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Stammzelltransplantation bei MS: Überwiegt der Nutzen das Risiko?
Positives zu berichten hatte auch Prof. Dr. med. Christoph Heesen, Oberarzt und Leiter der MS-Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf. Die autologe homatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT) sei ein Verfahren mit kalkulierbaren Risiken, wenn auch die Erfahrungen in Deutschland bislang unzureichend seien.
Kurz erklärt: Dem Patienten werden eigene Blutstammzellen entnommen und eingefroren. Nach einer hochdosierten Chemotherapie, die das blutbildende Gewebe zunächst zerstört, werden die Blutstammzellen aufgetaut und als Blutinfusion zurückgegeben. Das Immunsystem kann sich neu aufbauen. Prof. Heesen stellte in der Folge einige Studien vor, die Aussagen zur positiven Wirksamkeit der Stammzelltherapie hinsichtlich des Effekts auf Beeinträchtigungen und Krankheitssuppression getroffen haben. Das sei kein Beleg, dass dieses die beste MS-Therapie sein, aber zumindest ein Punkt, dem man weiter nachgehen sollte, erklärte er.
Eine Heilung verspricht jedoch auch die HSCT nicht. Meta-Studien hätten gezeigt, dass nach 2 Jahren noch 74 %, nach 5 Jahren noch 46 % der Patientinnen und Patienten progressionsfrei seien. Auch gibt es Studien, die zeigen, dass Ocrelizumab eine ähnliche Wirkung erziele. Wobei: Immerhin könne man (bei geeigneten Patienten) Jahre mit der Stammzelltherapie gewinnen.
Heesen betonte, dass registerbasierte Studien nur bedingt aussagekräftig seien, weil die Datenerhebungen teilweise unter komplett anderen zeitlichen und räumlichen Bedingungen erfolgt seien. „Wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen“, so der Klinikleiter. Dennoch ließen sich folgende Aussagen treffen:
- Risiken sind kalkulierbar, Nutzen bei hochentzündlicher MS < 10 Jahre, Lebensalter < 40 Jahre und EDSS < 6.0 vermutlich groß.
- HSCT sollte Patienten mit aktiver RRMS, bei denen eine krankheitsmodifizierende Behandlung versagt, als Behandlung angeboten werden. Bei therapie-naiven Patienten mit rasch fortschreitender schwerer MS kann die HSCT als Behandlungsoption in Betracht gezogen werden.
- Die Patienten sollten in spezialisierten Zentren mit geeigneten interdisziplinären Teams (Stammzellboard) und bestenfalls im Rahmen klinischer Studien (Minimum Register) erfolgen.
- Unfruchtbarkeit als hohes Risiko muss mit den Patienten abgeklärt werden.
- Bei rund Zweidrittel der Patienten übernimmt die Krankenkasse bisher die Kosten