Glatiramerazetat

Wirkstoff:

Glatiramerazetat (GLAT) ist ein synthetisches Eiweißmolekül, das Ähnlichkeit mit Bestandteilen der Nervenisolierschicht Myelin hat.

Handelsname:

Copaxone® 20 und 40mg, Clift® nur 20 mg

Indikation:

RRMS, milde/moderate Erkrankung

GLAT ist für Patienten mit einer schubförmigen MS (RRMS) zugelassen und wird für die milde/moderate Verlaufsform empfohlen.

Zulassung:

2001

Wirksamkeitskategorie:

1

Verabreichungsform:

Injektion, subkutan

Glatiramerazetat wird mit 20 mg einmal täglich oder 40 mg dreimal pro Woche subkutan injiziert. Dosisanpassungen nach Gewicht sind nicht notwendig. Sowohl Copaxone® als auch Clift® kann sich der Patient nach entsprechender Schulung selbst verabreichen.

Wirkweise

Glatiramerazetat greift regulierend ins (fehlgesteuerte) Immunsystem ein. Seine Wirkweise ist nicht vollständig geklärt. Es blockiert aggressive Immunzellen (T-Lymphozyten), schützt das Myelin und regt die Bildung von Faktoren an, die das Nervenwachstum fördern.

Nicht geeignet bei/für

Kinder unter 12 Jahren, Überempfindlichkeit/Allergie gegenüber der Substanz oder Mannitol. Vorsicht ist geboten bei eingeschränkter Nierenfunktion.

Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung bei Anwendung von GLAT ist eine lokale Reaktion an der Injektionsstelle (Rötung, Schmerz, Quaddelbildung, Juckreiz). Bei einigen Patienten tritt eine ungefährliche, aber bedrohlich wirkende Reaktion auf: Die sogenannte „sofortige Postinjektionsreaktion“ (SPIRS) äußert sich in Herzrasen, Atemnot, Druckgefühl und Schweißausbruch. Sie dauert 30 Sekunden bis längstens 30 Minuten und klingt von allein wieder ab. Meist tritt sie bei ein und demselben Patienten nur einmal auf, kann sich aber im Einzelfall auch wiederholen. Weitere Nebenwirkungen: lokale Veränderungen des subkutanen Fettgewebes (Lipoatrophie), Erkrankung der Lymphknoten (Lymphadenopathie), Gewichtszunahme, Zittern, Candida-Mykosen der Vagina, Herzstolpern/Herzrasen, Schüttelfrost, Gesichtsödem und Erbrechen

Wissenswertes:

GLAT wurde ursprünglich entwickelt, um eine MS-ähnliche Erkrankung im Tiermodell auszulösen. Es zeigte sich aber schnell, dass es die Erkrankung im Gegensatz zu der erwarteten Reaktion abschwächen konnte. Eine Verzögerung der Progression konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Generisches Glatiramerazetat (Clift®) ist in seiner Wirksamkeit mit originärem GLAT vergleichbar und soll wie dieses angewendet werden. Patienten sollten bei der Verordnung jedoch darüber informiert werden, dass dessen Zulassung erfolgte, nachdem eine Vergleichsstudie eine ähnliche Wirksamkeit von GLAT und generischem GLAT auf die MRT-Aktivität gezeigt hatte.

Letzte Änderung: 21.01.2021