Heute habe ich den schriftlichen Befund meines aktuellen Schädel & HWS MRT-Scans gelesen. Der enthält eine Überraschung. Meine Symptome sind wohl nicht MS-bedingt (steht so nicht drin, ist aber daraus zu schließen).
An zwei Halswirbeln (C5 & C6) liegt eine osteodiskogene Neuroforamenstenose vor (Verengung der Nervenaustrittskanäle zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule.). Ein typisches Symptom ist brennende Haut an den Körperregionen, wo die jeweiligen Spinalnerven aus der Wirbelsäule hinführen. Meine betroffenen Spinalnerven bilden einen Teil des Armnervengeflechts. Das kommt hin, ich verspüre von Zeit zu Zeit leichtes Hautbrennen an Händen und Armen.
Bin froh, dass der Radiologe die osteodiskogene Neuroforamenstenose erkannt hat. Jetzt kann ich etwas dagegen tun. Tut man nichts, kann das einmal zu Lähmungen und irreversiblen Nervenschäden führen. Lähmungen hätte dann wohl jeder Arzt mit meiner MS in Verbindung gebracht. Ohne neue Läsionen hätte man womöglich angenommen, es wäre psychosomatisch. Vielleicht hätte man mich sogar als Simulanten hingestellt?
Bei einer osteodiskogenen Neuroforamenstenose liegt oft endzündliche Aktivität an den betreffenden Stellen in der Wirbelsäule vor. Das ist grundsätzlich nicht gut, bei MS wohl erst recht nicht, wenn da (noch andere) Entzündungen in der Wirbelsäule sind. Aber es gibt Medikamente und andere Behandlungsmöglichkeiten.
Wie ich nun aufgrund einer Nachfrage weiß, hat das örtliche Siemens MRT lediglich 0,55 Tesla Feldstärke. Jedoch soll es dank neuer AI-Technologie höher aufgelöste Bilder ermöglichen als man aufgrund der niedrigen Feldstärke annehmen könnte. Was mir der Radiologie auf seinem Computer zeigte, sah dann auch beeindruckend scharf und detailliert aus. Es dürfte sich um ein Magnetom Free.Star Gerät mit 60 cm schmaler Röhre handeln, da es definitiv keine 80 cm waren (Komfortbreite bei Magnetom Free.Max). Beim HWS-Scan im Klinikum vor 7 Monaten wurde keine osteodiskogene Neuroforamenstenose diagnostiziert. Dort handelte es sich vermutlich um ein klassisches 1,5 Tesla Siemens MRT, da es genauso eng war, aber rein optisch kein Magnetom Free.Star. 3 Tesla waren es definitiv nicht, solche Geräte sehen bei allen Herstellern anders aus (kürzere und 70 cm breite Röhre). Damals wurden an den beiden betreffenden Wirbeln “betonte Osteochondrosen” festgestellt (zusammengedrückte Bandscheiben), jedoch explizit “ohne spinale oder neuroforaminale Enge”. Etwa 10 Wochen später traten dann erstmals Sympome einer osteodiskogenen Neuroforamenstenose auf, die (mittlerweile) mittelgradig ausgeprägt ist (also nicht hochgradig, aber auch nicht nur niedriggradig).
Wurde die osteodiskogene Neuroforamenstenose beim MRT im Oktober 2023 übersehen? Kann sich so etwas wirklich innerhalb von nur etwa 10 Wochen neu und so stark ausbilden, dass man bereits Symptome hat? Handelt es sich womöglich um einen Fall unterschiedlicher Beurteilung von MRT-Ergebnissen?
Gestern Abend hatte ich das Hautbrennen an Händen und Unterarmen so stark wie seit Monaten nicht mehr. Gestern Morgen lag ich etwas zusammengestaucht im engen MRT, etwa 50 Minuten lang. Dabei hatte ich leichte Nackenschmerzen, wollte mich aber nicht bewegen, für unverwackelte Aufnahmen. Könnte mir vorstellen, dass hierbei Druck auf die Nerven in der HWS an den verengten Austrittskanälen zu einer Reizung führte, die nun wieder verstärkte Symptome mit sich bringt.
Das nächste MRT lasse ich mit 3 Tesla machen.
Osteodiskogene Neuroforamenstenose ist zwar nicht schön, auf der anderen Seite freut mich, dass ich von meiner MS offenbar noch überhaupt nichts merke (abgesehen vom Diagnose-Schub). Das ist ja dann wohl ein (weiteres) gutes Zeichen. Hautbrennen war das Einzige, aber das kommt ja offenbar gar nicht von der MS. Im Befund steht drin, dass überhaupt keine Veränderungen in Schädel und HWS seit Oktober 2023 sichtbar sind. Das stimmt mich guter Hoffnung, dass morgen beim BWS-Scan das Gleiche herauskommt.