfalls nicht berücksichtigt.

Entsprechend gibt es eine Patienten Gruppe, die bei JCV+ am liebsten die Ergebnisse vor ihren Neurologen verstecken würden, um unbehelligt weiter zu machen, die anderen glauben hingegen, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie in einer PML erkranken werden.

Und was du auch immer entscheidest, muss das in Abstimmung mit deinem Neurologen sein weil er ja letztendlich das Risiko trägt. Und in so einer Situation dann einfach wechseln wenn er /sie anderer Meinung, ist nahezu unmöglich.

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Dazu würde ich dann zählen :rofl:

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Und nein! Nur Du alleine trägst das Risiko/ Verantwortung. Es geht hier nur um dich inkl. Familie etc., wenn tatsächlich was passieren sollte!

Ich denke nicht, dass der Arzt die Verantwortung trägt.

Du mit deiner Unterschrift auf dem Aufklärungsbogen stimmst einer weiteren Behandlung mit Tysabri zu mit allen evtl. Nebenwirkungen.

Jeder ist anders in Hinsicht auf Risikobereitschaft.

Jeder muss es für sich selbst wissen… :slight_smile:

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Guten Morgen
und herzlichen Dank euch für eure Antworten!

@Spatz Ja das kann ich gut verstehen! Wie lange warst du denn JCV+, bevor du gewechselt bist? Und wie hoch war dein Index circa und wie oft dann auch wieder negativ? Was nimmst du jetzt und wie geht es dir damit?

@Marc696 Ganz so stark würde ich die JCV Risikostratifizierung nicht abtun. Bei den “alten” immunsupprimierten Therapien wurde der JCV Index meines Wissens nach ohnehin nicht zur Risikoabschätzung herangezogen und da ich bisher mur Natalizumab bekommen habe, ist das für mich auch nicht relevant. Es ist sicher richtig, dass eine aktuelle PML-Risikobewertung für JCV- und JCV Index<=0,9 Natalizumab-Patienten (inkl. Tyruko!) wünschenswert wäre, da ja fast nur noch diese Patienten mit Natalizumab behandelt werden. Hier ist zumindest ein neuerer Artikel (2021), der für JCV Index<=0,6 das Risiko als sehr gering einordnet: Improving risk‐stratification of natalizumab‐associated PML - PMC
Es ist ein guter Punkt, dass ich meine Neurologen um engmaschigere MRT Kontrollen bitten sollte bei Nat-Weiterbehandlung - immerhin hat eine früh erkannte PML bessere Behandlungschancen. Gleichzeitig bleibt sie aber auch dann ein Riesenproblem: Tysabri muss sofort aus dem Körper raus und es kann zur IRIS kommen… Deswegen fühle ich mich weiterhin etwas unwohl, mit dem nun auch wohl nur minimal höherem PML Risiko zu leben. Vermute aber, dass ich mich daran gewöhnen kann und meine Ärzte schienen tendenziell mir die Entscheidung zu überlassen.

Weswegen ich gerade dazu tendiere noch bei Natalizumab zu bleiben neben der bisher 9 guten Jahre darunter: Ich bin erst 40. Wenn ich nun zB zu Kesimpta wechsel, kommt mir das Risiko sehr hoch vor, dass ich mit spätestens 50 Jahren wieder wechseln muss. Und wohin dann? Also lieber möglichst lange unter einer Therapie bleiben :pray:

Viele Grüße und einen schönen Sonntag euch

Ich hatte einen geringen Index, so um 0,4…
, 0,6… Einige Male, vielleicht 4 mal, war ich wieder negativ.

Bewusst muss dir auch sein, WENN du wirklich eine PML bekommst, dass deine MS medikamentös sehr schwer wird zu behandeln.

Allein die kognitiven und psychischen Probleme sind nicht zu unterschätzen.

Und vielleicht gibt es Menschen in deiner Umgebung, die dich gern haben und denen du das nicht zumuten möchtest.

Aber es ist deine Entscheidung. :slight_smile:

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Ab ~07:20 kommt JCV+

Wenn ich mir die Daten und Statistik anschaue. ich bekomme jetzt 13Jahre Tysabri, würde ich JCV+ werden, dann wäre ein PML Risiko doch schön hoch.

Ich würde auf alle Fälle einmal die Tysabriintervalle auf hmm alle 7 oder 8 Wochen ausdehnen.

92% Wahrscheinlichkeit weniger PML-Risiko ist dann doch eklatant.

Dann MRT alle halben Jahre.

Abhängig von der AK Zahl würde ich sonst auf Gelenya, wenn das nicht gut läuft dann auf Kesimpta, wechseln.

So wäre dann mein Weg denke ich, aber vor der Entscheidung will ich ehrlich gesagt nicht stehen müssen :see_no_evil:

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Danke für den Link, den ich so noch nicht kannte. Die Referenzen darin bestätigen aber m.E. nochmal, was ich weiter oben geschrieben habe, nämlich das irgendeine quantitative Berechnung des tatsächlichen PML Risikos nahezu Hokuspokus ist.

Das fundamentale Problem ist, dass es nicht mal eine einheitliche Datenbasis mehr gibt. In 2010 gab es zumindest noch ein einheitliches Reporting des Herstellers, weltweit, weil er dazu verpflichtet war.

Mittlerweile werden Subpopulationsegmente definiert und regionale Vergleiche gezogen, kumulative Wahrscheinlichkeiten mit situativen Wahrscheinlichkeiten austauschbar gemischt, irgendwelche Randbedingungen definiert und zeitliche Kriterien für die Berücksichtigung erläutert.

