Azathioprin

Wirkstoff:

Azathioprin ist ein schwaches Zytostatikum – es hemmt das Zellwachstum beziehungsweise die Zellteilung – und gehört damit in die Klasse der das Immunsystem unterdrückenden Immunsuppressiva.

Handelsname:

u. a. Imurek®

Indikation:

RRMS, milde/moderate Erkrankung, Reservepräparat

Das Medikament ist angezeigt bei schubförmig remittierender MS (RRMS) mit milder/moderater Verlaufsform. Es wird als Reservepräparat eingesetzt, wenn eine verlaufsmodifizierende Therapie empfohlen und eine Therapie mit anderen Substanzen nicht möglich ist, vor allem bei gleichzeitigem Vorliegen von anderen Autoimmunerkrankungen oder wenn unter einer bisherigen Therapie mit Azathioprin ein stabiler Verlauf erreicht wurde. Die Therapiedauer sollte zehn Jahre nicht überschreiten.

Zulassung:

2000

Wirksamkeitskategorie:

nicht bestimmt

Verabreichungsform:

Tablette, oral

Tabletten, die zwei- bis dreimal täglich eingenommen werden. Zieldosis 2–3 mg/kg Körpergewicht.
Nach Ausschluss chronischer Infektionen und Malignomen erfolgt zunächst die Gabe einer Testdosis (50 mg) zur Prüfung der Verträglichkeit unter Kontrolle der Leberwerte. Unter der Therapie sind regelmäßige Blutbild- und Leberenzym-Untersuchungen obligatorisch.

Wirkweise:

Azathioprin unterdrückt die Immunabwehr, indem es das Zellwachstum hemmt – auch das Wachstum der für die Auslösung der MS wichtigen T- und B-Lymphozyten. In Studien wurde ein deutlicher Einfluss von Azathioprin auf die Schubrate und auf das Fortschreiten der Erkrankung beim schubförmigen Verlauf belegt. Allerdings erfüllen diese Studien nicht – im Gegensatz zu den Studien mit anderen Immuntherapien – die modernen, hohen Anforderungen.

Nicht geeignet bei/für:

Personen unter 18 Jahren, schwerwiegenden Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, schweren Infektionen wie Tuberkulose, schwerer Schädigung des Knochenmarks, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Schwangerschaft und Stillzeit. Azathioprin sollte von männlichen als auch von weiblichen Patienten sechs Monate vor der Zeugung eines Kindes abgesetzt werden.

Nebenwirkungen:

Erhöhte Anfälligkeit für Infekte, Schwindel, Übelkeit, Dosisabhängige Lebertoxizität, Lymphopenie (Mangel an Lymphozyten) und erhöhtes Malignomrisiko (zunehmend nach zehn Jahren Anwendung)

Wissenswertes:

Während Azathiopron seit den 1970er Jahren häufig eingesetzt wurde, wird es angesichts der neueren und besseren Therapieoptionen heutzutage kaum noch verwendet.

Letzte Änderung: 21.01.2021