Man kann doch nicht allen ernstes einem Neurologen abnehmen, dass er noch in der Lage wäre, einem mit solchen Infos eine klare Aussage dazu ohne fünf Fussnoten zu liefern.

Wie dem auch sei, Es ist unbenommen, dass JCV Viren eine notwendige Voraussetzung für eine PML sind und dass je mehr von Ihnen in ZNS vermutet werden, die Wahrscheinlichkeit einer PML steigen könnte.

Eine PML ist nicht gut und niemand sollte sie haben. Man sollte bei der Diskussion aber dennoch nicht vergessen, dass keine zwei PML Infektionen gleich verlaufen, dass es eigentlich schon seit Jahren ein paar duzend Behandlungsmöglichkeiten gibt neben der Plasmapharese und dass das 6-monatige Monitoring in deutschen Kliniken schon sehr engmaschig ist.

Dieses Risiko würde ich persönlich jedenfalls in Summe als langfristig geringer einschätzen als die niedrigen IgG Werte, die viele nach ein paar Jahren CD20 Therapien erwarten können. Man muss aber entsprechend mit diesem erhöhten Risiko leben lernen und auch mal seinen Neurologen häufiger mal ansprechen wenn man ungewöhnliche Schubsymptome spürt.

Und das ist wie gesagt eine persönliche Entscheidung…

Der Witz war gut.

Nur der Patient trägt das Risiko,nicht der Arzt. :frowning:

Alles blablabla. Nur du als Patient trägst das Risiko. Kein Arzt wird belangt, wenn was passiert. Deshalb der Aufklärungsbogen!

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Manche scheinen realitätsfremd zu sein!

Allein die Tatsache, dass du überhaupt diese Erkrankung dann hast. Das ganze Dilemma mit Krankenhaus etc. Das braucht keiner!

Auch die Aussage “auch mal seinen Neurologen häufiger mal ansprechen wenn man ungewöhnliche Schubsymptome spürt.”

Erst mal einen Termin beim Neurologen erhalten. Die sind doch alle überbelastet! Und haben keine Zeit sich stundenlang mit Studien oder Statistiken unterhalten

Danke für den bereichernden Kommentar. Sind das deine Erfahrungen beim Buschdoktor? Patienten sind letztendlich immer verantwortlich für ihre eigene Gesundheit. Wer sonst?

In der S…man Welt werden Ärzte aber offenbar nicht verklagt und alle sonstwie Beteiligten können kollektiv die Augen zudrücken und so tun als ob nix gewesen wäre?

Kannst erstmal die Biogen Patientenerklärung im Falle von Fortsetzung bei JCV+ lesen und bei Ambulanzen erkundigen, die schon PML behandeln mussten, was dann dort los ist wenn du ernsthafte Beiträge hier liefern willst.

Wenn der Arzt nicht mitmacht, dann hast keine Chance.

Die wollen auch nicht verklagt werden (von Angehörigen) insofern ist es schon ein Risiko für die Ärzte und nicht nur für den Patienten.

Wer hat dann aber das Geld und die Kraft zu verklagen?

Gibt es Fälle, die du kennst?

Und auch das Recht bekommen, macht dann das Geschehene “PML” nicht mehr rückgängig.

Wieviele klagen gibt es, weil Apparate abgeschaltet wurden (auf Wunsch vom Patienten)?

Also ich würde das Risiko, wenn es höher ist, als Arzt auch nicht eingehen.

Und ich bin mir ziemlich sicher, mein Krankenhaus würde ab einem gewissen Wert auch nicht mitmachen. (Widerspricht ja auch dem ärztlichen Schwur)

… Eben!

Hallo zusammen,

danke euch für eure Antworten und Meinungen!

@DaumenHoch Danke fürs Video, witzigerweise stellt der Arzt da genau die Risikostratifizierung aus meinem Link oben vor :smiley: Es war nochmal eine gute Warnung in Bezug auf die dort gezeigte Zusammenfassung zur PML… Gott sei Dank nehme ich Natalizumab ja nur alle 8 Wochen, das ist zumindest beruhigend.

Tatsächlich habe ich es schon mehrmals erlebt, dass mir Neurologen Tysabri trotz stabiler MS nicht alle 8 Wochen verschreiben wollten. Weil sie Angst vor einer Klage von mir hatten bei einem MS Schub “wegen zu seltener Infusionen” - dabei wäre das auch das Letzte, woran ich dann wohl denken würde, und es gibt genug Daten zu verlängerten Infusionsintervallen plus meine für mich persönlich gute Erfahrung damit :woman_shrugging:

@Marc696 Ja, die fehlende Datengrundlage ist sicher das Problem. Die Artikel fassen diese noch nicht mal tabellarisch nachvollziehbar zusammen. Aber inwiefern gibt es so viele Behandlungsmöglichkeiten bei einer PML? Den Eindruck hatte ich gar nicht.

@Spatz Dann klingt das ja bei dir ja auch so, als hättest du dich dann durch wechselnde JCV Tests erst durchgeschlagen vor einem Wechsel :pray: Gut auf jeden Fall, dass du den dann gut überstanden hast! :slight_smile:

Ich mache im Moment noch alle Impfungen und hab dann Ende August nochmal Tyruko und meinen Neurologentermin. Ich lasse das alles nochmal sacken und schau dann mal im Arztgespräch, wie und wann die Entscheidung fallen wird. :pray:

Viele Grüße

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Ja, das habe ich! Und vor der Umstellung noch eine Nervenwasserpunktion vornehmen lassen.